1899 Hoffenheim

Auch in Wolfsburg holt die TSG keinen Punkt (plus Fotogalerie)

Die TSG Hoffenheim schafft es in Wolfsburg nicht, auf den letzten Drücker noch auszugleichen.

08.11.2020 UPDATE: 08.11.2020 17:28 Uhr 4 Minuten, 35 Sekunden
Foto: APF

Von Achim Wittich

Wolfsburg/Heidelberg. Neue Corona-Aufregung gab es vorm Gastspiel am Sonntag in Wolfsburg bei der TSG Hoffenheim. Angreifer Jacob Bruun Larsen (22) und ein Mitglied des Betreuerteams wurden positiv getestet, wie der Verein am Samstagabend mitteilte. Beiden gehe es gut, "sie sind symptomfrei und befinden sich nun in häuslicher Quarantäne", teilten die Kraichgauer mit. Mitte Oktober war bereits bei Andrej Kramaric und Kasim Adams eine Infektion festgestellt worden. Die Corona-Tests der anderen Team-Mitglieder fielen glücklicherweise negativ aus.

Von Erfolg gekrönt war die Reise nach Niedersachsen nicht. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß musste sich mit 1:2 (0:2) geschlagen geben und ist damit seit dem 4:1-Husarenstreich gegen die Bayern sieglos geblieben. Das war am zweiten Spieltag – sechs Wochen später ist das Wetter im sonst meist grauen November bedeutend freundlicher, als die Stimmung beim Dorfklub.

Auf gleich neun Profis musste Hoeneß am Mittellandkanal verzichten. Das führte dazu, dass er im Vergleich zum 5:0-Sieg in der Europa League gegen Slovan Liberec am Donnerstag die Startformation auf vier Positionen veränderte und der erst 18-Jährige Melayro Bogarde von Beginn an ran durfte. Der Abwehrspieler ist der Neffe des früheren Barcelona- und Ajax-Profis Winston Bogarde.

Hintergrund

> Sebastian Hoeneß (Trainer TSG Hoffenheim): "Es ist ein Fakt, dass wir viele Spiele absolvieren und wenig Möglichkeiten haben, die Belastung zu steuern. Ich fange aber nicht an zu lamentieren. Wir waren mit der Mannschaft, die auf dem Platz stand, trotzdem in der Lage,

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> Sebastian Hoeneß (Trainer TSG Hoffenheim): "Es ist ein Fakt, dass wir viele Spiele absolvieren und wenig Möglichkeiten haben, die Belastung zu steuern. Ich fange aber nicht an zu lamentieren. Wir waren mit der Mannschaft, die auf dem Platz stand, trotzdem in der Lage, Wolfsburg mehr weh zu tun."

>  Oliver Baumann (TSG-Torwart): "Wir ärgern uns über die ersten 30 Minuten. In der zweiten Hälfte haben wir gut gespielt. Die aktuelle Punkteausbeute ist definitiv nicht unser Anspruch."

>  Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg): "Wir haben ein sehr wichtiges Spiel gewonnen und sollten es nicht nur an den letzten Minuten festmachen. Bis zur 75./80. Minute hat die Mannschaft ein sehr gutes Spiel gemacht."

>  Sebastian Rudy (Hoffenheimer Rekordbundesligaspieler): "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, dass wir verloren haben. Unsere Negativserie nervt. Wir haben in den vergangenen Spielen häufig diese Phasen, in den wir nicht konzentriert auf dem Platz sind."

> Sargis Adamyan (TSG-Torschütze): Wir müssen von Anfang an im Spiel da sein und besser verteidigen, dann holen wir auch wieder unsere Punkte in der Bundesliga." awi/Foto: apf

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Turbulent ging’s los in der VW-Stadt. Abwehrchef Kevin Vogt musste nach drei Minuten in höchster Not den Schuss von Josip Brekalo kurz vor der Torlinie entschärfen, dann kassierte "Hoffe" einen der unglücklichsten Gegentreffer seiner Bundesliga-Geschichte. Erst forderte Munas Dabbur im gegnerischen Strafraum vergeblich einen Strafstoß für sich ein, um anschließend frustriert aus der Ferne ansehen zu müssen, wie Renato Steffen den Ball im Tor vom Teamkollegen Oliver Baumann unterbrachte (5. Minute). Die Freude darüber, dass Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) zunächst auf Abseits entschied, endete im noch größeren Frust der Hoffenheimer. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis Jablonski nach dem Videobeweis schlauer war und in Richtung Mittellinie deutete. Nicht nur dem dabei neben ihm stehenden Baumann stand das Entsetzen über diese Entscheidung sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Zwanzig Minuten später waren seine Gesichtszüge nicht entspannter. Wout Weghorst durfte beim Scheibenschießen im Hoffenheimer Strafraum im dritten Versuch der Werksklub-Kicker das Spielgerät im Gehäuse der Kraichgauer unterbringen.

Vor allem Ishak Belfodil hätte kurz vor der Halbzeit, die aufgrund zahlreicher Unterbrechungen gleich fünf Minuten Überlänge hatte, für 1899 verkürzen können (40.). Doch nicht nur für den Stürmer läuft es im Liga-Alltag momentan einfach nicht mehr. Auch sein Angriffskollege Christoph Baumgartner hatte die Seuche an den Füßen und traf den Ball nicht richtig (43.).

Das Bemühen, die drohende Niederlage doch noch abzuwenden, war bei den erfolgreichen Europa-League-Profis vorhanden. Allein: Der Geist war willig, das Fleisch meist weniger. Wieder Dabbur (73.) und Gacinovic (80.) stand das Torglück nicht zur Seite. Immerhin traf der eingewechselte Sergis Adamyan zum späten Anschluss (88.) und dann holte der mitstürmende Baumann glatt einen Elfmeter heraus – doch Munas Dabbur scheiterte in der vierten Minute der Nachspielzeit am ehemaligen Hoffenheimer Koen Casteels. Einen zweiten Strafstoß Sekunden vor dem Abpfiff für die TSG zu geben, dazu fehlte Jablonski der Mut. Hoeneß-Kollege Oliver Glasner durfte jubeln, aber nicht durchatmen. Nach seiner harschen Kritik an Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke könnte der Österreicher von den Entscheidern bei den "Wölfen" trotz des Sieges und noch keiner Saisonniederlage gefressen werden.

Für die Hoffenheimer steht nun erneut eine Länderspielpause an. Erst am 21. November geht es für dei TSG im Ländle-Derby gegen den VfB Stuttgart weiter. Dann hoffentlich wieder mit Torjäger Andrej Kramaric und all den anderen Sorgenkindern.

Update: Sonntag, 8. November 2020, 20.38 Uhr


Wolfsburg. (dpa) Die TSG 1899 Hoffenheim kann offenbar nur noch in der Europa League gewinnen. Das Team von Sebastian Hoeneß verlor am Samstag mit 1:2 (0:2) beim VfL Wolfsburg und blieb damit bereits das fünfte Bundesliga-Spiel in Serie sieglos. Die Tore von Renato Steffen (6. Minute) und Wout Weghorst (26.) sorgten nebenbei auch noch für eine kleine sportliche Revanche zwischen den beiden Clubs: Denn die Hoffenheimer hatten den Wolfsburgern am letzten Spieltag der vergangenen Saison den letzten direkt zu vergebenen Platz in der Europa League weggeschnappt.

Der Sieg hätte auch höher ausfallen können, doch Weghorst schoss in der 84. Minute einen Foulelfmeter neben das Tor. Stattdessen kam Hoffenheim durch Sargis Adamyan in der 87. Minute zum Anschlusstreffer. Munas Dabbur verschoss in der Nachspielzeit einen Handelfmeter und vergab damit das Remis für Hoffenheim. Seit dem furiosen 4:1 über den FC Bayern im September warten die Kraichgauer damit auf einen Sieg. In der Tabelle wird der Abstand auf die vorderen Ränge, die für eine weitere internationale Teilnahme nötig wären, immer größer.

"Natürlich ist es ein Fakt, dass wir viele Spiele absolvieren und keine Möglichkeit haben, die Belastung zu steuern. Heute hätten wir den einen oder anderen auf dem Platz gebrauchen können. Aber ich fange jetzt nicht an, zu lamentieren", befand Trainer Hoeneß. Es habe aber nicht an der Kraftfrage gelegen, sondern "eher das Mentale. Da müssen wir uns eine andere Kraft aneignen", fügte der Chefcoach an.

Doch über Hoffenheim redete vor dem Spiel kaum jemand. Vielmehr drehte sich alles um die Differenzen zwischen VfL-Trainer Oliver Glasner und Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke, nachdem der Österreicher am Donnerstag und Freitag bei gleich zwei Gelegenheiten das Scheitern einer weiteren Offensiv-Verpflichtung beklagt hatte. Schmadtke kritisierte daraufhin Zeitpunkt wie auch Art und Weise dieser Äußerungen ("Das ist ja nicht Phantasialand hier"). Doch das Hoffenheim-Spiel dimmte die Aufregung wieder deutlich herunter.

Zum einen zeigten sich die Spieler davon völlig unbeeindruckt und hätten schon nach zehn Minuten mit 3:0 führen können. Zum anderen ordnete Glasner seine Aussagen in einem Sky-Interview noch einmal ein. "Ich habe das überhaupt nicht als Kritik aufgefasst. So ist es auch nicht zu verstehen", erklärte der 46-Jährige. "Ich habe gesagt: Wir. Ich habe nicht einmal gesagt: Ich hatte diese Ideen und die sportliche Leitung hatte andere Ideen. Wir hatten die gleichen Ideen, die wir nur auf einer einzigen Position nicht realisieren konnten." Mit allen anderen Neuzugängen sei er "super happy".

Drei von ihnen (Baku, Lacroix, Philipp) standen auch gegen Hoffenheim wieder in der Startelf und halfen dabei, den großen Rivalen der Vorsaison zu Beginn beinahe zu überrollen. Schon in der 3. Minute hatte Josip Brekalo die erste Großchance. Die beiden Tore zur 2:0-Führung fielen dann beinahe zwangsläufig, aber auch kurios.

Das 1:0 durch den Schweizer Steffen wollte Schiedsrichter Sven Jablonski zunächst gar nicht anerkennen, bis ihm der Videoassistent nach beinahe zwei Minuten signalisierte: Da stand niemand im Abseits. Das 2:0 fiel dann erst mit dem zweiten Nachschuss, nachdem erneut Steffen und auch Torschütze Weghorst zuvor zweimal bei dem Versuch gescheitert waren, den Ball über die Torlinie zu bringen. Hoffenheim wurde erst in den Schlussminuten der ersten Halbzeit durch Ishak Belfodil (40.) und Christoph Baumgartner (45.+3) gefährlich.

Bei der TSG wird der Kontrast zwischen Europa League und Bundesliga immer größer. Während man international bislang jede Partie gewann, verlor man in der Liga nun vier der vergangenen fünf Spiele. Immer länger wurde durch den positiven Corona-Test bei Jacob Bruun Larsen auch die Liste der Ausfälle. In der Volkswagen Arena fehlten Trainer Sebastian Hoeneß insgesamt neun Profis.

Trotz dieses Handicaps und des 0:2-Rückstands kämpften sich die Hoffenheimer noch einmal in dieses Spiel zurück. Sie dominierten die zweite Halbzeit, verpassten aber gleich mehrfach den nötigen Anschlusstreffer, der auch die Wolfsburger noch einmal nervös gemacht hätte. Die beste Chance vergab Munas Dabbur in der 73. Minute.

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