Hamburger SV

Gegen Hoffenheim die Hoffnung am Leben erhalten

Klubikone Uwe Seeler glaubt nicht mehr an den Ligaverbleib - Coach will auch in Sinsheim Spielkontrolle

13.04.2018 UPDATE: 14.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Neue Taktik, neue Zuversicht: Unter dem neuen HSV-Trainer Christian Titz tritt der Hamburger SV wieder selbstbewusster auf. Foto: dpa

Von Jörg Marwedel

Hamburg. Anfang der Woche war Uwe Seeler in Mannheim. Und was die Ikone des Hamburger SV am Rande der Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden zu sagen hatte, klang nicht gut für seinen Verein. Die drei Punkte beim 3:2 gegen Schalke 04 seien "natürlich gut für die Moral" gewesen. Dennoch glaube er, dass es "zu spät" sei für den Klassenerhalt. Fünf Punkte Rückstand auf den Tabellensechzehnten Mainz 05 seien bei fünf noch ausstehenden Spielen zu viel. Zumal man ja am heutigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG Hoffenheim antreten müsse, was eine extrem schwierige Aufgabe sei.

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Glaubt man dem neuen HSV-Trainer Christian Titz (47) und den Spielern seiner ziemlich neu strukturierten Mannschaft, folgen dem skeptischen Uwe Seeler neuerdings nicht mehr ganz so viele rund um den HSV. Der Sieg gegen Schalke, der erste seit dem 3:0 gegen Hoffenheim am 26. November, hat nicht nur die Fans beseelt, sondern auch die Profis. Aaron Hunt war nicht der einzige, der auf die Frage, ob er noch an den Klassenverbleib glaube, mit einem kräftigen "Ja" antwortete. Es klang längst nicht mehr so pflichtschuldig wie in den Wochen zuvor, sondern recht entschlossen.

Derzeit staunt man, wie es dem in Mannheim geborenen Titz - er betreute bisher das Regionalliga-Team des HSV - gelungen ist, binnen vier Wochen das defensive "Hoch-und-Weit"-System seiner Vorgänger Markus Gisdol und Bernd Hollerbach abzulösen durch eine Taktik, in der "wir dominant spielen und die Kontrolle übernehmen wollen", wie er sagte. Das hat dazu geführt, dass die Hamburger gegen Hertha BSC 56 Prozent Ballbesitz hatten, in Stuttgart 57 und gegen den Tabellenzweiten Schalke sogar 61. Die Fans haben ihm bei einer Umfrage der "Morgenpost" die Note 1,51 gegeben.

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Seinem Befürworter Bernhard Peters, dem früheren Hoffenheimer, wegen seiner Nachwuchsarbeit immerhin die Note 1,82. Nun darf man gespannt sein, wie Titz es schaffen will, auch in Hoffenheim die Kontrolle zu behalten. Immerhin sei die TSG "eine der stärksten Mannschaften der Liga, die dazu einen Lauf hat". Deren größte Stärke sei, "sehr gut mit dem Ball zu agieren". Womöglich wird Titz erstmals auf Umschaltsituationen setzen wie einst Gisdol.

Gleichwohl bevorzugt der neue Coach andere Spieler als seine Vorgänger. Die bei Gisdol angesehenen Kämpfertypen wie Mergim Mavraj, Kyriakos Papadopoulos, André Hahn, Bobby Wood oder Sven Schipplock finden sich teilweise auf der Tribüne wieder. Stattdessen bevorzugt er ein paar junge Leute aus seiner U21- Auswahl und holte den abgeschobenen Groß-Verdiener Lewis Holtby zurück. Der revanchierte sich prompt mit Toren beim 1:1 in Stuttgart und auch gegen Schalke.

Das Problem des HSV war vor allem das maue Offensivspiel (23 Treffer in 29 Partien). Die neue Spielidee geht damit los, dass er U21-Nationalkeeper Julian Pollersbeck quasi als elften Feldspieler agieren lässt. Die Innenverteidiger stehen weit auseinander, um den gegnerischen Stürmern die Entscheidung beim Anlaufen zu erschweren. Als einziger Mann vor der Abwehr versucht der bisher nur in der Regionalliga eingesetzte Matti Steinmann (23) das Spiel aufzubauen. Dem attestiert Titz, "wenig Stress in engen Situationen" zu haben.

Vor allem aber setzt der neue Coach im Angriff auf Spieler, die ihre Stärken auf engem Raum haben. Das sind Hunt, der bisher nur im Mittelfeld tätig war, Luca Waldschmidt - und vor allem dribbel-starke Flügelstürmer. Neben Filip Kostic ist das neuerdings Tatsuya Ito. Der nur 1,66 große Japaner, der die Schalker umspielte wie Statisten, erinnerte nicht nur seinen Kollegen Rick van Drongelen an Messi. Auch Gisdol hatte Itos Stärken erkannt. Doch im Herbst fehlte dem 20-Jährigen noch die Kraft. Bei seinem ersten Einsatz wurde er schon nach 50 Minuten mit Wadenkrämpfen ausgewechselt. Inzwischen ist "Lionel Ito" (van Drongelen) schon deutlich stabiler geworden.

Vielleicht wird auch das 18-jährige Ausnahme-Talent Jan-Fiete Arp wieder wichtig. Der Abiturient, zuletzt etwas überfordert mit Schule und Profidasein, hat inzwischen seinen letzten Schultag hinter sich. Und Zukunftssorgen muss er auch nicht haben. Er kann angeblich zwischen einer Vertragsverlängerung bei seinem Herzensklub und einem Kontrakt beim FC Bayern wählen.

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