Hoffenheim gegen Manchester City

Guardiolas lange Leidenszeit

Für die "Citizens" und deren spanischen Trainer zählt nur der Titel

01.10.2018 UPDATE: 02.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Fokussiert aufs erste von fünf Endspielen: City-Trainer Pep Guardiola in Walldorf. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Walldorf. Es war eine beinahe perfekte Saison, die Manchester City im vergangenen Jahr gespielt hat. Eine Spielzeit voller Rekorde. Das Team von Trainer Pep Guardiola sicherte sich den Titel in der englischen Liga und knackte dabei als erste Mannschaft überhaupt die 100-Punkte-Marke, schoss 106 Tore, gewann zwischendurch 18 Ligaspiele in Serie und distanzierte Verfolger Manchester United auf 19 Zähler - die totale Dominanz also. Eine einzige Woche im April liegt dennoch wie ein Schatten über dieser so herausragenden Saison: Im Viertelfinale der Champions League beendete der FC Liverpool mit einem 3:0 und einem 2:1 binnen sechs Tagen die Titelträume der "Citizens" - und fügte Guardiolas ganz persönlicher Leidensgeschichte in der Königsklasse ein weiteres Kapitel hinzu.

Seinem dritten Triumph jagt der vielleicht beste Fußballtrainer der Welt inzwischen beinahe ein Jahrzehnt lang vergeblich hinterher. Schon während seiner drei Jahre bei Bayern München blieb es ihm verwehrt, Europas begehrtesten "Henkelpott" ein weiteres Mal nach 2009 und 2011 in die Höhe zu stemmen. Und auch, wenn sein Kapitän Vincent Kompany im Rahmen der Pressekonferenz im Walldorfer Leonardo Hotel gestern Abend betonte, er wolle "den Druck auf seinen Trainer nicht erhöhen", räumte der 32-jährige Belgier ein: "Der Titel in der Champions League ist der letzte Schritt, die eine große Trophäe, die uns noch fehlt." Guardiola saß daneben und verzog keine Miene. Doch auch der 47-Jährige weiß: Ganz Manchester erwartet diesmal den Titel. Er selbst erwartet von sich und seinem Team schließlich nicht weniger.

Hintergrund

So könnten sie heute beginnen

Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Akpoguma, Posch, Brenet - Schulz, Grillitsch, Demirbay - Bittencourt - Kramaric, Joelinton.

Manchester: Ederson - Walker, Otamendi, Laporte,

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So könnten sie heute beginnen

Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Akpoguma, Posch, Brenet - Schulz, Grillitsch, Demirbay - Bittencourt - Kramaric, Joelinton.

Manchester: Ederson - Walker, Otamendi, Laporte, Zintschenko - Fernandinho, Gündogan - Mahrez, Silva, Sané - Gabriel Jesus.

Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).

"Hoffe" im Fernsehen

Um die TSG 1899 Hoffenheim bei ihrem Abenteuer Champions League zumindest am Fernseher zu begleiten, reicht es nicht mehr, das Öffentlich-Rechtliche einzuschalten. Die Übertragung der Königsklasse teilen sich ab dieser Saison der Pay-TV Sender Sky und die Internet-Streamingplattform DAZN untereinander auf. Lediglich ein Finale mit deutscher Beteiligung würde im Free-TV ausgestrahlt werden. Das heutige erste Heimspiel (18.55 Uhr) gegen Manchester City wird exklusiv von Sky übertragen. Die weiteren Partien der Gruppenphase - Dienstag, 23. Oktober, 21 Uhr, gegen Lyon; Mittwoch, 7. November, 21 Uhr in Lyon, Dienstag, 27. November, 21 Uhr, gegen Donezk und Mittwoch, 12. Dezember, 21 Uhr, in Manchester - überträgt in voller Länge DAZN exklusiv. Zusätzlich bei Sky zu jeder Anstoßzeit noch eine Konferenz, in der auch die Spiele der TSG Hoffenheim gezeigt werden. nb

Guardiola auf der Bank

Nachdem Pep Guardiola die Auftaktniederlage seines Teams im Heimspiel gegen Olympique Lyon von der Tribüne aus beobachten musste, darf der Trainer von Manchester City heute Abend in der Rhein-Neckar-Arena wieder auf der Bank Platz nehmen. Guardiola war von der Uefa für zwei Spiele gesperrt worden - das zweite allerdings zur Bewährung ausgesetzt - nachdem er beim Königsklassen-K.o. in der Vorsaison gegen Liverpool den Schiedsrichter beschimpft hatte. nb

Volles Programm

Schon ab 9 Uhr hat Hoffenheim die Uefa-Vertreter heute im Haus. Der Tag ist vollgepackt mit Meetings, Terminen sowie der Feinjustierung der Abläufe. Das "Vorspiel" in der Youth League bestreitet die U19 der TSG um 14 Uhr gegen den Nachwuchs von ManCity im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion. Dann geht es in die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena, um das Zeremoniell vorzubereiten und einen letzten Qualitätscheck durchzuführen. Der Vorschriftenkatalog der Uefa ist bekanntlich streng. jog

Fan-Meile in Sinsheim

Anpfiff ist um 18.55 Uhr, doch schon ab 12 Uhr haben Fans heute in Sinsheim die Möglichkeit, sich auf das erste Champions-League-Spiel ihrer TSG einzustimmen. Die Stadtverwaltung verwandelt die Bahnhofstraße in eine Fan-Meile. "Gastronomen und Imbissbetreiber bieten Speisen und Getränke zur Stärkung und für die Stimmung sorgt die Holger Weitz Band", teilte die Stadt mit. Gefeiert wird das Fanfest bis Spielbeginn. nb

Es sagte ...

"Ein Titel deutscher Meister U 19, das ist ein bisschen weniger als bei Pep. Aber ich arbeite dran." - TSG-Trainer Julian Nagelsmann über seinen erfolgreichen Kollegen Pep Guardiola.

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Darum ließ der Katalane, 24 Stunden bevor er und sein Starensemble die Gäste des ersten Champions-League-Heimspiels der Hoffenheimer Klubgeschichte sein werden, auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass nur dieses zähle. Egal, ob City am Wochenende die gerade erst zurückeroberte Tabellenführung in der Liga gegen Verfolger Liverpool verteidigen muss. "Das Spiel hier ist auch ein großes Spiel", erstickte Guardiola Fragen zu Liverpool bereits im Keim. Der Fokus gilt einzig und alleine Hoffenheim.

Und tatsächlich: Das Duell mit der TSG ist für Manchester von größerer Bedeutung als man das eigentlich gehofft hatte. Denn der erneute Anlauf, Europas Fußballspitze zu erklimmen, begann denkbar schlecht. Im heimischen "Etihad" hagelte es eine überraschende 1:2-Niederlage gegen Olympique Lyon. Darum ist die Marschrichtung für die verbliebenen Gruppenspiele klar. Guardiola: "Wir haben fünf Finals vor uns - morgen ist das erste davon."

Es ist auch das erste Aufeinandertreffen des Spaniers mit Julian Nagelsmann. Den rasanten Aufstieg der TSG - bei Guardiolas Abschied aus der Bundesliga noch ein Abstiegskandidat - hat er freilich genau verfolgt. Auf seinen 31-jährigen Trainerkollegen hält er große Stücke. "Er ist ein sehr, sehr guter Trainer, der eine tolle Mannschaft aufgebaut hat", so Guardiola, der immer mal wieder mit Nagelsmann in Kontakt stehe.

Über was genau er sich mit seinem Kollegen austausche, wollte er natürlich nicht verraten. Nur so viel: Man spreche über die Saison, über junge Spieler, Talente, "aber nichts Spezielles." Und, dass er noch klassisch SMS schreibe, weil er kein "WhatsApp" habe, plauderte Guardiola mit einem Lächeln aus. Gewiss nur, um danach schnell wieder alleine durch seine Mimik zu verdeutlichen, wie ernst er die Herausforderung Hoffenheim nehme.

Gefragt, wie es für einen Trainer in einer Weltstadt sei, im beschaulichen Kraichgau zu spielen, bediente sich Guardiola eines spanischen Vergleichs: Villareal habe nicht viel mehr Einwohner als Sinsheim, deren Fußballer scheiterten 2006 dennoch nur denkbar knapp an Arsenal London im Halbfinale der Champions League. Fußball sei eben nicht Manchester gegen Sinsheim, sondern "elf gegen elf", so Guardiola. "Und wenn sie in der Champions League spielen, müssen sie auch ein gutes Team sein." Der spanische Fußballlehrer will nichts unversucht lassen, damit seine Schützlinge gar nicht erst auf die Idee kommen, den Außenseiter auf die leichte Schulter zu nehmen.

Lediglich für einen kurzen Blick schlich sich auf dem Podium eine Unkonzentriertheit in Guardiolas Auftritt: Ob die verletzten City-Stars Benjamin Mendy, Fabian Delph und Kevin De Bruyne, die in Sinsheim heute fehlen, fürs Wochenende ein Thema sein könnten, wurde er gefragt. Das werde man sehen, sobald man zurück in München sei, so der ehemalige Bayern-Trainer: "Entschuldigung, zurück in Manchester."

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