Hoffenheim gegen Frankfurt

Tristesse in Hoffenheim - "Gerade macht es wenig Spaß"

1899 Hoffenheim verliert auch gegen Eintracht Frankfurt mit 1:2 und rangiert nun auf dem 13. Tabellenplatz

07.10.2018 UPDATE: 08.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Die Vorentscheidung in Sinsheim: Luka Jovic (Nr. 8) erzielt den zweiten Treffer für die Eintracht. Torhüter Oliver Baumann und Stefan Posch können es nicht verhindern. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Zerknirscht und regungslos stand Hoffenheims Cheftrainer Julian Nagelsmann nach dem Abpfiff an der Seitenlinie, vermied es, auf den Rasen der Rhein-Neckar-Arena zu marschieren und nahm irgendwann einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Er musste etwas zur Kenntnis nehmen, was ihm so gar nicht passt. Zum dritten Mal hintereinander und binnen acht Tagen stand seine TSG 1899 Hoffenheim mit leeren Händen da - 1:2 gegen RasenBallsport Leipzig, 1:2 in der Königsklasse gegen Manchester City und am gestrigen Sonntag ein 1:2 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt, die momentane Ergebniskrise lässt sich nicht mehr wegdiskutieren. "Hoffe" ist auf Platz 13 abgerutscht und hinkt den eigenen Ansprüchen weit hinterher.

Hintergrund

Baumann: Mitbeteiligt an beiden Gegentreffern.

Akpoguma: Das erste Mal ohne Maske - nach 30 Sekunden im Gesicht getroffen. Große Probleme gegen Rebic.

Vogt: Manche Ungenauigkeit nach zwei Spielen Pause. Kämpfte sich durch.

Posch:

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Baumann: Mitbeteiligt an beiden Gegentreffern.

Akpoguma: Das erste Mal ohne Maske - nach 30 Sekunden im Gesicht getroffen. Große Probleme gegen Rebic.

Vogt: Manche Ungenauigkeit nach zwei Spielen Pause. Kämpfte sich durch.

Posch: Verunsichert. Wirkt der Patzer gegen ManCity nach?

Brenet: Ganz, ganz wenig Impulse über rechts. Kein Körpereinsatz.

Schulz: Sehr häufig am Ball. Ankurbler, Aktivposten.

Grillitsch: Aussetzer beim Einwurf, der zum 0:1 führte. Setzte zu selten Akzente.

Demirbay: Chipball an den Frankfurter Querbalken (39.). Um Ordnung bemüht.

Bittencourt: Muss das 1:0 (29.) per Kopf machen. Blass.

Belfodil: Eine prima Vorbereitung auf Demirbay. In einigen Situationen zu umständlich statt entschlossen abzuschließen.

Szalai: Ohne Bindung. Eine Gelegenheit mit der Hacke (64.).

Grifo: Kam kurz nach der Pause für Bittencourt. Chance nicht genutzt.

Nelson: Ein Antritt, eine klasse Ballannahme und das zweite Saisontor des Engländers war perfekt.

Joelinton: Schöne Kombination mit Nelson zum 1:2. jog

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Die Gemütslage fällt rund um den Kraichgauklub eher bescheiden aus. Vor allem der ehrgeizige Fußballlehrer Nagelsmann gewährte nach einer erneut unnötigen Niederlage Einblicke in seinem Seelenleben. "Gerade macht es wenig Spaß", sagte Nagelsmann, "unsere Leistung stimmt absolut nicht mit den Ergebnissen überein."

In der Tat: Während die mehr als 4000 Eintracht-Fans unter den 29.785 Zuschauern ihre Lieblinge nach dem Abpfiff frenetisch feierten, blieben in der Hoffenheimer Südkurve nur die Treuesten der Treuen stehen und spendeten den gefrusteten Akteuren verhaltenen Applaus. Die zwischenzeitliche Euphorie wegen der erstmaligen Champions-League-Teilnahme ist erst einmal weg - Tristesse hat sich nach sieben Spieltagen und erst sieben gesammelten Pünktchen im Alltagsgeschäft der Bundesliga breit gemacht. Hoffenheims Kapitän Kevin Vogt meinte nach seinem Comeback stark angefressen: "So dürfen wir uns nicht präsentieren."

Kein Widerspruch. Die Hausherren begannen gegen die Adler-Träger ordentlich. Sie hatten reichlich Ballbesitz, dominierten das Geschehen, und machten insbesondere über die linke Seite und Nico Schulz Dampf. Doch nachdem die TSG die beiden hochkarätigsten Chancen der Partie vergeben hatte - erst das Pingpong im Fünf-Meter-Raum mit Leonardo Bittencourts Kopfball (29.) ans Aluminium, dann der gefühlvolle Lupfer von Kerem Demirbay (39.) -, kassierte sie quasi im Gegenzug das 0:1. Florian Grillitsch warf den Ball direkt auf den Fuß von Luka Jovic, dieser passte in den Raum auf Schlitzohr Ante Rebic, der den zu weit aufgerückten Torhüter Oliver Baumann überwand (40.). "Dann machen wir eigentlich ein Eigentor", lamentierte Nagelsmann.

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Dem nicht genug: 28 Sekunden nach Wiederanpfiff klingelte es schon wieder. Auch das 0:2 von Luka Jovic (46.) resultierte aus einer Fehlerkette der Blauen. Die Eintracht machte "Hoffe" vor, wie es geht: Mit Eiseskälte und geradezu brutaler Effizienz. Was sich recht simpel erklären lässt, denn die Frankfurter kamen voller Selbstbewusstsein nach Nordbaden. 4:1 gegen Hannover 96, 4:1 in der Europa League gegen Lazio Rom und nun der dritte Dreier in Sinsheim. Verständlich, dass SGE-Coach Adi Hütter Komplimente an sein kompaktes, erfahrenes Kollektiv verteilte: "Wir haben eine tolle Woche mit drei Siegen abgeschlossen. In Hoffenheim zu gewinnen, ist sicherlich das Sahnehäubchen."

Ganz anders hingegen die verunsichert wirkenden "Nagelsmänner", die sogar aus einer fast 40-minütigen Überzahl nach der gelb-roten Karte für Rebic (64.) kein Kapital schlagen konnten. Der Anschlusstreffer des eingewechselten Reiss Nelson (82.) fiel zu spät, um die Hessen noch ernsthaft in die Bredouille zu bringen.

"Hoffe" fehlt derzeit zweifellos das Spielglück. Freilich sorgen gleich mehrere Faktoren für die Malaise. Die Mannschaft scheint nach sieben Spielen in 22 Tagen und der unfassbaren Verletztenmisere ausgepowert zu sein. Die Hoffenheimer zollen Tribut für einen permanenten Kraftakt, viele der vermeintlichen Leistungsträger wie etwa Oliver Baumann, Kevin Vogt, Florian Grillitsch und Kerem Demirbay sind nicht bei 100 Prozent - oder sitzen wie Pavel Kaderabek und Andrej Kramaric auf der Bank.

Ob die Länderspielpause Linderung verschaffen kann?

Die sportliche Gesamtsituation ist in einer frühen Saisonphase ziemlich bedrohlich geworden. Da hilft es auch wenig, dass Nagelsmanns weiße Turnschuhe gestern nicht mit Grasflecken beschmutzt wurden. "Wenn man verliert, hüpft man nicht so gerne auf dem Platz herum", begründete Nagelsmann seine eher distanzierte Perspektive und Nachdenklichkeit nach Spielschluss am Seitenrand.

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