Wiese gefeiert, Joselu im Anflug
Sinsheim. 1899 Hoffenheim schlägt beim Fan- und Familientag Betis Sevilla mit 2:1 und unterbreitet ein neues Angebot für Real Madrids Stürmertalent
Sinsheim. Als am Sonntag um 14.50 Uhr Stadionsprecher Mike Diehl die Hoffenheimer Startaufstellung gegen den spanischen Erstligisten Betis Sevilla bekannt gab und den Vornamen von Deutschlands EM-Ersatztorwart ins Mikrophon brüllte, war die voll besetzte Südkurve bereit: "Wiese", kam es lautstark aus den Kehlen der Treusten der Treuen. Tim Wiese, Neuzugang von Werder Bremen, ist bei 1899 angekommen. Noch mal gab's viel Applaus für den Mann im grauen Dress, als er kurz vor Spielbeginn erstmals Aufstellung zwischen den Pfosten nahm.
Der extrovertierte Keeper hielt anschließend glänzend und hatte einen prima Einstand beim Fan- und Familientag. Mit den neuen Kollegen durfte er sich über einen 2:1 (1:0)-Sieg gegen die Iberer freuen. Vor immerhin 16.000 Fans in der Rhein-Neckar-Arena, die sich zuvor bei einem bunten Programm rund ums Stadion bestens verweilen konnten, trafen Derdiyok (4.) und Firmino (52.) für "Hoffe". Ruben Castros 2:1 in der Schlussminute trübte die gute Stimmung nicht.
Kaum hatten die fröhlichen Stehplatz-Fans ihre(n) "Wiese besungen", durfte ein anderer großer Hoffnungsträger jubeln. Eren Derdiyok knallte den Ball nach feiner Vorarbeit von Tobi Weis unters Lattenkreuz. Der ehemalige Leverkusener soll die Hoffenheimer, ganz so wie einst in der Vorrunde 2007/08 Vedad Ibisevic, weit nach oben in der Tabelle schießen. Ibisevic rettete gerade mit zwei Treffern seinen jetzigen Arbeitgeber VfB Stuttgart ein 2:2 gegen die Jungs von Betis, die derzeit auf Baden-Württemberg-Tour tingeln. Beinahe hätte Derdiyok sogar in der 12. Minute nachgelegt, doch sein Kopfball verfehlte knapp das Ziel.
Kurz zuvor hatte Weis mächtig abgezogen (10.) - flott lief das Bällchen bei den Spielern von Babbel. Das gab verdienten Szenenapplaus. Pech jedoch für Derdiyok, dass er in der 33. Minute mit einer Oberschenkelzerrung raus musste. Eine, wenn auch nur kurze, Trainingspause ist unumgänglich.
Der Startaufstellung zwei Wochen vorm Pokalduell beim Regionalligisten AK Berlin wollte Babbel übrigens im Vorfeld nicht allzu viel Bedeutung beimessen, "diese sei nicht unbedingt ein Fingerzeig". Natürlich lässt sich der Ex-Profi nur ungern jetzt schon in die Karten schauen. Immerhin durfte diesmal Sebastian Rudy beim ersten großen Heimauftritt die Kapitänsbinde tragen. Der 24-jährige besetzte erneut gemeinsam mit Weis die beiden Sechser-Positionen im Mittelfeld. Ideengeber Sejad Salihovic blieb dagegen erst mal draußen, übernahm aber nach der Pause - Babbel wechselte munter durch und brachte auch den jüngsten Neuzugang Chris - die Spielführerbinde von Rudy.
Auch die Vierer-Abwehrkette könnte spätestens beim Bundesliga-Start in Mönchengladbach (25. August) so aufgestellt sein wie am Sonntag Nachmittag. Beck, Delpierre, Compper und Johnson hieß es da von rechts nach links. "Es war wichtig für Matthieu, mal 60 Minuten zu spielen", meinte Babbel später. Sein ehemaliger Mitspieler beim VfB Stuttgart muss aber noch kräftig zulegen.
Es wurde kurz vor der Pause wieder richtig laut in der Arena. Wiese und Compper mit letzten Kräften (41.) und dann erneut Wiese, diesmal allein gegen Pereira, (45.) retteten - welch ein Einstand! Der Gefeierte blieb wie immer cool: "Ich habe mir keine Sorgen gemacht." Wiese hatte der Begrüßung in seinem neuen "Wohnzimmer" gelassen entgegengeblickt. Mit Sonderapplaus trabte er zur Pause in die Katakomben und durfte gleich drinbleiben.
Nachher allerdings stand dann einer im Mittelpunkt, der eigentlich kein Thema mehr sein sollte. Doch Real Madrids Juwel Joselu (22) kommt wohl doch in den Kraichgau. Nochmals hat 1899 nachgelegt und sein Angebot erhöht. Die von spanischen Medien genannten sechs Millionen Euro Ablösesumme dementierte Babbel aber. Dennoch: "Es kann sein, dass er morgen schon dasteht", sagte Hoffenheims Trainer-Manager am Sonntag um 17 Uhr. Ein Königlicher ist im Anflug!
