1899 Hoffenheim

Gegen Union Berlin die Europa-League-Tickets abholen (Update)

Kramaric ist als Joker zurück und Dabbur zeigt seine Torjägerqualitäten

18.06.2020 UPDATE: 18.06.2020 12:06 Uhr 3 Minuten, 35 Sekunden
Foto: Ruffler

Von Achim Wittich

Augsburg. Der Blick auf die Tabelle ist bekanntlich bei Sportlern und speziell Profifußballern angeblich verpönt. "Wir schauen von Spiel zu Spiel und konzentrieren uns auf den nächsten Gegner." Eine gerne verwendete Redewendung der Klubverantwortlichen und Trainer, die genau wissen: "Das nächste Spiel ist das schwerste."

Dennoch ist fest davon auszugehen, dass nicht nur alle, die beruflich mit 1899 Hoffenheim verbunden sind, sondern auch diejenigen, die dem Dorfklub als Fan fest die Daumen drücken, am späten Mittwochabend nach dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg ganz genau auf das Tableau und anschließend auf die Paarungen der letzten beiden Spieltage geschaut haben. Sie durften mit Freude feststellen, dass die TSG hervorragende Aussichten besitzt, nach dem Abpfiff dieser außergewöhnlichen Saison den siebten oder bestenfalls sogar sechsten Rang zu belegen. Die Tickets für Europa liegen bereit, Kapitän Benjamin Hübner und seine Kollegen müssen sie jetzt nur noch abholen.

"Die Tabellensituation ist relativ interessant. Wir stehen auf einem guten Platz, den wir mindestens verteidigen wollen. Wir werden bis zum Schluss fighten, um unsere Position noch zu verbessern", wird Hübner auf der "Hoffe"-Homepage zitiert.

Die Rechnung ist bei allen theoretischen Ergebniskonstruktionen eigentlich ziemlich einfach. Der Kraichgau-Klub schlägt am Samstag (15.30 Uhr/live auf Sky) die "Eisernen" von Union Berlin und gleichzeitig verliert der SC Freiburg bei den Bayern. Dann ist die Qualifikation für die Europa League in trockenen und blau-weißen Tüchern.

Doch keine Rechnung ohne Unbekannte. Und da gibt es tatsächlich einige, gerade weil die beiden abschließenden Spielrunden stets für abenteuerliche Ergebnisse gut sind.

Fakt ist, dass es die Hoffenheimer tatsächlich geschafft haben, neun Heimniederlagen zu kassieren. Eine zehnte oder auch nur ein mickriges Unentschieden gegen die jenseits von Gut und Böse platzierten Bundeshauptstädter könnte fatale sportliche Folgen haben.

Größere Zahlenspiele will deshalb bereits morgen Manus Dabbur verhindern. Der Israeli ist nach seiner Verletzung gerade noch rechtzeitig in Fahrt gekommen und machte den Augsburgern mit seinem Doppelpack fast im Alleingang den Garaus. Endlich scheint die TSG wieder einen Vollblutstürmer in den eigenen Reihen zu haben, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht und beim Abschluss über ausreichend Kaltschnäuzigkeit verfügt. Seine Mitspieler hatten in der FCA-Arena noch viel Pech. Christoph Baumgartner, Hübner, Ihlas Bebou und Maximilian Beier trafen nur die Latte.

Sollte es nach dem siebten Erfolg auf fremdem Rasen, was gleichzeitig einen Vereinsrekord bedeutete, gegen Union nicht mit der Europa-Buchung klappen, gibt es am letzten Juni-Wochenende wieder einmal ein Endspiel in Dortmund. Wer erinnert sich nicht an den 18. Mai 2013, als Sejad Salihovic mit seinen beiden Strafstoßtoren "Hoffe" den 2:1-Erfolg und damit einen Relegationsplatz sicherte? In den beiden K.o.-Spielen setzte sich 1899 gegen den 1. FC Kaiserslautern durch und blieb erstklassig.

Die Dortmunder spielten am Mittwoch beim 0:2 gegen Mainz jedenfalls schon "wie im Urlaub", befand Mats Hummels. Doch darauf sollte sich "Hoffe" lieber nicht verlassen, sondern die Berliner schlagen – und dann darauf vertrauen, dass die Münchner nicht im Meisterrausch gegen Freiburg patzen.

Die letzten beide Saisonspiele 2019/20 der Europa-League Anwärter, Wolfsburg (46 Punkte): Schalke (a), Bayern (h); Hoffenheim (46): Union Berlin (h), Dortmund (a); Freiburg (45): Bayern (a), Schalke (h); Frankfurt (41): Köln (a), Paderborn (h).

Update: Donnerstag, 18. Juni 2020, 17.28 Uhr


Augsburg. (dpa-lsw) Noch zwei Schritte bis nach Europa. Nach dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg macht die TSG 1899 Hoffenheim dem direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga mächtig Druck. "Wir wollen natürlich den siebten Platz verteidigen, aber vielleicht können wir ja noch auf den sechsten Platz springen", sagte der gefeierte Doppeltorschütze Munas Dabbur nach dem siebten Auswärtssieg in dieser Saison. "Wir haben eine gute, positive Energie im Team, fühlen uns wohl auf dem Platz. So arbeiten wir weiter."

Die TSG liegt vor den abschließenden Partien am Samstag gegen Union Berlin und am letzten Spieltag bei Borussia Dortmund punktgleich mit dem Sechsten Wolfsburg. "Wir haben auf die anderen Ergebnisse geschaut und die Tabellenkonstellation ist ja interessant. Wir sind momentan auf einem guten Tabellenplatz, den wir mindestens verteidigen wollen", sagte auch Kapitän Benjamin Hübner. "Bis zum Schluss werden wir fighten und versuchen, unsere Position noch einmal zu verbessern."

Der Tabellensechste kann sich den Gang durch die Qualifikation zur Europa League ersparen und ist direkt dabei. Allerdings hat der Landesrivale und Verfolger SC Freiburg nur einen Punkt weniger als die Kraichgauer. Für die TSG war es der erste Sieg seit der Trennung von Trainer Alfred Schreuder. Sein früherer Assistent Matthias Kaltenbach stand wieder an der Seitenlinie, Koordinator und Sportchef Alexander Rosen saß wieder auf der Tribüne und meinte: "Mit dem Doppelschlag in der zweiten Hälfte konnten wir richtigen Druck entfalten. Trotzdem wurde es nach dem 1:2 noch einmal gefährlich. Mit dem 3:1 war die Erleichterung natürlich groß."

Kurz vor Saisonende entwickelt die TSG wieder mehr Durchschlagskraft im Angriff: Der kroatische Vize-Weltmeister Andrej Kramaric überzeugte nach seiner langen Verletzungspause wieder als Joker. Und Dabbur zeigt, warum er 2018 und 2019 bei RB Salzburg Torschützenkönig der österreichischen Liga war: Der 28 Jahre alte Israeli feierte seinen ersten Doppelpack (56. und 62. Minute) in der Bundesliga.

Der 28-Jährige Israeli war im Winter für 12 Millionen Euro vom FC Sevilla gekommen, wo er als Bankdrücker herhalten musste. Ein Sehnenriss im Knie bremste Dabbur vor der Corona-Pause aus. "Er ist ein überragender Spieler, er hat eine unglaubliche Qualität. Ich bin froh, wenn er auf dem Platz steht", lobte Hübner Dabbur. Rosen hatte ihn bereits vor dem Augsburg-Spiel als "extrem begabten und torgefährlichen Fußballer" bezeichnet. Zudem sei der Stürmer von seiner Zeit in Salzburg stark im Pressing.

In der Bundesliga-Zwangspause stellte Dabbur noch ganz andere Qualitäten unter Beweis: Er gewann an der Spielkonsole mehrere Turniere und schlug dabei E-Sport-Profis, darunter auch FIFA-Weltmeister Mohammed Harkous. Seit vergangenen Monat hat der Angreifer aber nicht mehr so viel Zeit für sein Hobby: Da wurde er erstmals Vater.

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