Düsseldorf, Donezk, Dortmund
Die TSG Hoffenheim muss beim unbequemen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf aufpassen - Reizvoll: Funkel trifft auf Nagelsmann
Von Joachim Klaehn
Zuzenhausen. Für die TSG 1899 Hoffenheim wird es knackig. Nach der Länderspielpause stehen sieben Spiele in 22 Tagen auf dem Programm - in der Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund, Hannover 96, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt, zusätzlich darf der Champions-League-Neuling der Auftaktpartie bei Schachtar Donezk und dem attraktiven Heimauftritt gegen den englischen Meister Manchester City entgegenfiebern. Es sei nicht ganz so einfach, sich auf alle Aufgaben vorzubereiten, räumte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann bei der Pressekonferenz am Donnerstag ein. Gleich die erste von drei aufeinander folgenden Englischen Wochen könnte dabei richtungsweisenden Charakter haben. Düsseldorf, Donezk, Dortmund - "D-Days" also.
Am morgigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) empfängt Aufsteiger Fortuna Düsseldorf den Kraichgauklub. In der sogenannten Merkur Spiel-Arena, einem multifunktional ausgerichtetem Spaßtempel, der Ende 2004 das altehrwürdige Rheinstadion ablöste. Seinerzeit agierte Fortuna noch in der Regionalliga, 2012/2013 gab der deutsche Meister von 1933 ein Erstliga-Gastspiel, danach konsolidierte sich der nordrhein-westfälische Traditionsverein in der Zweitklassigkeit. Im neuen Schmuckkästchen der Landesmetropole sind Phil Collins, Bruce Springsteen, Marius Müller-Westernhagen und selbstverständlich die Toten Hosen aufgetreten. Und in der vergangenen Spielzeit mutierten die Fußballprofis zu biestigen und feiernden Biestern.
Maßgeblich für die Begeisterung auslösende Rückkehr ist Friedhelm Funkel. Ein Aufstiegs-Experte, dem dieses Kunststück zwischen 1992 und 2018 sechs Mal gelang. Funkel gilt als unaufgeregter Zeitgenosse. "Ein ekliger Gegner" wolle man in der deutschen Eliteliga sein, kündigte Funkel pragmatisch an. "Gekommen, um zu bleiben", so lautet das vom Vorstandsvorsitzenden Bruno Schäfer ausgerufene Motto, das die rot-weiße Fangemeinde elektrisieren soll.
Am Samstag kommt es zum reizvollen Vergleich der Trainer-Generationen. Hüben Funkel (64), der älteste Bundesliga-Trainer. Für den gebürtigen Neusser ist es die 460. Begegnung auf Erstliga-Level. Drüben Nagelsmann, mit 31 Jahren der jüngste Fußballlehrer. "Ich freue mich auf das erste Aufeinandertreffen zwischen uns", sagt Shooting-Star Nagelsmann. Er zollt Routinier Funkel seinen Respekt: "Er hat der Mannschaft eine Handschrift gegeben und ist für die positive Entwicklung verantwortlich."
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Die favorisierten Hoffenheimer erwartet kein Spaziergang in der Messestadt - einen R(h)einfall soll’s möglichst nicht geben. Die Personalsituation der TSG bleibt aber ziemlich angespannt. Mit Kerem Demirbay, Nadiem Amiri, Kasim Adams Nuhu, Benjamin Hübner, Ermin Bicakcic, Kevin Akpoguma und den beiden Rekonvaleszenten Lukas Rupp und Dennis Geiger fallen vermutlich acht Stammkräfte aus. Nagelsmann möchte generell kein allzu großes Risiko eingehen, lediglich bei Bicakcic und Akpoguma gäbe es "ein wenig Hoffnung".
Ob er denn Vorfreude auf die Königsklassen-Premiere am Mittwoch (18.55 Uhr) gegen Donezk im ukrainischen Charkiw verspüre, wurde Nagelsmann gefragt. "Nö", antwortete Nagelsmann, "ich bin erst mal darauf gepolt, dass wir sechs Punkte in der Bundesliga holen." Der TSG-Coach denkt vor allem daran, wie seine Mannschaft bis einschließlich 7. Oktober "erfolgreich und gesund" bleibt. Insgesamt 14 Meetings mit Videoanalyst Benjamin Glück und den Fußballprofis seien fest eingeplant, "und da ist noch keine Nachbesprechung dabei", so Nagelsmann.
Kapitän Vogt und Co., aber auch das kompetente Funktionsteam sind demnach gefordert, der Terminkalender ist vollgepackt mit Training, Reisen, Spielen, Analysen und Belastungssteuerung. Nagelsmann selbst nimmt den Auftakt der Sieben-Spiele-Serie sehr ernst: "Düsseldorf hat eine Mannschaft, die kicken kann und kicken will." Da gerät es zur Randnotiz, dass der junge Chefcoach auch schon seine 85. Partie für "Hoffe" bestreitet und dadurch mit seinen TSG-Vorgängern Ralf Rangnick und Markus Gisdol gleichzieht.
Nach dem BVB-Spiel am 22. September darf sich Nagelsmann gar als alleiniger Rekordhalter fühlen. Und im Sauseschritt geht es ja gleich weiter ...