Geiger-Debüt bei 1899 Hoffenheim

Ein Fliegengewicht mit großer Klasse

Der Mosbacher Dennis Geiger zeigt bei seiner Bundesliga-Premiere einen ganz starken Auftritt

20.08.2017 UPDATE: 21.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Julian Nagelsmann und Top-Talent Dennis Geiger. Foto: APF

Von Frederick Mersi

Sinsheim. Ungefragt gab 1899-Manager Alexander Rosen nach dem Spiel ein Sonderkompliment - und zwar an Dennis Geiger: 19 Jahre alt, nur 1,72 Meter groß, 65 Kilo schwer und geschätzter Marktwert von 125.000 Euro. Ein kleines Fliegengewicht in jeglicher Hinsicht, verglichen mit vielen anderen Bundesliga-Profis. Und doch stellte der Startelf-Debütant aus Mosbach am Samstagnachmittag beim Sieg gegen Werder Bremen alle anderen Akteure in den Schatten. "Was er heute beim Debüt gespielt hat, war außergewöhnlich", sagte Rosen.

Darüber waren sich in Sinsheim alle einig. Von Beginn an spielte das Hoffenheimer Eigengewächs auf seiner Position im defensiven Mittelfeld hoch konzentriert, forderte und verteilte zahlreiche Bälle (75 Ballkontakte) und war hellwach in der Umschaltbewegung. "Sehr gut, sehr dominant, extrem viele Ballaktionen", lobte auch Trainer Julian Nagelsmann, der Geiger schon als Jugendspieler unter seinen Fittichen hatte und dessen Potenzial ihm natürlich nicht verborgen geblieben war. Gerade in den ersten fünf Minuten zeigte der Mosbacher eine erstaunliche Ruhe am Ball, verarbeitete schwierige Pässe in Drucksituationen einwandfrei, brachte 97 Prozent davon erfolgreich an seine Mitspieler. In der 21. Minute bekam er Szenenapplaus.

Nach hinten arbeitete Geiger ebenfalls erfolgreich mit, kochte auch körperlich robustere Gegenspieler wie Thomas Delaney ab. Ein indirektes Lob gab es von Nagelsmann auch für seine körperliche Härte: "Er hat zwei, drei kluge taktische Fouls begangen, was man von einem 19-Jährigen normalerweise nicht erwarten kann." Nur ein einziges Mal wirkte Geiger in der Partie gegen Bremen unachtsam, als er gegen Florian Kainz einen Freistoß aus gefährlicher Position verursachte. Abgesehen davon legte er nach seinem Kurzeinsatz im DFB-Pokal gegen Erfurt eine erstaunliche Abgeklärtheit an den Tag.

Davon zeigte sich auch Abwehrchef und Kapitän Kevin Vogt beeindruckt: "Ich habe ihm vor dem Spiel nur gesagt: ‚Mach dein Ding.‘ Und er hat das fast schon routiniert gespielt." Außergewöhnlich gut sei Geigers Auftritt gewesen, der sich schon während des Spiels immer wieder Komplimente von seinen Mitspielern holte. "Er hat mit Kevin sehr gut harmoniert", fand auch Nagelsmann. Bis zu Geigers erstem Fehlpass mussten die Bremer immerhin 25 Minuten warten, bezeichnenderweise war es ein Kopfball.

Auch wenn Geiger an seiner Körpergröße beim besten Willen nichts mehr ändern kann, verdeutlichte dies, warum Trainer Nagelsmann trotz aller Lobeshymnen befand: "Natürlich ist er erst am Anfang." Physisch muss das Nachwuchstalent trotz großer Fortschritte im vergangenen Jahr noch zulegen, auch konditionell hat Geiger noch Defizite: Nach 24 Minuten musste er zum ersten Mal für eine kurze Trinkpause an die Seitenlinie. In der 74. Minute wurde der Gefeierte als letzter Hoffenheimer Spieler ausgewechselt, bis dahin hatte er aber eine beachtliche Laufleistung von 9,67 Kilometern abgerufen.

Geigers beeindruckendes Bundesliga-Debüt bedeutet noch keine Startelf-Garantie für die nächste Bundesliga-Partie in Leverkusen, geschweige denn für das Rückspiel in der Qualifikation zur Champions League an der Anfield Road. "Ob er ein Kandidat für Mittwoch ist, muss ich mir morgen in Ruhe überlegen", sagte Nagelsmann. Manager Rosen war unterdessen froh, dass neben Geiger mit Kerem Demirbay und Eugen Polanski, der die Sechser-Position in der Schlussviertelstunde übernahm, zwei Spieler bereitstehen, die diese Rolle gut ausfüllen können: "Wir sind jetzt ein Stück weit entspannter."

Trotzdem bleibt eine personelle Verstärkung auf dieser Position möglich. "Wenn es finanziell möglich ist und uns der Spieler sofort weiterhelfen kann", so Rosen. Doch selbst wenn dies noch vor dem Schluss der Transferphase am 31. August passieren sollte, hat Geiger die Chance auf weitere Einsätze. "Seine Entwicklung ist gut", fand sein Trainer. Manager Rosen beantwortete die Frage, ob Talente aus der Region in der Rhein-Neckar-Arena spielen können, auf Geiger bezogen: "Ja. Mit zwei Ausrufezeichen."

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