Hoffenheim in der Champions-League

"Die Schere geht immer weiter auseinander"

TSG-Manager Alexander Rosen über Finanzen, Platzierungen in Europas Top-Ligen und die TSG-Suche nach einer Marktnische

17.09.2018 UPDATE: 18.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Krempelt die Ärmel hoch: "Hoffes" Manager Alexander Rosen ist ehrgeizig. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Heidelberg. Er steht etwas im Schatten von Julian Nagelsmann, doch Alexander Rosen (39) macht seit April 2013 einen hervorragenden Job im Bundesliga-Geschäft. Der Direktor Profifußball leitete zunächst das TSG-Nachwuchsleistungszentrum, ehe er den Managerposten übernahm. Rosen und Nagelsmann sind langjährige Weggefährten und Freunde. Die RNZ stellte ihm vor dem Start der Königsklasse vier zentrale Fragen.

Herr Rosen, schießt Geld allein Tore?

Geld alleine schießt sicher keine Tore, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Mitteleinsatz in unmittelbarem Zusammenhang mit der sportlichen Leistung steht. Schaut man sich die Abschlussplatzierungen in den Top-Ligen Europas der vergangenen Jahre an und setzt sie in Relation mit den entsprechenden Lizenzspieleretats, ist schnell festzustellen, dass zu 90 Prozent die Klubs oben stehen, die das meiste Geld für das kickende Personal ausgeben. Dennoch ist es unser Ansatz bei der TSG, diesen Zustand nicht als in Stein gemeißelt hinzunehmen. Und sowohl unsere Resultate in den vergangenen beiden Spielzeiten, als auch der fast schon märchenhafte Meistertitel von Leicester City in der Premier-League-Saison 2015/16 beweisen eindrucksvoll, was möglich ist.

Kann ein deutscher Klub in naher Zukunft die Champions oder Europa League mal wieder gewinnen?

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Daran glaube ich, ja. Für die Champions League sehe ich aktuell zwar nur den FC Bayern, der sich auf Augenhöhe mit den besten Klubs des Kontinents bewegen kann. In der Europa League allerdings gibt es mehrere Kandidaten aus der Bundesliga, die eine prominente Rolle spielen können. Es ist auch wahrlich an der Zeit, dass die deutschen Mannschaften gerade in diesem Wettbewerb wieder erfolgreicher auftreten. Eine internationale Saison wie 2017/18 sollte nicht noch einmal passieren. Das sage ich durchaus selbstkritisch, obwohl wir als Neuling zunächst einmal viele Erfahrungen zu verarbeiten hatten. Natürlich ist mir auch bewusst, wohin sich der Markt im Blick auf Transferbudgets, Lizenzspieleretats und TV-Geld entwickelt hat. Es wird zu Recht davon gesprochen, dass die Schere immer weiter auseinander geht. Dies ist zum Teil auch sicher genauso von manch Etabliertem gewollt, aber es geht darum, Lösungen zu finden, wie man trotz teilweise deutlich geringeren Budgets auf höchstem Niveau konkurrenzfähig bleibt.

Worin liegt der besondere Reiz für einen Klub wie Hoffenheim, an diesen Wettbewerben teilzunehmen?

Die Bundesliga ist das tägliche Brot. Das ist bei uns nicht anders als bei jedem anderen Klub. Nun ist es so, dass außergewöhnliche Leistungen in der Liga eine besondere Belohnung nach sich ziehen, nämlich die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Es ist selbsterklärend, dass diese Möglichkeit gewissermaßen das Salz in der Suppe darstellt. Oder um bei meinem Beispiel zu Beginn meiner Antwort zu bleiben: der Brotaufstrich. Nun ist die Teilnahme an der Champions League wohl der erlesenste Aufstrich, den man sich nur vorstellen kann. Die Herausforderung gegen die Allerbesten antreten zu dürfen, ist genau das, wonach jeder ambitionierte Leistungssportler strebt. Unabhängig davon und auch unabhängig von einem gesteigerten Bekanntheitsgrad in Europa, eröffnet sich durch die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb die Möglichkeit, einen Klub auf allen Ebenen - und bei weitem nicht nur auf der finanziellen - weiter zu entwickeln.

Worauf fokussiert sich dabei das Management der TSG?

Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln, sie zu dokumentieren, auszuwerten und in das bisherige System zu implementieren. An diesen Aufgaben kann der Klub also wachsen, ganz unabhängig vom sportlichen Abschneiden in dem jeweils aktuell gespielten Wettbewerb. Es ist die Aufgabe des Managements, diese internationale Qualifikation nachhaltig werden und damit auch außerhalb des Platzes zu einem bleibenden Erfolg werden zu lassen.