1899 Hoffenheim in der Bundesliga

Gute Zeiten - schlechte Zeiten

Seit 2008 spielt 1899 Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga - Die TSG hat neun bewegte Jahre im Fußball-Oberhaus hinter sich

18.08.2017 UPDATE: 18.08.2017 19:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Erstklassig im Mai 2008: Trainer Ralf Rangnick und Mäzen Dietmar Hopp winken der Bundesliga entgegen. Foto: APF

Von Benjamin Miltner

Heidelberg. 1889 Hoffenheim geht ins zehnte Bundesliga-Jahr. Verglichen mit Dino Hamburger SV mag die TSG-Bundesliga-Historie kurz sein - aber turbulent. Die Geschichte in sieben Kapiteln:

> 1. Kapitel - Hoffes Himmelsstürmer: Schon vorher war klar: Hoffenheim - das ist ein besonderer Neuling. Ein Dorfverein. Aber auch ein ambitionierter Aufsteiger, der der Zweiten Liga Rekord-ausgaben und Offensivspektakel bescherte. Die Entwicklung, die 1899 im Herbst 2008 im Oberhaus nimmt, verblüfft aber alle. "Hoffe" rockt die Liga, bleibt im "Ausweichquartier" Mannheim unbesiegt, begeistert selbst als Verlierer wie beim 4:5 in Bremen oder als Spitzenreiter in München (1:2) und wird Herbstmeister. Der Höhepunkt - und gleichzeitig der Beginn einer Fehlerkette.

> 2. Kapitel - Neu in Sinsheim, zurück in der Realität: Neues Jahr, neues Stadion, neue Mannschaft? Fast scheint es, als wären "Hoffes" Himmelsstürmer" nicht mit in die Rhein-Neckar-Arena umgezogen. Zumindest spielt die TSG in der Rückrunde wie ausgewechselt. Ohne Courage. Ohne Glück. Und ohne Top-Torjäger Vedad Ibisevic, der nach 18 Hinrunden-Toren mit Kreuzbandriss ausfällt. Die Rangnick-Elf bleibt zwölf Spiele sieglos, wird Siebter.

> 3. Kapitel - Das Ende der heilen Welt: Hoffenheim spielt zwar auch in der zweiten Bundesligasaison oben mit, fällt in der Rückrunde aber erneut ab. Nicht genug für Rangnick. "Mit Mittelmaß kann ich mich nicht identifizieren. Ich bin nicht bereit, weitere Rückschritte in Kauf zu nehmen", sagt der Fußballlehrer im Mai 2009. "Ich lasse mich nicht erpressen", kontert Mäzen Dietmar Hopp in der RNZ. Trotz der Dissonanzen ist es nicht Rangnick, sondern der in die Kritik und Schusslinie geratene Manager Jan Schindelmeiser, der im Sommer 2010 geht. Der Streit zwischen Hopp und Rangnick bleibt: Hopp will die TSG wirtschaftlich gesunden, Rangnick in den Europacup. Im Januar 2011 verkaufen Hopp und der neue Manager Ernst Tanner Luiz Gustavo zu den Bayern. Zuviel für Rangnick - der Architekt des Hoffenheimer Erfolgsmodells verlässt den Klub.

> 4. Kapitel - Die wilden Jahre: Die wilden Jahre fangen an. Statt Ruhe regiert Chaos - und steter Wechsel. Trainer (Marco Pezzaiouli, Holger Stanislawski, Markus Babbel, Frank Kramer und Marco Kurz), Manager (Tanner, Babbel, Andreas Müller), Ziele, Spieler, Systeme kommen und gehen. Konzept? Kontinuität? Entwicklung junger Spieler? Fehlanzeige. Von der einstigen Hoffenheimer Philosophie ist nicht viel übrig.

> 5. Kapitel - Das Wunder von Dortmund: Im Mai 2013 ist Hoffenheim quasi abgestiegen. Das Finale steigt in Dortmund. Bis zur 77. Minute liegt die TSG mit 0:1 zurück. Doch "Hoffe" kämpft, Standard-König Sejad Salihovic trifft zweimal vom Punkt. Spiel gedreht, Relegation erreicht - und gegen Kaiserslautern macht Hoffenheim das Wunder perfekt.

> 6. Kapitel - Zurück zu den Wurzeln: Dieses Motto gibt Präsident Peter Hofmann als neues Motto aus. Heißt konkret: Die "Hire-and-Fire"-Politik beenden, die Spielphilosophie wiederfinden, eine Identität gewinnen. Mit dem im April 2013 installierten Führungs-Duo aus Trainer Markus Gisdol und Sportdirektor Alexander Rosen stabilisiert sich "Hoffe". Einmal Neunter, einmal Achter. Trotz Transfer-Altlasten und Unruhe um die legendäre Trainingsgruppe 2 mit Tim Wiese schnuppert die TSG an Europa und bietet Spektakel-Fußball.

> 7. Kapitel - Julian wer? "Hoffe" hat nach zehn Spielen der Saison 2015/16 nur sechs Punkte - das Aus für Gisdol. Huub Stevens kommt als Feuerwehrmann. Im Februar tritt Stevens aus gesundheitlichen Gründen zurück, der damals 28-Jährige Julian Nagelsmann steigt früher als geplant ein und schafft die Rettung. In seiner zweiten Saison führt er die TSG sensationell auf Platz vier.

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