TSG Hoffenheim in Erfurt

"Das einfachste Spiel der Saison"

Der FC Rot-Weiß Erfurt, der m heutigen Samstag die TSG 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal empfängt, steht vor einer ganz schweren Drittliga-Runde

11.08.2017 UPDATE: 12.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden

Letzte Anweisungen vor dem Pokalhit gibt Erfurts Trainer Stefan Krämer. Foto: imago

Von Thomas Rudolph

Sinsheim/Erfurt. Den Optimismus hat Stefan Krämer, Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt, vor dem DFB-Pokalspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (Samstag, 18.30 Uhr, Sky) nicht verloren. "Meine Jungs sollen sich freuen. Für uns ist das das einfachste Spiel der Saison. Freiwillig wollen wir uns aber nicht ergeben", sagt der 50-Jährige. Seit dem 1. Januar 2016 leitet der bei den Fans sehr beliebte Fußballlehrer die Geschicke der Erfurter an der Linie und schaffte am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison den Klassenerhalt in der Dritten Liga, dem kurz darauf der Sieg im Landespokal durch ein 1:0 über Regionalligist Wacker Nordhausen folgte.

Es waren die Mindestziele des Vereins, der durch den Ligaverbleib seinen Stempel als "Dino der Dritten Liga" weiter behalten darf. Seit die dritte Profiliga 2008 ins Leben gerufen wurde, war der FC Rot-Weiß dabei. Einige sprechen von Konstanz, andere von Langeweile und Unattraktivität. Umfeld wie Verantwortliche haben immer wieder den Traum von der Zweiten Liga, in der die Thüringer 2004/05 spielten, gehabt. Die Realität sieht derweil anders aus. Erfurt hat das Image einer grauen Maus - nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in der Stadt und Wahrnehmung der Fans.

Die finanziellen Mittel, mit denen der Klub auskommen muss, lassen große Sprünge nicht zu. Im Gegenteil: Nur mit viel Mühe wurde die Lizenz für die neue Spielzeit erreicht. Fast jedes Jahr - so auch vor dieser Saison - liegt der Fokus auf jungen Neuzugängen, bevorzugt aus den Regionalligen. Es ist ein gefährliches Spiel; immer wieder dümpelt der Traditionsverein, der als Vorgänger Turbine Erfurt 1954 und 1955 jeweils die DDR-Meisterschaft gewann, in den unteren Tabellenregionen herum.

So auch dieses Jahr, das laut Krämer "das härteste werden wird, seit ich Trainer bin und der Klub in der Dritten Liga spielt". Leistungsträger wie Jannis Nikolaou oder Okan Aydin gingen, fast ausschließlich Spieler aus der Regionalliga kamen hinzu. Dazu gesellt sich großes Verletzungspech. Mit André Laurito, Tugay Uzan, Liridon Vocaj und Theodor Bergmann fallen gleich vier potenzielle Stammspieler wochen-, wenn nicht monatelang aus. Deshalb kann das Ziel nur lauten, "so schnell wie möglich 45 Punkte zu sammeln", wie Krämer betont. Die würden rein rechnerisch zum Klassenerhalt reichen.

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Apropos Bergmann: das Eigengewächs, obwohl derzeit verletzt, ist bei der Konkurrenz begehrt und verdeutlicht einmal mehr, mit welchen Problemen Erfurt zu kämpfen hat. Noch ein Jahr hat Bergmann Vertrag, danach dürfte er ablösefrei gehen. Dieses Schicksal ereilte die Rot-Weißen auch bei Kevin Möhwald. Der Erfurter, auch schon mehrfach bei der TSG im Gespräch, ging einst ablösefrei nach Nürnberg. Und es gibt eine weitere Verbindung. Marco Engelhardt, nun bei der U 23 der TSG aktiv, erlernte das Fußballspielen einst beim FC Rot-Weiß, bevor es ihn in die weite Welt zog und er es bis in die Nationalmannschaft schaffte. Dieses Kunststück gelang auch dem langjährigen Kapitän bei Werder Bremen, Clemens Fritz, der ebenfalls aus der Nachwuchsschule Erfurts stammt.

Wenn die Hoffenheimer am heutigen Samstag zu Gast sind, findet das Duell im runderneuerten Erfurter Stadion statt. Die schmucke Multifunktionsarena wurde für weit über 30 Millionen gebaut und am vergangenen Sonntag endlich und sehr verspätet gegen Borussia Dortmund eingeweiht. Die Verantwortlichen sind stolz auf das Bauwerk, welches aber im Bau - man möchte schon fast sagen Erfurt-typisch - von vielen Negativgeräuschen begleitet wurde. Die Kosten explodierten nach oben; bei Fehlern im Bau stritten sich Verein und Stadt so laut und lang, dass die Fronten verhärtet waren. Eine Provinzposse erster Güte, die durch die Einweihung vorerst in den Hintergrund getreten ist.

Ja, gemeckert wird in Erfurt oft und gerne - auch von den Fans. Als das Los TSG Hoffenheim feststand, waren viele unglücklich. Obwohl Erstligist und Champions-League-Qualifikant, sei die TSG ein unattraktiver Gegner. Viele wünschten sich einen Traditionsverein. Doch mit der Zeit erfolgte ein Umdenken. Die Vorfreude steigt auch im Umfeld; die Fans freuen sich auf Nationalspieler wie Serge Gnabry oder Sandro Wagner. Und dann ist da ja auch noch die - zugegebenermaßen nicht wirklich ernst zu nehmende - Statistik. Drei Heimspiele bestritt Erfurt gegen Hoffenheim und ging immer als Sieger vom Platz. Allerdings fanden die drei Partien zu Regionalligazeiten 2002 und 2004 statt. "Eine kleine Außenseiterchance haben auch wir", meint Krämer - wohlwissend, dass die Rollen diesmal klar verteilt sind.

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