TSG Hoffenheim an Grenze

Spiel gegen Leverkusen erweist sich als bittere Pille (plus Fotogalerie)

Beim 1:4 bekommt Nagelsmann-Elf ihre Grenzen aufgezeigt - Zwei Aluminiumtreffer

21.01.2018 UPDATE: 22.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Ohne Spielglück: Beim Pfostenknaller von Hoffenheims Lukas Rupp (l.) wäre Bernd Leno nicht mehr herangekommen. Leverkusens Keeper wurde erst in der Nachspielzeit durch Adam Szalais Lupfer (r.o.) bezwungen. TSG-Trainer Julian Nagelsmann (r.u.), hier mit Serge Gnabry, konnte am Samstag mit seiner Offensivabteilung nicht zufrieden sein. Fotos: Hasan B

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Zumindest Hoffenheims groß gewachsener Stürmer Adam Szalai hatte zwei Erfolgserlebnisse. Zum ersten Mal seit dem Saisoneröffnungsmatch am 19. August 2017 gegen Werder Bremen (1:0) durfte der lange verletzte Ungar wieder in der Startelf der TSG 1899 ran. Und dann gelang dem Mann aus Budapest, der bis auf ein kurzes Intermezzo bei Real Madrid B seit 13 Jahren in Deutschland lebt, beim Duell der Europacup-Kandidaten gegen Bayer Leverkusen mit einem Lupfer sein erstes Saisontor (1:3/86.). Unterm Strich freilich sollte dies nicht viel mehr als ein persönlicher Eintrag in die Statistik und Ergebniskosmetik für den Kraichgauklub sein, der beim 1:4 (0:1) am Samstag gegen die abgezockte Werkself eine ernüchternde, ja schmerzhafte Niederlage kassierte.

Hintergrund

Baumann: Vier Dinger sind heftig für einen Keeper. Das letzte Mal gab es das gegen Liverpool (2:4) und am 2. Spieltag der vorherigen Saison in Mainz (4:4). Machtlos.

Kaderabek: Frühe Rettungstat gegen Bailey. Schwächer als üblich.

Bicakcic:

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Baumann: Vier Dinger sind heftig für einen Keeper. Das letzte Mal gab es das gegen Liverpool (2:4) und am 2. Spieltag der vorherigen Saison in Mainz (4:4). Machtlos.

Kaderabek: Frühe Rettungstat gegen Bailey. Schwächer als üblich.

Bicakcic: Durchschnittlich.

Vogt: In höchster Not gegen Brandt. Sehr nachdenklich und selbstkritisch nach der Pleite.

Hübner: Erst Abwehrspieler. In der Schlussphase sechster Stürmer.

Zuber: Eine Großchance (49.). Sonst?

Grillitsch: Zeigte selten Initiative.

Geiger: Noch der beste Hoffenheimer an einem gebrauchten Tag. Zweikampfstark, fleißig. Hatte Pech bei seinem Schussversuch von rechts (26.).

Rupp: Wurde bei seinem Pfostenschuss (46.) nicht belohnt. Schade.

Gnabry: Schaltete anfangs den Turbo ein. Und ging mit zunehmender Spieldauer unter. Da muss mehr kommen.

Szalai: Irgendwie ein tragischer Held. Kann zweimal (9. und 62.) mehr daraus machen. Später Ehrentreffer (86.).

Kramaric: Kam für Rupp. Seine Leidenszeit geht weiter. Findet keine Form und keine Bindung. Seltsam.

Uth: Rein für Bicakcic. Fiel nicht weiter auf. Musste erst draußen bleiben, da sich Szalai laut Nagelsmann im Training aufgedrängt hatte.

Amiri: Probierte, riskierte etwas. Aber noch nicht im Wettkampfmodus. jog

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Szalai kam als erster TSGler in die Mixed Zone, das Handy in der Hand haltend, und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. "Eine bittere Niederlage", grummelte der 30-Jährige, "es ist schwer, etwas Positives zu sagen. Leverkusen hat sehr viel Qualität nach vorne - wir waren hingegen einfach nicht effektiv." Damit traf Szalai den Nagel auf den Kopf. Denn vor 28.017 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena, die frühzeitig und tief enttäuscht nach Hause trotteten, war die Durchschlagskraft zugleich der markanteste Unterschied der Kontrahenten, die beide 13:13 Torschüsse verzeichneten.

Die Mannschaft des rheinländischen Life-Science-Konzerns erzielte am 19. Spieltag maximalen Gewinn: Die Herrlich-Jungs katapultierten sich dank der Treffer von Leon Bailey (43.), Julian Baumgartlinger (51.) und Lucas Alario (70./90.+3) auf Rang zwei im Tableau und ließen Mitbewerber Hoffenheim eine bittere Pille schlucken.

Bereits vor dem Anpfiff von Referee Tobias Stieler, der den erkrankten Kollegen Patrick Ittrich ersetzte, hatte TSG-Trainer Julian Nagelsmann sein Kollektiv vor der Klasse und Gefährlichkeit der Rot-Schwarzen ausdrücklich gewarnt. Eine knappe Stunde lang machten es die Hausherren ordentlich. Sie rannten, kämpften, stellten die Räume zu und suchten wie Leverkusen ebenfalls nach spielerischen Lösungen, aber es fehlte ihnen an allerletzter Konsequenz und am Quäntchen Glück. Zwei Aluminiumtreffer dienen als Beleg: Erst touchierte ein abgefälschter Ball von Dennis Geiger (26.) den Querbalken des Bayer-Gehäuses, 20 Sekunden nach dem Seitenwechsel krachte ein 23-Meter-Schuss von Lukas Rupp (46.) an den rechten Pfosten. Hier wäre eine andere Dramaturgie möglich gewesen - nämlich zum 1:0 oder zwischenzeitlichen 1:1.

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Stattdessen leisteten sich die Hoffenheimer fahrlässig zwei Schnitzer im Teamverbund. Das 0:1 von Bailey resultierte aus einem Einwurf in der Hälfte von Leverkusen - eine fatale Fehlerkette. "Dann kriegst du noch einen mit der Hacke", analysierte Kapitän Kevin Vogt, "das passt heute ins Bild." Auch beim 0:2 von Baumgartlinger (51.) wurde den Gästen zu viel Platz vor dem Sechzehner geschenkt. Alarios 0:3 (70.) ging eine klare Abseitsstellung des Ex-Hoffenheimers Kevin Volland voraus.

"Leverkusen gehört zu den Top-drei-Teams in der Bundesliga. Es kann mir aber keiner erzählen, dass sie in den ersten 55 Minuten besser waren als wir", konstatierte Nagelsmann, der vorgestern bei Sky seinen Verbleib beim Dorfverein im Hinblick auf die nächste Spielzeit bestätigte. In kleinerer Medienrunde zeigte sich, dass der 30-Jährige kein Schauspieler ist. Das 1:4 setzte ihm heftig zu, "Hoffe" bekam seine Grenzen brutal aufgezeigt, die stoische Miene von Nagelsmann sagte alles. "Die schießen zweimal aufs Tor - und zweimal rein. Am Ende ist dies der Qualitätsunterschied zwischen Platz zwei und Platz neun", grantelte der erfolgsverwöhnte Fußballlehrer. Der Punkteschnitt der Nordbadener ist von 1,82 (Saison 2016/17) auf 1,42 (aktuelle Runde) gesunken. Man braucht da kein Prophet zu sein: Mit 47 oder 48 Zählern würde es in der Endabrechnung eher nicht für die internationalen Ränge reichen …

Sei’s drum: Kurzfristig muss das Team intern an einigen Stellschrauben drehen. Insbesondere im letzten Drittel ist die Einbuße an Kreativität, Konzentration, Konstanz und Selbstvertrauen unübersehbar. Die TSG-Profis haben es erkannt. Kevin Vogt: "Wir müssen uns damit beschäftigen und es besser ausspielen, wenn wir auf die Abwehrkette zulaufen." Bayern-Leihgabe Serge Gnabry: "Wir spielen das nicht sauber und präzise genug zu Ende."

Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Nach der Pleite gegen Bayer steht am Samstag (15.30 Uhr) das "Bonusspiel" beim FC Bayern München bevor. Man kann diese höchste Herausforderung in der Liga als "Experiment" für (wieder) bessere Leistungen, Resultate und Zeiten sehen.

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