Nach der Flick-Affäre

Hoffenheim ist wieder mehr Dorfklub und weniger Trendsetter

Nach 241 Tagen ist Flick wieder weg – Das Team versinkt sportlich im Mittelmaß

27.02.2018 UPDATE: 28.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Nicht mehr gemeinsam am Ball: TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp (l.) und Hansi Flick. Am 1. Juli 2017 hatte der Bammentaler den Geschäftsführerposten angetreten. Foto: APF

Zuzenhausen. (sid/rnz) Im Mai des vergangenen Jahres war die oft als "Dorfklub" verspottete TSG 1899 Hoffenheim sogar en vogue. Die Mannschaft stürmte mit spektakulärem Offensivfußball in die Champions-League-Qualifikation gegen den FC Liverpool, Julian Nagelsmann war der Trainer-Shootingstar schlechthin, und durch die Verpflichtung von Sport-Geschäftsführer Hansi Flick wehte sogar ein weltmeisterlicher Wind durch das beschauliche Sinsheim. Doch der Wind hat sich gedreht. Der ehemalige DFB-Sportdirektor Flick ist nach nur 241 Tagen wieder weg, das Team versinkt sportlich im Mittelmaß, und Nagelsmanns Stern sinkt unverkennbar.

Hintergrund

Hans-Dieter "Hansi" Flick (53) wurde in Heidelberg geboren. Als Jugendlicher spielte er für den BSC Mückenloch, die SpVgg Neckargemünd und den SV Sandhausen. Als 20-Jähriger erhielt Flick einen Lizenzspielervertrag beim FC Bayern, wurde mit den "Roten" vier

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Hans-Dieter "Hansi" Flick (53) wurde in Heidelberg geboren. Als Jugendlicher spielte er für den BSC Mückenloch, die SpVgg Neckargemünd und den SV Sandhausen. Als 20-Jähriger erhielt Flick einen Lizenzspielervertrag beim FC Bayern, wurde mit den "Roten" vier Mal deutscher Meister und 1986 Pokalsieger. Von 1990 bis 1993 agierte der Mückenlocher beim 1. FC Köln. Seine Karriere als Trainer begann beim FC Bammental. Zwischen 2000 und 2005 betreute Flick "Hoffe" in der Regionalliga, wurde "Co" von Giovanni Trapattoni in Salzburg, und ab 2006 zum Assistenten von Bundestrainer Jogi Löw berufen. Von 2014 bis Anfang 2017 war er DFB-Sportdirektor. Sein zweites Engagement bei der TSG dauerte nur 241 Tage. Flick lebt mit seiner Frau Silke in Bammental, die beiden Töchter heißen Kathrin und Hannah. jog

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Diese Entwicklung im Klub kommt nicht ganz unerwartet nach einer herausragenden Vorsaison, enttäuschend ist sie dennoch. Beim mageren 1:1 am Samstag gegen den badischen Rivalen SC Freiburg gab es von den Fans ein Pfeifkonzert, was Nagelsmann wenig souverän kritisierte: "Wir waren noch nie schlechter als Platz neun. Wenn wir anfangen, ab Platz neun zu pfeifen, wird’s eng."

Ohnehin zeigt sich Nagelsmann in der Öffentlichkeit immer häufiger gereizt, was sicherlich auch mit seinem persönlichen Ehrgeiz zu tun hat. Tabellenplatz neun, bereits acht Liga-Niederlagen, dazu das peinliche Aus in der Gruppenphase der Europa League - für einen Trainer wie Nagelsmann, der öffentlich von seinem Ziel Champions-League-Sieg redet, muss der Stillstand frustrierend sein.

Nagelsmann muss mitansehen, wie Leistungsträger wie Niklas Süle, Sebastian Rudy, Sandro Wagner (alle FC Bayern) und Mark Uth (bald Schalke 04) nicht im Klub gehalten werden können, und im Wettbieten um die begehrtesten Spieler zieht Hoffenheim auch immer häufiger den Kürzeren. Der Klub ist schlichtweg zu klein, und ein großer will er auch gar nicht werden.

Das gaben die Bosse in der Pressemitteilung zur Trennung von Flick unumwunden zu. "Als kleiner Klub, der sich in einem professionellen Umfeld bewegt, sind wir darauf angewiesen, unsere Möglichkeiten optimal zu nutzen. Dazu ist es nötig, dass gerade die Führungskräfte sich in ihrer Position wohl fühlen und mit hoher Effizienz arbeiten", wurde TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp zitiert.

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Flick, der als Co-Trainer von Joachim Löw 2014 in Brasilien Weltmeister wurde und Hoffenheim einst selbst trainierte, soll versucht haben, den Verein strukturell umzukrempeln, was einen Machtkampf zur Folge hatte. Das bestritten die Verantwortlichen zwar, doch die schnelle Trennung wegen "unterschiedlicher Auffassungen" über "die Rolle und Aufgabe von Hansi Flick" sprechen eine andere Sprache. "Die Trennung als Provinzposse", lautete die Überschrift eines Kommentars in der Süddeutschen Zeitung über den lange erwarteten Abschied von Flick. Nagelsmann wird die Entwicklungen genau beobachten. Es ist schwer vorstellbar, dass sich der 30-Jährige langfristig mit Mittelmaß zufrieden gibt. 2019 kann er Hoffenheim dank einer Ausstiegsklausel verlassen.

Der Geschäftsführerposten von Hansi Flick wird zunächst nicht neu besetzt. Dies ist zugleich der Beleg dafür, dass die Kompetenzen und Aufgaben von Flick nicht klar umrissen waren.

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