Hoffenheim gegen Manchester City

Das Haschen nach der Champions-League-Magie

Mit einem "mutigen Plan" möchten Nagelsmann und seine TSG am heutigen Dienstag das Starensemble von Manchester City überraschen

01.10.2018 UPDATE: 02.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
​Wie ein Sechser im Lotto? Hoffenheim empfängt im kleinsten Champions-League-Standort aller Zeiten den englischen Meister Manchester City. ​Die Vorfreude ist Trainer Julian Nagelsmann anzusehen. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Es geht um professionellen Teamsport - das ist in der Champions League keinen Deut anders als im Alltagsgeschäft der Bundesliga. Und doch ist dieser bedeutendste Wettbewerb des europäischen Vereinsfußballs ein monumentaler Sehnsuchtsort. Hier geht es um überdauernde, unvergessliche Momente, hier geht es um Träume, das Streben nach ewigem Glück, es geht neben sportlichen Meriten, die sich in der Königsklasse verdienen lassen, auch um sehr, sehr viel Geld. Exakt 2,04 Milliarden Euro werden in der aktuellen Saison von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) an Preisgeldern ausgeschüttet. Mit jeder Geste, jedem Blick in die Runde, jedem Satz war bei der Hoffenheimer Pressekonferenz am Montag zu spüren, dass abendliche Unterhaltung der besonderen Art unmittelbar bevorsteht.

Hintergrund

So könnten sie heute beginnen

Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Akpoguma, Posch, Brenet - Schulz, Grillitsch, Demirbay - Bittencourt - Kramaric, Joelinton.

Manchester: Ederson - Walker, Otamendi, Laporte,

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So könnten sie heute beginnen

Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Akpoguma, Posch, Brenet - Schulz, Grillitsch, Demirbay - Bittencourt - Kramaric, Joelinton.

Manchester: Ederson - Walker, Otamendi, Laporte, Zintschenko - Fernandinho, Gündogan - Mahrez, Silva, Sané - Gabriel Jesus.

Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).

"Hoffe" im Fernsehen

Um die TSG 1899 Hoffenheim bei ihrem Abenteuer Champions League zumindest am Fernseher zu begleiten, reicht es nicht mehr, das Öffentlich-Rechtliche einzuschalten. Die Übertragung der Königsklasse teilen sich ab dieser Saison der Pay-TV Sender Sky und die Internet-Streamingplattform DAZN untereinander auf. Lediglich ein Finale mit deutscher Beteiligung würde im Free-TV ausgestrahlt werden. Das heutige erste Heimspiel (18.55 Uhr) gegen Manchester City wird exklusiv von Sky übertragen. Die weiteren Partien der Gruppenphase - Dienstag, 23. Oktober, 21 Uhr, gegen Lyon; Mittwoch, 7. November, 21 Uhr in Lyon, Dienstag, 27. November, 21 Uhr, gegen Donezk und Mittwoch, 12. Dezember, 21 Uhr, in Manchester - überträgt in voller Länge DAZN exklusiv. Zusätzlich bei Sky zu jeder Anstoßzeit noch eine Konferenz, in der auch die Spiele der TSG Hoffenheim gezeigt werden. nb

Guardiola auf der Bank

Nachdem Pep Guardiola die Auftaktniederlage seines Teams im Heimspiel gegen Olympique Lyon von der Tribüne aus beobachten musste, darf der Trainer von Manchester City heute Abend in der Rhein-Neckar-Arena wieder auf der Bank Platz nehmen. Guardiola war von der Uefa für zwei Spiele gesperrt worden - das zweite allerdings zur Bewährung ausgesetzt - nachdem er beim Königsklassen-K.o. in der Vorsaison gegen Liverpool den Schiedsrichter beschimpft hatte. nb

Volles Programm

Schon ab 9 Uhr hat Hoffenheim die Uefa-Vertreter heute im Haus. Der Tag ist vollgepackt mit Meetings, Terminen sowie der Feinjustierung der Abläufe. Das "Vorspiel" in der Youth League bestreitet die U19 der TSG um 14 Uhr gegen den Nachwuchs von ManCity im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion. Dann geht es in die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena, um das Zeremoniell vorzubereiten und einen letzten Qualitätscheck durchzuführen. Der Vorschriftenkatalog der Uefa ist bekanntlich streng. jog

Fan-Meile in Sinsheim

Anpfiff ist um 18.55 Uhr, doch schon ab 12 Uhr haben Fans heute in Sinsheim die Möglichkeit, sich auf das erste Champions-League-Spiel ihrer TSG einzustimmen. Die Stadtverwaltung verwandelt die Bahnhofstraße in eine Fan-Meile. "Gastronomen und Imbissbetreiber bieten Speisen und Getränke zur Stärkung und für die Stimmung sorgt die Holger Weitz Band", teilte die Stadt mit. Gefeiert wird das Fanfest bis Spielbeginn. nb

Es sagte ...

"Ein Titel deutscher Meister U 19, das ist ein bisschen weniger als bei Pep. Aber ich arbeite dran." - TSG-Trainer Julian Nagelsmann über seinen erfolgreichen Kollegen Pep Guardiola.

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Heute (18.55 Uhr/Sky) ist es in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena so weit: "Hoffe" empfängt am 2. Spieltag der Gruppe F den Scheichklub Manchester City mit seinem charismatischen Trainer Pep Guardiola. Es ist ein historischer Moment für die TSG, wenn die GänsehautHymne des Briten Tony Britten erklingt, der sich 1992 kompositorisch an "Zadok The Priest" von Georg Friedrich Händel orientierte. Torhüter Oliver Baumann, der die Kraichgauer als Kapitän auf den Rasen führt, weil der etatmäßige Spielführer Kevin Vogt an einer schmerzhaften Oberschenkelverletzung laboriert, ist davon überzeugt, dass er vor dem Anpfiff nichts Weltbewegendes sagen muss. Ein, zwei Sätze aus dem Bauch heraus müssten genügen. "Diese Hymne wird die Jungs so dermaßen puschen", sagt Baumann im Brustton der Überzeugung. Es sei "natürlich ein Traum", gegen ManCity zu spielen.

Die Vorfreude ist riesig. Hoffenheim hat es sich in den beiden vergangenen Jahren erarbeitet, in diesem illustren Kreis internationaler Topklubs dabei zu sein. Aber nunmehr sollte der emotionale Ausnahmezustand nicht überstrapaziert werden. "Sie haben mehr zu verlieren als wir", konstatiert Baumann, "doch wir müssen versuchen, das alles auszublenden, und uns nicht ablenken zu lassen vom namhaften Gegner und all seinen Stars. Wir müssen fokussiert sein und dem Plan von Julian folgen." Julian Nagelsmanns Masterplan gegen den verlässlichen Meistermacher Pep Guardiola (47) - wie kann der aussehen? Die Wertschätzung für den berühmten katalanischen Trainerkollegen aus Santpedor ist herauszuhören. Nagelsmann bewundert den Erfolg, aber auch die Ästhetik des Fußballs Marke Guardiola. Von (s)einem Idol ("Dazu kenne ich ihn persönlich zu wenig") will der 31-Jährige nicht sprechen, aber von einem "guten Orientierungspunkt". An eine langatmige Taktikschlacht glaubt Nagelsmann nicht, Manchester City werde sich ganz auf ihre Stärken konzentrieren.

"Beide Klubs sind nicht auf Augenhöhe", so Nagelsmanns klare Differenzierung in Favoriten- und Underdog-Rolle, "doch wir haben uns einen guten, mutigen Plan überlegt. Es wird darum gehen, dass auch wir Ballbesitzphasen bekommen, sonst wird es schwer." Mehr als bescheidene 25 Prozent sollten es gegen die "Citizens" schon sein ...

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Es ehrt Nagelsmann sehr, dass er trotz der prekären Personalsituation nicht herumjammert. Die Verletztenliste, angeführt von Schlüsselfigur Kevin Vogt, über die Abwehrspezialisten Ermin Bicakcic, Benjamin Hübner, Kasim Adams und Havard Nordtveit bis hin zu den Mittelfeldcracks Nadiem Amiri, Dennis Geiger und Lukas Rupp ist ellenlang. Ausgerechnet gegen ein Schwergewicht der Premier League mangelt es an Personal - und eben auch an Qualität.

Nagelsmann wäre nicht Nagelsmann, würde er nicht versuchen, Guardiola mit einem Überraschungseffekt zu konfrontieren. Der "freche Lausbub" aus Oberbayern hat etwas ausgetüftelt, er kokettiert mit seinen Überlegungen und entgegnet den Medienvertretern im rappelvollen, stickigen Presseraum von Zuzenhausen: "Spannend, was? Jetzt wisst ihr nicht, was er macht: Viererkette, Fünferkette oder Achterkette?" Sei’s drum: Die Dreierkette mit lauter Talenten wird er nach dem ernüchternden 1:2 gegen RB Leipzig definitiv sprengen. Nicht auszuschließen, dass ein Mittelfeldspieler oder gar eine Offensivkraft positionsfremd in den Defensivblock rutscht.

Eines ist freilich sicher: Nagelsmann und Guardiola sind noch nie aufeinander getroffen. Beide gelten als hungrig, gierig, besessen, ja geradezu manisch in Sachen Fußball. Das Haschen nach Magie gehört zu ihren Wesenszügen als Trainer. Sowohl der eine als auch der andere könnte heute krachend scheitern. Jüngling Nagelsmann und sein innovatives TSG-Team haben unterdessen weniger zu verlieren als der große Guardiola mit seinem steinreichen ManCity.

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