Hoffenheimer in der "Youth League"

"Das erlebt man nicht alle Tage"

Benjamin Wallquist freut sich auf die Spiele in der Youth League, die aber auch skeptisch gesehen wird

28.09.2018 UPDATE: 29.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

TSG-Kapitän Benjamin Wallquist freut sich auf Dienstag: "Die Spiele sind eine Erfahrung, an der man als Mannschaft und Einzelner wachsen kann." Foto: Grün

Von Tobias Schächter

Hoffenheim. Benjamin Wallquist ist zwar erst 18 Jahre alt, aber in Bezug auf die Youth League so etwas wie ein Routinier. Schon mit 17 kam er einst bei RB Salzburg zu Spielzeit in der europäischen Spitzenliga für Juniorenteams. "Unvergesslich" nennt der Österreicher seinen Kurzeinsatz für RB bei 20 Grad Minus in Almaty, der Metropole Kasachstans. Am Dienstag bestreitet Wallquist bereits seinen dritten Einsatz in der Youth League, seit Mitte 2017 spielt der Innenverteidiger für die TSG Hoffenheim.

Weil die Profis der TSG erstmals in der Champions-League-Gruppenphase eingezogen sind, nimmt auch die U 19 der Badener erstmals an der Youth League teil. Den Auftakt gewannen die Hoffenheimer in der Ukraine gegen Schachtjor Donezk mit 2:1, am Dienstag (14 Uhr, Dietmar Hopp-Stadion) steht nun das erste Heimspiel gegen Manchester City an. Die Begegnungen finden immer am Nachmittag vor den Spielen der Profis statt. Wallquist ist voller Vorfreude, der Hoffenheimer Kapitän sagt: "Das erlebt man nicht alle Tage, die Youth-League-Spiele sind ein Highlight in der Karriere eines jungen Sportlers. Sie sind die beste Draufgabe zur Bundesliga, die ich mir vorstellen kann." Ähnlich positive Töne sind von jedem Spieler zu hören, der in diesem Wettbewerb vorspielt.

Doch seit die Youth League von der Uefa vor fünf Jahren eingeführt wurde, wird sie auch mit Skepsis begleitet. Die ohnehin große Belastung der Talente werde durch die Reisen zusätzlich unnötig erhöht. Mit Schule und Sport seien die Spieler "an der Grenze der Belastbarkeit angekommen", mahnte damals etwa der damalige DFB-Sportdirektor Hansi Flick.

An der Grenze der Belastbarkeit

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Dieser Kritik schließt sich nun auch Julian Nagelsmann an. Der Profi-Trainer der TSG kennt die Gegebenheiten im Jugendbereich aus seiner Zeit als Nachwuchscoach in der Akademie. "Für ein, zwei Topspieler pro Jahrgang ist die Youth League eine gute Sache." Für den Großteil bedeute der Wettbewerb aber auch Ballast, sagt Nagelsmann, weil die Schule sehr leide, wenn die Spieler bei Auswärtsfahrten drei Tage aus ihrem Alltag gerissen werden.

In der U 19-Auswahl der TSG stehen sechs Spieler, die das Abitur schon in der Tasche haben, der Rest macht es in diesem Jahr. Auch Benjamin Wallquist ist Abiturient, er sagt, ihm falle die Schule zum Glück leicht. Die TSG versuche den Ausfall der Schulzeit für die Spieler mit "besonderen Maßnahmen" zu kompensieren, erzählt Dirk Mack, der Direktor Nachwuchs der Hoffenheimer. In enger Absprache mit den Schulen habe man schon in den Sommerferien die Fußballtalente mit Stoff versorgt, damit diese nicht immer mit dem Lernstoff hinterherhinkten. Zudem unterstütze die eigene pädagogische Abteilung der Akademie und "Anpfiff ins Leben", die Stiftung von TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp, die Schüler noch intensiver. Und auf den Reisen wie zuletzt in die Ukraine könnten die Schüler auch auf ihrem I-Pad E-Learning-Programme nutzen. Die Belastung verlange den Spielern natürlich auch viel Selbstdisziplin ab, weiß Mack und erklärt: Organisatorisch sei alles an die Abläufe der Profis während der Reisen angekoppelt, da seien keine zusätzlichen Belastungen für die Akademie entstanden.

Doch nicht nur in der schulischen Ausbildung verändert die Youth League den gewohnten Rhythmus der Talente. U 19-Trainer Marcel Rapp sieht neben den "tollen Erlebnissen" und den "intensiven Spielen" auch Nachteile in den Vergleichen mit Europas Topteams. Durch die mindestens sechs englischen Wochen bis Weihnachten und die dadurch erforderliche Regeneration geht viel Trainingszeit verloren. "Für die individuelle Entwicklung der Spieler bleibt da keine Zeit, sie leidet in diesen Phasen", sagt der 39-Jährige. Rapp hat sich vor dem Start der europäischen Spiele mit seinem Kollegen in Dortmund ausgetauscht, der BVB ist ja regelmäßiger Gast in der Youth League. Wie sich die zusätzliche Belastung auf die Spiele in der Bundesliga auswirkt, vermag Rapp noch nicht zu beurteilen, er sagt: "Ich hoffe, die Youth League beflügelt uns." TSG-Kapitän Benjamin Wallquist glaubt: "Die Spiele sind eine Erfahrung, an der man als Mannschaft und Einzelner wachsen kann."

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