Hoffenheim gegen Hertha BSC Berlin

Der Milchreis schmeckte

Herthas Trainer Dardai freut sich über die Verköstigung, während Hoffenheim das 1:1 gegen die Berliner zu verdauen hat

17.09.2017 UPDATE: 18.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Wieder einmal zur Stelle: Sandro Wagner (r.) köpft gegen seinen ehemaligen Verein die Hoffenheimer Führung. Das reichte aber nicht für den dritten Sieg. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Pal Dardei ist schon ein lustiger Vogel. "Ich bin sehr happy, in der Kabine gab es einen richtig guten Milchreis. Ich habe lange nicht mehr so gut gegessen. Danke Hoffenheim", begann Berlins Trainer seine Analyse nach dem gestrigen 1:1 (1:0) zwischen den Hoffenheimern und seiner Hertha. Damit hatte der Ungar wenigstens die Lacher auf seiner Seite. Was die 27.243 Zuschauer zuvor in der Rhein-Neckar-Arena von beiden Teams geboten bekamen, zauberte ihnen indes kein fröhliches Grinsen ins Gesicht. Immerhin blieb die TSG-Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann auch im 20. Bundesliga-Heimspiel in Serie ungeschlagen. "Das ist schon extrem beeindruckend", konnte 1899-Sportdirektor Alexander Rosen mit dem einen Punkt einigermaßen leben.

Hintergrund

Baumann: Verhindert gegen Esswein den Ausgleich. Schuldlos am Ausgleich. Wenn gefordert, ist der Mann zwischen den Pfosten auf dem Posten.

Kaderabek: Machte diesmal nicht ganz so viel Dampf über rechts.

Nordtveit: Quadratisch, praktisch, solide. Der kantige

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Baumann: Verhindert gegen Esswein den Ausgleich. Schuldlos am Ausgleich. Wenn gefordert, ist der Mann zwischen den Pfosten auf dem Posten.

Kaderabek: Machte diesmal nicht ganz so viel Dampf über rechts.

Nordtveit: Quadratisch, praktisch, solide. Der kantige Norweger steigert sich allmählich.

Vogt: Dicker Patzer im eigenen 16er nach einer Viertelstunde. War schon stärker.

Hübner: Wieder diskussionsfreudig. Beim Ausgleich zu spät dran.

Zuber: Selbstbewusst. Gekonnte Brustrückgabe auf Baumann. Gelb nach energischer Grätsche gegen Duda.

Geiger: Agiert teilweise schon wie ein alter Hase. Rohdiamant mit glänzender Perspektive.

Demirbay: Versuchte zu lenken. Bog ab und zu falsch ab.

Amiri: Lief und wollte viel. Es lief nicht alles rund beim feinen Techniker.

Kramaric: Flankengeber zum 1:0. Sonst unauffällig.

Wagner: Wenn ein Torjäger trifft, gibt es wenig zu beanstanden.

Uth: Kam nach einer Stunde für Wagner. Siegtor auf dem linken Schlappen, aber sein Schuss wurde geblockt.

Passlack: Eine Viertelstunde dabei. Erster Bundesliga-Einsatz mit einem Ausrutscher.

Schulz: Nur ein Kurzeinsatz. awi

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Doch es wäre mehr drin gewesen. Bei herrlicher Herbstsonne liefen die Kraichgauer trotz des frühen Anstoßtermins schnell heiß, waren schon um kurz nach halb zwei Uhr hellwach. Der ehemalige Berliner Sandro Wagner beantwortete die Schmähgesänge aus der Gästekurve bereits in der sechsten Minute mit Köpfchen und nickte nach einer kurz ausgeführten Ecke und einer Hereingabe von Andrej Kramaric zum 1:0 ein. Fortan hatte "Hoffe" den meist harmlosen Gegner ziemlich fest im Schwitzkasten. Doch wie schon bei der Europa-League-Premiere gegen die Portugiesen aus Braga verpassten es Wagner und Co., eine Vorentscheidung herbeizuführen.

Das wiederum nahmen die Hauptstädter zum Anlass, sich langsam aber sicher um eigene Tormöglichkeiten zu kümmern. Hoffenheims Torwart Oliver Baumann verhinderte in der 37. Minute noch mit letzten Kräften den Ausgleich. Doch in den ersten zehn Minuten nach der Pause überfiel die TSGler eine gewisse sonntägliche Nachmittags-Schläfrigkeit. Fast erwartungsgemäß nutzte das Alexander Esswein zum 1:1 (55. Minute) aus.

Danach wollten beide Mannschaften zwar durchaus noch den Dreier unter Dach und Fach bringen, konnten aber nicht so recht. "Uns haben die klaren Abschlüsse gefehlt", meinte Baumann im Stadionbauch und war trotz zweier verlorener Punkte keineswegs angefressen. Was er denn zu ungewöhnlichen Spielzeit meine? "Das ist fast wie in der A-Jugend gewesen. Frühstück und dann auf den Platz."

Sein sportlicher Chef wählte nach der Pressekonferenz den schnellen Abgang von der Bühne, tauschte sich nicht wie gewohnt im kleinen Kreis mit den regionalen Medienvertretern aus. "Ein bisschen Müdigkeit" attestierte Nagelsmann seinen Profis, die bereits am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) bei den Mainzer Karnevalisten wieder ran müssen, nach dem Europa-Auftritt - um versöhnlich hinzuzufügen: "Der Punkt ist gerecht, ich kann absolut damit leben." Erfreulich auf Hoffenheimer Seite war die erneut gelungene Vorstellung des erst 19-Jährigen Dennis Geiger, der auf der Sechser-Position zu den auffälligsten Akteuren auf dem Rasen zählte. Doch letztlich fand auch er zu selten die Lücke im vielbeinigen Abwehrverbund der Berliner.

Der schnelle sportliche Aufstieg hat für die auf eine attraktive und offensive Vorgehensweise ausgerichteten Hoffenheimer einen entscheidenden Haken. Fast die gesamte Konkurrenz setzt gegen den Emporkömmling auf eine - vorsichtig ausgedrückt - kompakte Spielweise. Alexander Rosen kommentierte das nicht zum ersten Mal so: "Fast alle Mannschaften außer Bayern München spielen jetzt gegen uns so, wie sie gegen Bayern München spielen würden." Früher, wo Begriffe wie Umschaltspiel noch Konter hießen, hätte es an der Stammtischrunde so geheißen: Hinten dicht machen , und vorne hilft der liebe Gott.

Deswegen traf auch Nadiem Amiri - am Sonntag zwar fleißig, aber auch nicht vom Glück verfolgt - genau auf den Punkt: "Wir sagen jetzt nicht, Unentschieden, alles Sch ... Hertha hat schließlich eine gute Mannschaft." Die Euphorie nach dem Coup gegen den Rekordmeister aus München ist allerdings - das hatte Nagelsmann bereits am vergangenen Donnerstag vorher gesehen ("Der Bayern-Effekt kann sehr schnell weg sein") - erst mal verflogen. Auch wenn gute acht Punkte aus vier Begegnungen bei keiner Niederlage eine positive Startbilanz für die TSG bedeuten.

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