Hoffenheims Sieg in Augsburg

Nagelsmanns subtile Nachjustierung

Die TSG 1899 Hoffenheim macht beim 2:0 in Augsburg vieles richtig, was zuletzt misslang - Fußballtennis für die Spione

04.03.2018 UPDATE: 05.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Die Entscheidung: Serge Gnabry schiebt den Ball vorbei an FCA-Torhüter Marvin Hitz zum 2:0 in die Maschen. Fotos: APF

Von Nikolas Beck

Augsburg. Nach nur einem Sieg aus den letzten acht Bundesligaspielen geriet Julian Nagelsmann ins Grübeln. Ein paar Anpassungen wolle er vornehmen, hatte der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim vor dem Gastspiel beim FC Augsburg angekündigt. "Am ehesten im psychologischen Bereich, beispielsweise bei seinen Ansprachen", erklärte er. Und wer den 2:0 (1:0)-Erfolg der TSG am Samstagnachmittag beobachtete, der wurde das Gefühl nicht los, dass der 30-Jährige den richtigen Ton getroffen haben muss.

Es war gewiss kein rauschendes Fußballfest, was die zu Spielbeginn noch punktgleichen Tabellennachbarn da feierten. Aber zumindest die Hoffenheimer machten eben diesmal all das richtig, was in den letzten Wochen zu so vielen unnötigen Punktverlusten geführt hatte. "Wir wollten nicht in Schönheit sterben", brachte Linksverteidiger Nico Schulz den Matchplan der "Nagelsmänner" auf den Punkt: Auf einem eines Bundesligaspiels unwürdigen Rasen verzichtete die TSG auf extremes Pressing, verteidigte etwas tiefer und probierte es immer wieder mit langen Bällen und schnellen Kontern. Serge Gnabry, der zuletzt - etwas zähneknirschend - hinten rechts ackern musste, gab diesmal den Sturmpartner von Andrej Kramaric, Adam Szalai musste zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Die Umstellung ging auf, wenngleich "Hoffe" im ersten Durchgang aus zwei, drei guten Umschaltsituationen kein Kapital schlagen konnte. Für die Führung brauchte es dann schon "einen außergewöhnlich guten Kopfball von Andrej", lobte Nagelsmann seinen Torjäger im Dauerfeuermodus, der eine Flanke aus dem Halbfeld von Benjamin Hübner verwandelte (30. Minute).

In Führung lag die TSG aber häufiger. Meistens folgte jedoch schnell die Ernüchterung. Weil zu selten nachgelegt wurde, sind es auf dem Papier bereits 24 Punkte, die nicht ins Ziel gerettet wurden. Gegen die Fuggerstädter klappte es endlich. Nach dem Wechsel spielte Gnabry vor seinem 2:0 zusammen mit Kramaric die FCA-Abwehr schwindelig (50.), sogar ein drittes Tor wäre in den starken 15 Minuten der Hoffenheimer zu Beginn der zweiten Halbzeit möglich gewesen.

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Waren es also wirklich Nagelsmanns "angepasste Nuancen" ("Man darf als Trainer auch nicht alles komplett ändern, sonst denken die Spieler, da stimmt wirklich was nicht"), die zum Erfolg führten? "Ich hab eigentlich nichts gemerkt, was er anders gemacht hat", schmunzelte Lukas Rupp, der den Vorzug im Mittelfeld vor Nadiem Amiri erhielt - und nach 39 Minuten das 2:0 auf dem Fuß hatte. Aus spitzerem Winkel scheiterte er aber aus drei Metern völlig freistehend an FCA-Keeper Marvin Hitz. Rupp: "Die Szene wird mich heute Abend noch verfolgen."

Zumindest in der Belastungssteuerung unter der Woche war eine andere Herangehensweise des Trainerteams aber für alle offensichtlich. "Der Donnerstag war etwas ruhiger", berichtete Torhüter Oliver Baumann von einer Einheit Fußballtennis statt dem sonst an diesem Tag üblichen elf gegen elf. Kurios: Ausgerechnet jene Einheit wurde ausgespäht. Zwei Spione aus Augsburg, vermutete Nagelsmann: "Die waren letztes Jahr schon da, dieses Jahr haben wir sie wieder enttarnt, mal sehen, ob sie noch mal kommen."

Ob’s an den mangelnden Erkenntnissen des Trainingsbesuchs lag, dass Augsburg auf ganzer Linie enttäuschte? "Ich hatte nie das Gefühl, dass wir die Überzeugung hatten, das Spiel noch drehen zu können", räumte Trainer Manuel Baum ein. Seine Mannschaft habe zwar alles versucht, aber einfach keine Lösungen gefunden und "gegen die drei Hünen (Innenverteidiger Akpoguma, Vogt und Hübner) ganz schlecht ausgesehen".

So trennten sich tabellarisch erst einmal die Wege der Kontrahenten, woraus die beiden Schlussmänner auch keinen Hehl machten. "Mit 32 Punkten ist noch niemand in der Liga geblieben", wusste Hitz, wohin die Blicke der Puppenspieler gehen sollten. Sein Pendant Baumann wollte derweil nicht zu sehr auf die Tabelle schauen, fand aber: "Dieses Auftreten sollte die Grundlage für die nächsten Wochen sein, dass wir oben dran bleiben können." Mit jetzt 35 Punkten rangiert die TSG auf Platz sieben und damit vier Punkte hinter den Europapokalrängen.

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