RNZ: Eine Packung Taschentücher

In Hoffenheim muss vor dem Spiel in Mainz neben Achillesfersen, Adduktoren und Schienbeinköpfen auch Heimweh kuriert werden        

10.09.2011 UPDATE: 10.09.2011 07:01 Uhr 2 Minuten
RNZ: "Ernst Tanner wird Geschäftsführer"

In Hoffenheim muss vor dem Spiel in Mainz neben Achillesfersen, Adduktoren und Schienbeinköpfen auch Heimweh kuriert werden

 

 

 

 

 

Ryan Babel tropfte die Nase. Edson Braafheid schmerzte der Knöchel. Wahrscheinlich hätte Pressechef Markus Sieger gestern lieber zwei kerngesunde Profis aufs Podium gesetzt, doch die sind rar geworden bei 1899 Hoffenheim. Vor dem Spiel morgen (15.30 Uhr/direkt in Sky) beim FSV Mainz 05 stehen Trainer Holger Stanislawski nur 14 Feldspieler zur Verfügung. Fast die Hälfte des 26 Profis starken Kaders ist mehr oder minder malade. 

Da trifft es sich gut, dass Stanislawski mit Fug und Recht von sich behaupten kann, "medizinisch geschult" zu sein. In "seinem früheren Leben" hat der Hamburger als medizinischer Bademeister und Masseur gearbeitet, die Ausbildung entspricht der eines Physiotherapeuten. Mal ganz abgesehen von den schmerzhaften persönlichen Erfahrungen, die ihm als beinharten Abwehrspieler widerfahren sind. "Ich weiß gar nicht, wie oft sie mich aufgeschnitten, wie viele Schrauben und Klappen sie in mir verarbeitet haben", sagt er. Der Fußballlehrer weiß deshalb genau, wie hoch die Belastungen für einen Profi sind, wie gefährlich ein verfrühtes Comeback sein kann.

Natürlich wäre es gut, wenn Vedad Ibisevic bald wieder für Hoffenheim stürmen könnte. Es hapert an der Chancenverwertung und in vier Spielen gelang nur ein Stürmer-Tor. Doch ob der Torjäger, der schon vor sechs Wochen einen Muskelbündelriss im Oberschenkel erlitt, bis zum viertnächsten Spiel Anfang Oktober gegen die Bayern oder erst eine Woche später in Stuttgart wieder fit sein wird, vermag der Trainer nicht zu sagen. "Manchmal müssen wir die Spieler auch schützen. Wenn Vedo zu früh anfängt, kann es passieren, dass der Oberschenkel wegfliegt, und dann fehlt er ein halbes Jahr oder das Karriere-Ende droht."

Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber. So kränkeln Tobias Weis, Matthias Jaissle und Boris Vukcevic seit Monaten, vielleicht auch weil sie es zu früh wieder wissen wollten. Es wird wohl bis zum Spätherbst dauern, bis Weis und Vukcevic wieder auf dem Platz stehen, bei Jaissle, dem eine erneute Achillesfersen- Operation droht, könnte sogar noch länger gehen. Absehbar ist dagegen die Verletzungspause für Sejad Salihovic. Der Bosnier, der drei der bisher fünf Hoffenheimer Saisontore erzielte, kehrte vom Länderspiel mit einer Stauchung des Meniskus und einer Prellung am Schienbeinkopf zurück, soll jedoch im Heimspiel in einer Woche gegen den VfL Wolfsburg wieder dabei sein.

Gylfi Sigurdsson und Knowledge Musona sind sogar schon fürs Mainz-Spiel ein Thema, allerdings nicht für die Anfangs-Formation. Den Platz von Salihovic wird entweder Dominic Kaiser, wahrscheinlicher aber Daniel Williams einnehmen. Vom Neuzugang aus Freiburg hat der Trainer einen guten Eindruck: "Er ist sehr präsent bei Zweikämpfen, lauf- und lautstark." In den vier Bundesliga-Duellen gegen Mainz gab es für Hoffenheim nichts zu gewinnen. Um so entschlossener ist Stanislawski – allen Problemen zum Trotz – die Negativserie zu beenden. "Wir müssen keinen Gegner fürchten. Wir wollen in Mainz gewinnen", erklärt der Trainer, der nach auskuriertem Schürzenbinder- Muskelriss selbst nicht mehr dem Lazarett angehört. Dafür klagte Assistent André Trulsen bei einem Hamburg-Besuch über Heimweh. "Wir werden eine Packung Taschentücher besorgen und unseren Psycholgeen Jan Mayer in Stellung bringen", sagt Stanislawski. Lachen ist bekanntlich die beste Medizin.

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