Kettenreaktion mit Torfolge beim HSV-Spiel

Trainer Markus Gisdol baut die Abwehr um: Beck wird verlinkt, Strobl überrascht und Süle wird zum Zentralverriegler.

03.02.2014 UPDATE: 03.02.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Freudensprint: 1899-Kapitän Andreas Beck bejubelt sein Tor zum 3:0. Foto: APF
Von Roland Karle

Sinsheim. Die Gäste gewährten freies Geleit, und plötzlich stand Tobias Strobl vor dem HSV-Tor. Doch er traf die falsche Entscheidung: Der Defensivmann zögerte, legte sich den Ball auf den schwächeren linken Fuß und sein Schuss blieb im gegnerischen Gebein hängen.

Es wäre zwei Minuten vor dem Ende das 4:0 für Hoffenheim und - nach den Treffern von Niklas Süle und Andreas Beck - das dritte Tor eines Abwehrspielers gewesen.

Strobl trauerte der verpassten Chance nicht lange nach, freute sich vielmehr über seine Rückkehr in die Startelf. Und das auf ungewohnter Position als Rechtsverteidiger, die er früher eine Zeit lang bei 1860 München bekleidet hatte. "In der Vorbereitung hat der Trainer mal gefragt, ob ich mir auch vorstellen kann, auf der rechten Außenposition zu spielen", erinnerte sich Strobl. Als es nun soweit war, "habe ich ein paar Minuten gebraucht, um mich einzufinden". Kein Wunder: Bislang tat sich der 23-Jährige in Hoffenheim als Auf- und Abräumer im Mittelfeld hervor, bewarb sich ebenso wie Rudy, Polanski und Salihovic um die Stelle als Sechser.

Gegen den HSV puzzelte Trainer Markus Gisdol die Hintermannschaft ganz neu zusammen. Und ließ nicht einmal Denkmalschutz gelten: Wie der schiefe Turm nach Pisa, so gehört Andreas Beck auf die rechte Abwehrseite. Gehörte! Jetzt hat Gisdol seinen Kapitän verlinkt, geradewegs in eine Hochdruckzone. Denn jedes zweite der bislang 42 Gegentore entstand aus westlicher Richtung.

Drei Treffer in 169 Spielen

Auf der Suche nach einem zuverlässigen Sicherheitschef für seinen linken Problembezirk ließ Gisdol schon ein halbes Dutzend Kandidaten vorspielen: Fabian Johnson, Jeremy Toljan, Sejad Salihovic, Stefan Thesker, Robin Szarka und nun Andi Beck. Der Blondschopf machte seine Sache ordentlich, aber nicht so sensationell, um sich als Dauerlösung aufzudrängen. Immerhin: Im 169. Bundesliga-Spiel für Hoffe erzielte Beck sein drittes Tor.

Eine deutlich bessere Quote weist Niklas Süle auf. In 15 Erstliga-Partien traf er zwei Mal, außerdem noch im Pokal gegen Cottbus. Sein 2:0 kurz vor der Pause gab Sicherheit, Becks Treffer zum 3:0 entschied das Spiel. Und bestätigten Trainer Gisdol darin, dass sein Eingriff in die Viererkette richtig war. Kommt ja selten genug vor, dass gleich zwei Abwehrspieler treffen - und eine Kettenreaktion mit Torfolge auslösen.

Willkommener Nebeneffekt: Die Tabellenführung als löchrigste Abwehr hat Hoffenheim dadurch an den geschlagenen HSV (44 Gegentore) abgegeben.

Süle war am Samstag einer der Besten. Der 18-Jährige und der für Jannik Vestergaard nominierte David Abraham funktionierten wie eine frisch eingebaute Zentralverriegelung. Ganz anders als noch vor einer Woche beim 0:4 in Nürnberg, als auch Süle patzte. Hoffes Jüngster zweifelte daraufhin, ob er gegen den HSV auflaufen würde, "aber ich habe im Training einfach voll Gas gegeben."

Das hat sich gelohnt. Der 1,95 Meter große Innenverteidiger köpfte, grätschte und klärte wie ein routinierter Haudegen. "Ein super Tag für uns", kommentierte Süle den Sieg. Dass Hoffenheim im 19. Saisonspiel erstmals ohne Gegentor blieb, ist auch sein Verdienst. Komplimente gibt er artig an die gesamte Mannschaft weiter. "Wir sind diesmal tiefer gestanden, haben die Räume eng gemacht und sind schon vorne gut draufgelaufen."

Selbst der wenig souverän wirkende Koen Casteels im Hoffenheimer Kummer-Kasten bekam Lob ab. "Er hat uns lautstark dirigiert. Es spricht für ihn, dass die Null steht", sagte Süle.

Im November hat er seinen Vertrag bis 2017 verlängert, inzwischen darf sich der 93-Kilo-Mann getrost als Stammspieler fühlen: Seit dem neunten Spieltag gegen Leverkusen stand er immer in der Anfangself. Der erfahrenere Abraham (27) und Vizekapitän Vestergaard (21) streiten sich derweil um den Platz als sein Doppelpartner im Verteidigungszentrum.

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