Cup der guten Hoffnung

1899 Hoffenheim startet gegen Sporting Braga in die Europa League

Europapokal-Fieber ist noch nicht ausgebrochen. Für das Spiel am heutigen Donnerstagabend sind erst 14.000 Tickets verkauft.

13.09.2017 UPDATE: 14.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Bereit für Europa: Julian Nagelsmann beim Abschlusstraining am Mittwoch. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Die frohe Botschaft bei der TSG 1899 Hoffenheim war gestern Abend fraglos, dass das Europa-League-Debüt gegen Sporting Braga (heute, 19 Uhr/Sky) in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena unmittelbar bevorsteht.

Die Protagonisten fiebern der Gruppenphase entgegen, obgleich sich die internationale Feuertaufe im August doch als Lehrstunde erwies. Gegen den FC Liverpool hatte der Kraichgauklub in der Champions-League-Qualifikation (1:2, 2:4) keine Chance. Deshalb dürfen die Reds von der Anfield Road unter Trainer-Motivator Jürgen Klopp in der Königsklasse gegen den FC Sevilla, NK Maribor und Spartak Moskau ran, während die "Nagelsmänner" gegen Braga, Ludogorez Rasgrad und Istanbul Baseksehir anzutreten haben.

Auch wenn die Reputation des "Cups der Verlierer" nicht die allerbeste ist, und Millionensummen nur begrenzt fließen - für die TSG ist die erste Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb Belohnung, Bonus, Herausforderung, Prestigeangelegenheit und Neuland.

Oliver Baumann. Fotos: APF

Torhüter Oliver Baumann, der mit dem SC Freiburg 2013 schon mal Europa-League-Luft schnuppern konnte, ließ keinen Zweifel an der Attraktivität des kontinentalen Kräftemessens: "Ich glaube, der Verein hat sich lange danach gesehnt. Jetzt sind wir zum ersten Mal dabei und wollen gleich etwas reißen. Bei uns im Team haben alle Bock auf Erfolg."

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Baumann ist felsenfest überzeugt davon, dass sich die beiden Partien gegen Liverpool positiv auswirken. "Das war eine große Erfahrung, wir hatten zwei geile Spiele", so Baumann über das Phänomen eines Reifeprozesses.

Es ist unübersehbar, dass sich die Hoffenheimer weiterentwickelt haben. Siehe das 2:0 vom Samstag gegen den FC Bayern. Die Effizienz war herausragend, die Arbeitseinstellung vorbildlich. "Wir sind bereit, Fußball zu arbeiten und dadurch zu gewinnen", sagte Trainer Julian Nagelsmann auf Nachfrage, "das ist ein deutlicher Schritt in Sachen Reife."

Der entscheidende Schritt, stellte Nagelsmann mit Genugtuung fest, sei innerhalb der Mannschaft "zwischen den Ohren passiert". Hoffenheim agiert bislang klüger als vergangene Saison, sucht nicht auf Gedeih und Verderb einen spektakulären Hurrastil - mit Ausnahme des Liverpool-Rückspiels, als man dem 18-fachen englischen Meister allzu naiv ins offene Messer lief. Vorbei und vergessen.

Der Sporting Clube de Braga aus dem Norden Portugals stellt seit vielen Jahren eine Truppe, die für ihr Talente-Reservoir bekannt ist und immer mal wieder einen personellen Aderlass zu verkraften hat. "Eine Mannschaft mit sehr viel internationaler Erfahrung, die wir auf keinen Fall unterschätzen werden", zollte Nagelsmann dem Auftaktgegner seinen Respekt.

"Hoffe" - in der Bundesliga zu Hause seit 19 Spielen ungeschlagen! - möchte ein gutes Heimspiel absolvieren. "Unser Ziel ist es natürlich, die Gruppenphase zu überstehen", so Nagelsmanns Ansage.

Ein echtes Europapokal-Fieber ist freilich im Vorfeld nicht ausgebrochen - bis Mittwoch waren erst 14.000 Tickets verkauft.

"Die Aufgaben gegen Braga, Rasgrad und Istanbul sind anspruchsvoll", konstatierte dieser Tage TSG-Manager Alexander Rosen, "es sind vielleicht nicht die klangvollsten Namen in Europa, aber diese Spiele werden sehr unbequem."

Abwehrchef Kevin Vogt. Foto: APF

Personell sieht es im Duell mit den Männern vom Granitfelsen wieder etwas freundlicher aus. Abwehrchef Kevin Vogt und Sturmtank Sandro Wagner könnten theoretisch auflaufen. Bei Serge Gnabry und Adam Szalai hingegen ist ein Rückkehr ausgeschlossen.

Kerem Demirbay hat im Sportmagazin kicker Hoffenheim als berühmtesten Stadtteil von Sinsheim und den Dorfklub TSG treffend eingeordnet. Man sei "der größte Zwerg im Cup". Die "Nagelsmänner" streben im Cup der guten Hoffnung durchaus nach Höherem, ein neues Kapitel der jungen Vereinshistorie könnte geschrieben werden.

Wie formulierte es Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe einst: "Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da."

1899 Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Nordveit (Vogt), Hübner - Kaderabek, Geiger, Zuber - Demirbay, Amiri - Uth, Kramaric.

Sporting Braga: Mateus - Jefferson, Bruno Vianna, Rosic, Marcelo Goiano - Fransergio, Danilo - Martins, Horta, Bruno Xadas - Paulinho.

Schiedsrichter: Bobby Madden (Schottland).

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