Dietmar Hopp

"Jetzt geht’s nur noch über Punktabzüge"

Nach der Hetzkampagne gegen Dietmar Hopp fordern Fußballfans drastische Strafen - Umfrage der RNZ

02.03.2020 UPDATE: 03.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 50 Sekunden
Solidarität mit Dietmar Hopp: Karl-Heinz Rummenigge drückt seine Verbundenheit mit dem Mäzen der TSG Hoffenheim aus. Foto: Lörz

Von Eric Schmidt

Sinsheim. Dietmar Hopp ist Bayern-Fan. Wie der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim am Samstag im eigenen Stadion aus dem Bayern-Block verhöhnt und beleidigt wurde, sorgt nicht nur im Kraichgau für Empörung. Was ist los im Fußball? Wie kann man Hass und Hetze begegnen? Die RNZ hat nachgefragt – und sich mit Experten sowie "Hoffe"- und Bayern-Anhängern unterhalten.

​Salvatore Conigli. Foto: Schmidt

> Salvatore Coniglio, Fan der TSG 1899 Hoffenheim: "Was am Samstag passiert ist, hat mich sehr, sehr getroffen, ich hatte Tränen in den Augen. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Dietmar Hopp tut mir unendlich leid. Wie kann man so einen feinen Menschen so beleidigen – da kocht mein sizilianisches Blut. Was gegen Herrn Hopp läuft, ist Rassismus. Denn Neid ist Rassismus. Die Kontrollen müssen anders werden, besser."

Foto: Schmidt

> Manfred Elberth, Vorsitzender des TSV Reichartshausen und Bayern-Fan: "Ich als Bayern-Fan habe mich zum ersten Mal für den Verein geschämt. Was die Chaoten da veranstaltet haben, geht gar nicht, das war unterste Gürtellinie. Für Dietmar Hopp tut es mir unheimlich leid. Wie die beiden Mannschaften reagiert haben, war bravourös. Mit dem Jambalaya und dem Ballrumgeschiebe haben sie alles richtig gemacht. Wir dürfen uns den Sport nicht kaputt machen lassen und müssen reagieren – das hat eine neue Dimension erreicht. Und wenn die Bayern da vorneweg marschieren, kann man vielleicht tatsächlich etwas bewegen."

Gerd Doll. Foto: Schmidt

> Gerd Doll, Ex-Trainer: "Was am Samstag passiert ist, sprengt alle Ketten. Jetzt geht es nur noch über drastische Maßnahmen, über Punktabzüge. Der sogenannte Drei-Stufen-Plan ist eine Farce. Die Idioten in der Kurve reizen den total aus und verarschen damit den ganzen DFB. Deshalb Punkte weg. Bayern? Weg. Dortmund? Weg. Köln? Weg. Union Berlin? Weg. Es muss saftige Geldstrafen geben, und zwar nicht aus der Portokassen. Dietmar Hopp tut mir sehr leid, aber ich denke, es hat nichts mit ihm zu tun. Er ist für diese Vollidioten nur das Gesicht für das Kapital, sie berufen sich dabei auf ihre Möchte-gern-Tradition. Die verstehen nicht, dass der ganze Fußball eine Gelddruckmaschine ist. Mir persönlich ist es 20 mal lieber, Hopp ist Sponsor als Gazprom, das Putin pur ist. Rummenigge hat die Backen so aufgeblasen, jetzt muss was kommen. Die Vereine haben sich die ganze Zeit weggeduckt, sie müssen die Leute, die den Fußball tottrampeln wollen, endlich aus dem Stadion holen. Das Stadion ist kein rechtsfreier Raum."

Auch interessant
Hopp-Hass-Plakate: Wie zwei ungebremste Züge
Hopp-Beleidigungen: SAP beobachtet Aggressionen mit großer Sorge
Nach Hass-Plakaten: Hopp-Anwalt Schickhardt fordert Hausdurchsuchungen
Hoffenheim gegen Bayern München: Mittendrin in Absurdistan
Die Stimmen zum Spiel gegen Bayern: Briel: "Die letzten Minuten waren ein großes Statement" (Update)
Horst Schütz. Foto: privat

> Horst Schütz, Pressechef des TSV Neckarbischofsheim und Bayern-Fan: "Die ganze Geschichte am Samstag hätte nicht verhindert werden können. Aber sie wäre eingrenzbar gewesen. Es war absehbar, dass so etwas passiert. Ich war schon gegen 14 Uhr im Bayern-Block, jeder Blinde hätte gesehen, dass da etwas gärt. Ich bin zu einem Ordner und habe ihn darauf aufmerksam gemacht – keine Reaktion. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von den Kontrollen halten soll. Es scheint relativ simpel zu sein, irgendwelche Sachen ins Stadion reinzukriegen. Vielleicht sollte man sagen: ,Kommt alle früher, es dauert länger – dafür machen wir die Kontrollen richtig.‘ Letztlich war es eine Minderheit, die am Samstag für das verantwortlich war. 99 Prozent waren echte Bayern-Fans."

Peter Beck: Foto: Schmidt

> Peter Beck, Ex-Spielleiter des VfR Mannheim: "Ich bin gespannt, was die Bayern machen – und ob den Worten Taten folgen. Es muss jetzt Tabula rasa gemacht werden. Es muss eine Identifizierung und eine strafrechtliche Verfolgung geben, gewisse Leute müssen aus dem Stadion raus. Notfalls muss man einen Fanclub auch mal verbieten lassen oder – wie in England – die Stehplätze abschaffen. Das Verhalten gegenüber Dietmar Hopp ist unverschämt. Für mich hat diese Hetze nicht in Dortmund ihren Ursprung, sondern beim Waldhof."

> Dietmar Weis, Bayern-Fan aus Neidenstein: "Ich bin seit Sepp Maier Bayern-Fan, unsere ganze Familie ist Bayern-Fan. Meine Tochter war am Samstag im Stadion, ich habe das Spiel zu Hause vor dem Fernseher angeschaut. Ich bin aus dem Sessel gesprungen, als ich gesehen hab’, was da läuft. Ich konnte nicht verstehen, dass jetzt auch die Bayern damit anfangen. Das macht auch gar keinen Sinn. Es ist nur eklig und unanständig gegenüber einem Mann, dem wir sehr viel zu verdanken haben und den ich persönlich sehr schätze. Was mich auch aufregt: dass jetzt alle von ,Fans‘ reden. Das sind keine Fans. Das sind Kriminelle, die wahrscheinlich nicht mal wissen, was Abseits ist. Die gehören nicht ins Stadion. Vielleicht sollte es bessere Kontrollen geben, ich frage mich schon, wie die ganze Pyrotechnik ins Stadion kommt. Vielleicht sollte man vier, fünf Leute in Zivil einschleusen. Vielleicht muss man auch an die Stehplätze ran."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.