Hoffenheim gegen Wolfsburg

Schöner geht’s nicht

Ermin Bicakcic leistet sich beim 2:2 in Wolfsburg ein spektakuläres Eigentor - Mut von Nagelsmann belohnt

09.12.2018 UPDATE: 10.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Am Boden: Gerade hat Ermin Bicakcic den Ball zum Wolfsburger Ausgleich im eigenen Netz versenkt. Torwart Oliver Baumann ist entsetzt, während die Wolfsburger frohlocken. Foto: Imago

Von Achim Wittich

Wolfsburg. Ermin Bicakcic ist ein Fußballer mit Galgenhumor. "Ein geiles Ding", kommentierte er im Stadionbauch der Wolfsburger Arena sein Missgeschick beim 2:2 (2:1) des Dorfklubs in der Autostadt. Doch so richtig lachen konnte der eisenharte Verteidiger der TSG wahrlich nicht. Nach einer knappen halben Stunde kam "Wölfe"-Turbomann Daniel Ginczek an das Spielgerät, das zuvor Yannick Gerhardt hauchdünn nicht ins Aus gehen ließ, und drosch es mit aller Wucht in den Strafraum.

Dort nahm das Unheil für Bicakcic seinen Lauf, der die Situation so schilderte: "Der Ball kommt gefühlt mit 200 Stundenkilometern rein geschossen. Ich rutsche ein bisschen weg und musste ran gehen, egal wie. Sonst wäre der hinter mir blank gestanden." Gesagt, getan. Bicakcic hielt seine Birne hin - und beförderte das Runde spektakulär und unhaltbar für seinen Torwart Oliver Baumann ins eigene Netz. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Der Boulevard titelte gestern süffisant: "Bicakcic erzielt das schönste Eigentor des Jahres."

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Gegen Bicakcics Kopfball genauso machtlos, wie bei von seinem Teamkollegen abgefälschten zweiten Gegentreffer. Ansonsten der gewohnt sichere Rückhalt.

Kaderabek: Motzte vehement gegen Kramaric. War schon stärker, aber

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Einzelkritik

Baumann: Gegen Bicakcics Kopfball genauso machtlos, wie bei von seinem Teamkollegen abgefälschten zweiten Gegentreffer. Ansonsten der gewohnt sichere Rückhalt.

Kaderabek: Motzte vehement gegen Kramaric. War schon stärker, aber deshalb keineswegs schlecht.

Bicakcic: Pechvogel kurz vorm 2. Advent. Aber er berappelte sich tapfer.

Hübner: Endlich wieder mittendrin anstatt nur dabei. Nach der langen Auszeit war das in Ordnung.

Schulz: Wie fast immer war der Nationalspieler ein Aktivposten und Antreiber auf der linken Seite.

Vogt: Diesmal mit Sechser-Aufgaben. In der Pause raus. Nicht zu Unrecht.

Demirbay: Humpelte vom Feld. Zuvor nicht der große Ideengeber.

Zuber: Nach einer Stunde runter. Schweizer Maßarbeit war es nicht.

Belfodil: Mister Volleyschuss. Seine stärkste Szene.

Joelinton: Ballfestmacher. Der Brasilianer ist immer ein Brandherd und Unruhestifter.

Kramaric: Erfolgreicher Fußspitzler. Einer der Besten.

Grillitsch: Kam für Demirbay. Der Österreicher eher unauffällig.

Szalai: Versuchte, was zu reißen und warf sich rein. Ohne zählbaren Erfolg.

Nelson: Seine Defensivverhalten muss er unbedingt verbessern. Brachte aber den erhofften Schwung. awi

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Es war der 1:1-Ausgleich für den VfL, nachdem Ishak Belfodil vor nur knapp über 20.000 Besuchern - darunter ein kleines Häuflein von knapp 200 Hoffenheimer Unterstützern - an diesem trostlosen Samstagnachmittag die Niedersachsen mit einer perfekten Direktabnahme und nach einer präzisen Hereingabe von Andrej Kramaric früh geschockt hatte (4. Minute).

Wir haben in den ersten 20 Minuten gut begonnen", befand 1899-Trainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz, um dann berechtigterweise festzustellen: "Nach dem Ausgleich gab es einen Bruch in unserem Spiel." Der führte schließlich auch dazu, dass der bekanntermaßen "nicht ganz langsame" (Nagelsmann) Ginczek nur vier Minuten später auf 2:1 (32.) für die Mannschaft von Bruno Labbadia stellte. Fast schon tragisch für den bemitleidenswerten Bicakcic. Auch in dieser Szene leistete er aktive Mithilfe, von seinem Rücken prallte der Ball für den chancenlosen Baumann ab - ein gebrauchter Tag ausgerechnet für den in letzter Zeit so stark auftrumpfenden "Eisen-Ermin", der sich einen Stammplatz erkämpft und gerade erst verkündet hatte, er sei "in der Form seines Lebens". Stark allerdings vom 28-jährigen Profi aus Bosnien-Herzegowina mit deutscher Staatsbürgerschaft, dass er - typisch für ihn - keineswegs den Kopf in den Rasen steckte und nach seinen beiden Missgeschicken die Partie mit einer ordentlichen Leistung zu Ende führte.

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Einen insgesamt zufriedenstellenden Arbeitsnachweis lieferte übrigens auch erstmals wieder Benni Hübner ab, der nach über viermonatiger Verletzungszeit (Gehirnerschütterung) zwar etwas Anlaufzeit brauchte, sich aber nach der Pause steigerte und gleich bei seinem Comeback über die volle Distanz ging.

Nagelsmann wäre nicht Nagelsmann ("Ich will jedes Sch...-Spiel gewinnen"), wäre er in den zweiten 45 Minuten nichtvolles Risiko gegangen. Der immer noch jüngste Bundesliga-Coach (31) brachte, nachdem kurz vor Ende der ersten Hälfte Florian Grillitsch den angeschlagenen Kerem Demirbay ersetzte, zum Wiederanpfiff für den diesmal zum Teil als "Sechser" agierenden Kapitän Kevin Vogt Angreifer Adam Szalai. Und dann erschöpfte Nagelsmann bereits nach 59 Minuten sein Auswechselkontingent und beorderte Stürmer Reiss Nelson (59.) für Steven Zuber aufs Feld. Mehr Offensive geht nicht! Doch Mut wird - zumindest manchmal - belohnt.

Vizeweltmeister Andrej Kramaric spitzelte den Kopfball von Pavel Kaderabek zum Endstand ins Tor der Grün-Weißen (71.). Aber, oh weh. Zunächst anerkannte Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht und der Tscheche Kaderabek wütete gegen seinen kroatischen Mitspieler. Doch dann gab’s Entwarnung. Alles gut.

Bicakcic konnte durchatmen, wenigstens ein Pünktchen war in einem unterhaltsamen Kick noch gerettet. Also durfte er vier Tage vorm Champions-League- Gastauftritt bei Manchester City (Mittwoch, 21 Uhr/DAZN) trotz der ungünstigen Ausgangslage für eine Europa-League-Qualifizierung das Schlusswort des Tages für sich in Anspruch nehmen: "Wir gehen nicht nach Manchester, um uns dort das Stadion anzusehen." Na, denn.

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