Kaderanalyse 1899 Hoffenheim

Die Qual der Wahl

Wer hat’s schwer, wer könnte überraschen? - 3:0-Sieg gegen Unterhaching

13.07.2018 UPDATE: 14.07.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden

Erstes Spiel im neuen Trikot: Leonardo Bittencourt (l.) ist schneller am Ball als "Hachings" Marc Endres und trifft zum 3:0 für die TSG. F.: Imago

Von Nikolas Beck

Pöcking. Das sieht doch schon mal gut aus: Im ersten Testspiel dieser für die TSG 1899 Hoffenheim so bedeutenden elften Bundesligasaison gewann "Hoffe" am Freitagabend im Pöckinger Sportpark mit 3:0 gegen die SpVgg Unterhaching. Zwei Tore von Nadiem Amiri (19./22.) und eins von Leonardo Bittencourt (26.) machten schon vor der Pause alles klar für das Team von Trainer Julian Nagelsmann, der nach dem Seitenwechsel alle zehn Feldspieler austauschte.

Der Test am Starnberger See gegen den Drittligisten war der Abschluss eines sechstägigen Trainingslagers in Garmisch-Partenkirchen, das Nagelsmann, Manager Alexander Rosen und Co. einen ersten Eindruck verschafft hat, in welchen Mannschaftsteilen der Kader bereits reif für die Champions League ist und wo andererseits noch Handlungsbedarf bestehen könnte.

Wenngleich Rosen in Garmisch ankündigte: "Unser Ziel war es, bis zum ersten Trainingslager 95 Prozent der Mannschaft zusammenzuhaben - und das haben wir." Wahrscheinlicher ist es, dass der 32-köpfige Kader noch verkleinert wird, ehe am 18. August das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern ansteht.

Tor: Die "Eins" ist unumstritten. An Oliver Baumann führt kein Weg vorbei. Der 28-Jährige hat sich bei der TSG zu einem der zuverlässigsten Keeper der Liga entwickelt. Als Ersatz stehen der Schweizer Gregor Kobel (20) und Routinier Alexander Stolz (34) bereit - eine optimale Mischung.

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> Das fiel in Garmisch auf: Spannung und Stimmung passen - sicherlich auch ein Verdienst des Mosbacher Torwart-Trainers Michael Rechner. Die klare Rollenverteilung hilft gewiss ebenso.

Abwehr: Zwar bevorzugt Nagelsmann in der Defensive eine Dreierkette mit zwei zusätzlichen offensiveren Außenspielern, doch selbst dafür scheint die Innenverteidigung überbesetzt. Kapitän Kevin Vogt (26) ist ebenso wie Benjamin Hübner (29) gesetzt, um den dritten Platz streiten sich Kevin Akpoguma (23), "Ösi" Stefan Posch (21), der Bosnier Ermin Bicakcic (28), der Norweger Havard Nordtveit (28) und der Niederländer Justin Hoogma (21). Gut möglich, dass noch einer gehen wird. Für einen Verbleib von Nordtveit spricht, dass er - wie gestern gegen "Haching" - auch auf der "Sechs" spielen kann. Auf den Außenbahnen kann Nagelsmann zufrieden sein: Nico Schulz (25) und der Tscheche Pavel Kaderabek (26) haben mit dem Niederländer Joshua Brenet (24), der aus Eindhoven gekommen ist, einen ernsthaften Herausforderer bekommen. Steven Zuber (26) hat mit der Schweiz bei der WM überzeugt. Um einen Kaderplatz kämpft Eigengewächs Alfons Amade (18).

> Das fiel in Garmisch auf: Nico Schulz will’s wissen. Schon in der vergangenen Saison sahen viele den Berliner Turbosprinter auf dem bestem Weg ins Nationalteam. Das WM-Aus der "Löwlinge" wird seine Chancen nicht verschlechtert haben - Schulz weiß das. Justin Hoogma sammelte ebenfalls Pluspunkte.

Mittelfeld: Selten war die "Qual der Wahl" so qualvoll wie bei Nagelsmann und seinem Mittelfeld. Im "5-3-2"-System mit "Sechser" und zwei "Achtern" sind die Stammplätze in der Schaltzentrale rar. Weil Dennis Geiger (20) und Lukas Rupp (27) noch verletzt sind, dürfte der Österreicher Florian Grillitsch (22) zu Beginn auf der defensiveren Position gesetzt sein. Auf den beiden Kreativpositionen sollten Kerem Demirbay (25) und Nadiem Amiri (21) die Nase leicht vorne haben, doch Leonardo Bittencourt (24) und der Italiener Vincenzo Grifo (25) sind nicht zur TSG gewechselt, um auf der Bank zu sitzen. Schwer haben dürften es - auch im "4-4-2" oder "4-5-1" - der Österreicher Robert Zulj (26), Robin Hack (19), Philipp Ochs (21) sowie Rückkehrer Felipe Pires (23/Brasilien). Letzterer durfte sich gestern eine Halbzeit auf der linken Bahn versuchen.

> Das fiel in Garmisch auf: Nadiem Amiri. Der Deutsch-Afghane scheint bis in die Haarspitzen motiviert, den Status als Talent in dieser Saison endgültig abzulegen. Christoph Baumgartner, der 18-jährige Österreicher, könnte zum Geheimtipp für Hobby-Fußballmanager werden. Fraglich, ob er bei der starken Konkurrenz sogar in die Fußstapfen von Dennis Geiger - dem Gewinner der Vorbereitung 2017 - treten kann. Aber Nagelsmann ist bekannt dafür, den Nachwuchs gerne ins kalte Wasser zu werfen. "Baumi" scheint bereit dafür.

Angriff: An vorderster Front steigt und fällt nach den Abgängen von Mark Uth und Serge Gnabry alles mit Andrej Kramaric (27). Der Kroate kam für "Hrvatska" zuletzt zwar nur von der Bank, hat sich - begünstigt durch den kroatischen Höhenflug - bei der WM dennoch ins Rampenlicht gespielt. Unwahrscheinlich, dass sich der Knipser die Chance entgehen lässt, mit der TSG als Stürmer Nummer eins in der Königsklasse zu spielen. Falls aber ein "unmoralisches" Angebot eingehen sollte, müssen Rosen und Co. handeln. Die Transferkasse wäre bei einem Kramaric-Abgang mehr als prall gefüllt, doch auch so habe man "finanziell immer noch etwas Luft, um etwas zu tun", kündigte Rosen an. Außer Kramaric haben nur der Ungar Adam Szalai (30) und der algerische Neuzugang Ishak Belfodil (26) Bundesligaerfahrung. Der Brasilianer Joelinton (21) kämpft nach seiner Ausleihe nach Wien genauso um einen Kaderplatz wie der junge David Otto (19).

> Das fiel in Garmisch auf: Belfodil erwischte einen unglücklichen Start. Erst zwickte die Nackenmuskulatur, dann die Bauchmuskulatur. Voll mittrainieren konnte der ehemalige Bremer nur am Montag. Am Mittwoch und Donnerstag musste er komplett pausieren. Gut möglich, dass Joelinton, den "Hoffe" bereits 2015 verpflichtete, Chancen bekommen wird, sich auf Bundesliganiveau zu beweisen.

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