Sport-Geschäftsführer Hansi Flick im Interview

Konzentriert, unaufgeregt und ambitioniert

Elf Fragen an den neuen Sport-Geschäftsführer Hansi Flick

18.08.2017 UPDATE: 18.08.2017 16:00 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde

Mit Überblick: Hansi Flick will eng mit Profifußballdirektor Alexander Rosen (r.) zusammenarbeiten. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Hansi Flick (52) bekam bei seiner offiziellen Vorstellung reichlich Vorschusslorbeeren - besonders von Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp. "Das ist ein bedeutender Tag für die TSG. Diese Verpflichtung ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung unseres Vereins. Nun sind wir optimal besetzt", sagte Hopp. Seit 1. Juli hat der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw (2006 - 2014) und Ex-DFB-Sportdirektor (bis Januar 2017) seine Arbeit bei der TSG 1899 Hoffenheim aufgenommen. Gemeinsam mit Peter Görlich und Frank Briel bildet Flick ein Trio in der Geschäftsführung. Der gebürtige Heidelberger, der beim BSC Mückenloch in der Jugend groß wurde, lebt mit seiner Frau Silke in Bammental, wenige Kilometer vom Trainingszentrum Zuzenhausen entfernt.

Die RNZ stellte Hansi Flick vor dem Start gegen Werder Bremen elf Fragen.

Herr Flick, bei Ihrer Vorstellung formulierten Sie zurückhaltend, Sie müssten erst einmal tiefer in die Materie eintauchen und sich einen Überblick bei "Hoffe" verschaffen. Augenzwinkernd gefragt: Was macht Ihr "Tauchschein"?

Da ich seit Jahren einen Tauchschein habe, fühle ich mich auch in unbekannten Gewässern recht sicher, tauche ganz bestimmt mit neuen Eindrücken wieder auf und bin überzeugt davon, zu neuen Ufern aufbrechen und alles in trockene Tücher bringen zu können.

Sie waren lange beim DFB tätig. Was können Sie von Ihrer Arbeit als Löws Assistent und späterer DFB-Sportdirektor auf das Tagesgeschäft in Hoffenheim übertragen?

Grundsätzlich erst einmal alles. Denn die Erfahrungen die ich im vergangenen Jahrzehnt gemacht habe, sind immer auch in einem Klub anzuwenden. Nur ist man hier eben Tag für Tag an allem viel näher dran, die Geschwindigkeit und Dynamik ist eine ganz andere.

Von 2000 bis 2005 waren Sie Trainer bei der TSG, seinerzeit in der Regionalliga. War es keine Option für Sie, wieder in die Trainerbranche einzusteigen?

Nein.

Sie kennen sich mit Strukturen, vor allem auch im Jugendbereich aus. Wo würden Sie die TSG-Akademie sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich ansiedeln?

Von solchen Vergleichen halte ich nichts. Sie sind immer schief und nie gerecht. Es geht darum, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimale herauszuholen. Und da sind wir hier bei der TSG auf einem enorm hohen Niveau. Hier wird seit Jahren eine sehr gute Arbeit gemacht. Meine Aufgabe ist es, sie weiter zu optimieren. Das hört nie auf.

Kann Hoffenheim künftig noch mehr junge Nationalspieler ausbilden? Und wenn ja, wie?

Wie gesagt: Wir sind auf einem guten Weg und die Anzahl der Spieler, die den Sprung schaffen, ist ja nicht eben gering. Insofern bin ich optimistisch, dass wir dieser Aufgabe auch weiter in dieser Form gerecht werden.

Zu den Profis: Die Kaderplanung soll weiterhin in den Händen von Alexander Rosen und Julian Nagelsmann liegen. Sehen Sie sich diesbezüglich als Berater im Hintergrund? Oder gegebenenfalls als Korrektiv?

Ich sehe uns als Team. Mit allen Vorteilen, die in diesem Begriff begründet liegen.

Bundesliga, Pokal, internationaler Wettbewerb - "Hoffe" betritt Neuland. Wie kann Kontinuität und Konstanz reingebracht werden?

Kontinuität und Konstanz sind kein Neuland für uns. Wir gehen konzentriert, unaufgeregt und ambitioniert unseren Weg. Wir verlieren nicht den Boden unter den Füßen und verfallen nicht in Panik, wenn mal etwas nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Wir sind es gewohnt die Dinge genau zu analysieren und daraus unsere Schlüsse zu ziehen. Dabei lassen wir uns von niemandem treiben.

Sie kennen Bayern-Leihspieler Serge Gnabry schon länger. Welche Impulse vermag er den "Nagelsmännern" zu verleihen?

Serge ist einer von mehreren, starken Neuzugängen, die eine großartige Perspektive haben und unserem Kader neue spielerische Optionen verleihen.

Dietmar Hopp ist die entscheidende Figur bei der TSG. Was macht Ihr Binnenverhältnis zu Herrn Hopp aus?

Wir vertrauen einander. Unser Kontakt ist nie abgerissen. Aber Dietmar Hopp selbst legt großen Wert darauf zu betonen, dass er eben nicht DER entscheidende Mann ist. In den Jahren wurden hier unter seiner Regie infrastrukturell und personell weitsichtige Entscheidungen getroffen. Die TSG setzt auf vielen Ebenen Maßstäbe. Dietmar Hopp ist es wichtig, dass sich der Verein selbst trägt und dass er auch ohne sein Eingreifen läuft. Das funktioniert hervorragend. Er ist über die wichtigsten Entwicklungen informiert und vertraut seinen Führungskräften. Nur so ist ein Unternehmen in der Größenordnung wie wir sie hier haben auch zu leiten.

Mit Peter Görlich und Frank Briel bilden Sie die Führungscrew im operativen Geschäft. Wie funktioniert das Zusammenspiel?

Hervorragend. Jeder hat seine Aufgabe, die professionell, abgestimmt und kollegial bearbeitet wird.

Ihr Vertrag läuft fünf Jahre. Wo soll bzw. kann die TSG 2022 stehen? Welche Vision haben Sie?

Es geht weniger um Visionen als darum, Möglichkeiten zu schaffen, Perspektiven aufzuzeigen, Menschen und die Infrastruktur weiterzuentwickeln. Das ist eine tägliche Arbeit, an der viele Leute hier im Klub und um den Klub herum beteiligt sind. Diese Aufgabe als Team zu erledigen, das ist es, was die TSG ausmachen sollte. Heute und morgen.

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