TSG 1899 Hoffenheim

Zehn Jahre Bundesliga – Der große Feiertag

Am heutigen Freitag vor zehn Jahren machte die TSG 1899 Hoffenheim mit einem 5:0 gegen Fürth den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga perfekt

17.05.2018 UPDATE: 18.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden

Großer Festplatz: Mäzen Dietmar Hopp (vorne) feiert mit den Fußballern der TSG 1899 Hoffenheim das 5:0 gegen Greuther Fürth und den Aufstieg in die Bundesliga. Foto: Imago

Von Eric Schmidt

Sinsheim. Er hat es noch, das Souvenir. In seiner Andenkenkiste zu Hause bewahrt Andreas Ibertsberger das kleine Stückchen Rasen auf. Den grünen Fetzen Boden aus dem Dietmar-Hopp-Stadion haben damals alle Fußballhelden der TSG Hoffenheim bekommen - Grund genug, ihn in Ehren zu halten, zur Erinnerung an einen großen Tag. "Es war ein wundervoller Tag", sagt Ibertsberger.

Der wundervolle Tag - das war der 18. Mai 2008. Mit einem 5:0-Sieg gegen die SpVgg Greuther Fürth am letzten Spieltag stürmte "Hoffe" auf den zweiten Platz in der 2. Bundesliga - und machte damit den Aufstieg in die Bundesliga perfekt. Ibertsberger, der zusammen mit Per Nilsson, Marvin Compper und Zsolt Löw die Vierer-Abwehr-Kette bildete, wird vieles nie vergessen, was heute vor zehn Jahren passierte. Wie die Fans nach dem Schlusspfiff auf den Rasen rannten. Wie der Rasen zum Festplatz wurde. Wie die Triumphfahrt im Bus durch das blau-weiß-dekorierte Dorf und dann nach Sinsheim führte. Wie in der Messehalle die Aufstiegssause stieg und Mäzen Dietmar Hopp vom "größten Tag in der Vereinsgeschichte" sprach.

An das Spiel selbst kann sich der ehemalige Verteidiger nicht in allen Details erinnern. Eines allerdings weiß er bis heute: "Der Druck war immens." Die TSG, nach 33 Spieltagen Tabellendritter, musste gewinnen, um sicher in der Bundesliga zu sein. Borussia Mönchengladbach stand als Meister bereits fest, der Tabellenzweite 1. FC Köln und der Tabellenvierte FSV Mainz 05 waren die beiden Nebenbuhler "Hoffes" um die letzten beiden Bundesliga-Plätze.

Vor 6 400 Zuschauern im Dietmar-Hopp-Stadion begann Hoffenheim angriffslustig und hatte gute Chancen - nur: der Ball wollte nicht ins Tor. Tobias Weis traf mit einem Volleyschuss den Pfosten (3.), Sejad Salihovic scheiterte an Fürths Keeper Sascha Kirschstein. Die von Bruno Labbadia trainierte SpVgg wurde nur einmal gefährlich. Per Fußabwehr verhinderte TSG-Keeper Ramazan Özcan den Rückstand durch Aleksandar Kotuljac. Dann - kurz vor der Pause - das 1:0 durch Demba Ba (39.). Die Tore von Sejad Salihovic (69./82.) und Chinedu Obasi (77./85.) machten das Heimspiel endgültig zum Festspiel.

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"Als das 3:0 fiel, war ich extrem gelöst. Das war befreiend, ein unglaubliches Gefühl", berichtet Andreas Ibertsberger. Hinterher war klar: Es war gut, dass die TSG das Spiel für sich entschieden hatte. Ein 1:1 oder 2:2 hätte nicht gereicht, "Hoffe" wäre nicht aufgestiegen und ein halbes Jahr auch nicht Bundesliga-Herbstmeister geworden.

Für Andreas Ibertsberger war der Aufstieg eine besondere Genugtuung. Im Januar 2008, kurz vor Ende der Wechselfrist, war er vom SC Freiburg nach Hoffenheim gekommen. Wie man vom Breisgau in den Kraichgau wechseln kann, vom Tabellenfünften zum Tabellenachten der Hinrunde, das haben nicht alle verstanden damals. Der Erfolg gab dem Österreicher recht. "Es war der erste große Erfolg meiner Karriere", sagt der heute 35-Jährige.

Warum die Mannschaft damals für Tore und Furore sorgte? Und in der Rückrunde zwölf von 17 Spielen gewann? Es gab Schlüsselerlebnisse wie das Spiel gegen Mönchengladbach, als die TSG ein 0:2 in ein 4:2 verwandelte. Und es gab die vielen jungen, talentierten Spieler in der Mannschaft. "Von uns hatte keiner oben in der Bundesliga gespielt. Das war mit ein Grund, warum die Jungs diese Gier hatten", erklärt Ibertsberger. Ein Übriges tat Trainer Ralf Rangnick, der Tüftler und Taktiker, der Moderator und Motivator. "Es hat Ansprachen gehalten, da hast du Gänsehaut bekommen. Er hat die Dinge auf den Punkt gebracht. Und die Art, Fußball spielen zu lassen, kam uns entgegen - auch mir", sagt Ibertsberger. Das Vorwärtsverteidigen, das aggressive Pressing - das versucht Ibertsberger nun der U23 der TSG zu vermitteln, wo er mit Chefcoach Marco Wildersinn und "Co" Kai Herdling das Trainerteam bildet.

Kai Herdling. Diese Verbindung ist geblieben. Kontakt zu den anderen Mitspielern von damals hat Ibertsberger kaum. Die Aufsteiger von einst sind inzwischen in alle Herren Länder verstreut. Ein paar von ihnen sind immer noch aktiv. Demba Ba ging zuletzt für Göztepe Izmir in der Türkei auf Torejagd, Chinedu Obasi kickt bei den Bolton Wanderers in der 2. englischen Liga, Tobias Weis hilft dem FV 08 Bissingen in der Oberliga. Ein Mannschaftstreffen zehn Jahre danach, das wird es nicht geben heute. "Aber vielleicht nimmt sich dem ja mal einer an", sagt Ibertsberger.

Er selbst beschäftigt sich eher mit der Gegenwart als mit der Vergangenheit. Dass "Hoffe" zehn Jahre später zum Champions-League-Teilnehmer geworden ist, freut ihn sehr: "Das ist Wahnsinn." Und wer weiß: Vielleicht nehmen die neuen Hoffenheim-Profis irgendwann einmal Rhein-Neckar-Arena-Rasen mit nach Hause.

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