Trainingsauftakt in Hoffenheim

1899-Coach lässt es lieber auf dem Rasen krachen lassen

Auftakt der Rückrundenvorbereitung bei der TSG 1899 Hoffenheim - Nagelsmann ist begeistert vom Trainingseifer und genervt von Silvester

02.01.2018 UPDATE: 03.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Trainer Julian Nagelsmann begrüßte mit Ex-Bundesligaprofi Stefan Aigner (Mitte), der bei der TSG die Saisonpause in der Major League Soccer überbrückt, ein neues Gesicht beim Trainingsauftakt. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Julian Nagelsmann muss froh gewesen sein, gestern wieder auf dem Trainingsplatz in Zuzenhausen stehen zu dürfen. Nicht nur, weil Hoffenheims ehrgeiziger Trainer ohnehin gerne mit seiner Mannschaft arbeitet. Offenbar auch, weil der 30-Jährige mit einem Jahreswechsel - und vor allem den Begleiterscheinungen - überhaupt nichts anzufangen weiß. "Ich finde Silvester ein total schwachsinniges Fest, ehrlich gesagt", sagte er. "Wenn man um 0.20 Uhr in den Himmel schaut und ihn nicht mehr sieht, dann sollten wir uns alle mal Gedanken machen. Wir quatschen immer von Umweltschutz und verschießen Milliarden Tonnen von diesem Rotz an Silvester. Völliger Bullshit!", redete sich Nagelsmann in Rage.

Dass es seine Schützlinge gleich in der ersten Trainingseinheit des neuen Jahres ebenfalls ordentlich krachen ließen, gefiel dem TSG-Coach da schon wesentlich besser. "Einen sehr guten Eindruck" habe er von körperlichen und geistigen Frische seiner Spieler gehabt. "Wir hatten eigentlich noch mehr geplant, aber weil die Jungs während der anderthalb Stunden kräftig Gas gegeben haben, haben wir es dabei belassen."

Rund 150 Neugierige wollten sich den öffentlichen Trainingsauftakt der TSG nach der Winterpause nicht entgehen lassen. Sie alle konnten sehen, dass die Mannschaft willig ist und in der Rückrunde einiges erreichen will. Da war sich Nagelsmann sicher. Dass die Fans ihre Idole überhaupt zu Gesicht bekamen, lag auch am dichten Terminkalender im WM-Jahr 2018. Schon am 13. Januar steht für die TSG das nächste Bundesligaspiel bei Werder Bremen an. Also verzichtete der Trainer abermals auf ein Trainingslager in sonnigeren Gefilden. Die wenigen Tage wolle man lieber zur intensiven Vorbereitung in der Heimat, der "Toskana Deutschlands", nutzen, wie Nagelsmann mit einem Schmunzeln verriet.

Ohne den zu Bayern München abgewanderten Sandro Wagner, dafür aber mit dem früheren Bundesliga-Profi Stefan Aigner (zuletzt 1860 München, zuvor Eintracht Frankfurt) machten sich 27 Spieler gegen 14.30 Uhr an die Arbeit. Der 30-jährige Aigner steht derzeit bei den Colorado Rapids in der Major League Soccer unter Vertrag und überbrückt bei der TSG die Saisonpause in den USA.

Vergeblich suchte man am Dienstag allerdings Philipp Ochs. Wie Manager Alexander Rosen bestätigte, gibt es Überlegungen den U 21-Nationalspieler an einen anderen Klub auszuleihen, um ihm mehr Einsatzzeit zu verschaffen. Weitere Veränderungen am Kader seien aktuell nicht geplant. Einen Wagner-Ersatz werde man nicht verpflichten, untermauerte Rosen erneut mit einem Verweis auf das verbliebene Offensivquartett Mark Uth, Serge Gnabry, Adam Szalai und Andrej Kramaric.

Der Nationalstürmer soll also vom Kollektiv ersetzt werden. Nicht nur sportlich. Schließlich hatte der meinungsstarke Wagner auch als Führungsspieler eine wichtige Rolle inne. "Sandro hat natürlich polarisiert", sagte Kapitän Kevin Vogt. "Ich bin mir aber sicher, dass wir genug Jungs haben, die in diese Rolle reinwachsen können." Er habe wegen Wagners Abgang "keine schlaflose Nacht verbracht", diktierte der 26-jährige TSG-Spielführer vom Mexiko-Urlaub braun gebrannt und entspannt in die Notizblöcke. Weil man auch ohne Wagner offensiv noch sehr gut aufgestellt sei, so Vogt. Mit David Otto (18) und Meris Skenderovic (19) trainierten am Dienstag zwei offensive Nachwuchskräfte ebenso bei den Profis mit wie Abwehrtalent Simon Lorenz (20).

"Wir erfinden das Rad nicht neu, legen aber jeden Tag andere Schwerpunkte", erklärte Nagelsmann in Hinblick auf die kommenden Tage. Den Fokus werde man dabei auf die Themen Gegenpressing und Konterspiel legen, "weil wir gemerkt haben, dass wir auch gute Qualität haben, wenn wir etwas tiefer stehen." Das hinzubekommen werde mit Sicherheit auch am Samstag, "gegen eine Mannschaft, die Fußball spielen will", wichtig, so Nagelsmann. Dann empfängt die TSG um 13 Uhr Excelsior Rotterdam zum einzigen Testspiel der Rückrundenvorbereitung im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion.

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