Was passiert in Hannover? Was in Frankfurt?

TSG-Cheftrainer Markus Gisdol hofft morgen auf ein "offenes Spiel" gegen 96 und am Montag auf "Fairplay" des DFB-Sportgerichtes

25.10.2013 UPDATE: 25.10.2013 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Nachdenklich vor dem sportlichen und juristischen 'Doppelpack': Hoffenheims Markus Gisdol bei der gestrigen Pressekonferenz. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Markus Gisdol, Hoffenheims Cheftrainer, hat in dieser Saison schon weniger besorgt gewirkt. Denn nach dem Skandalspiel gegen Bayer Leverkusen, inklusive des Phantomtors von Stefan Kießling, geht es primär darum, ohne schädliche Nebenwirkungen in den Bundesliga-Alltag zurückzukehren. "Wir müssen versuchen, zur Tagesordnung überzugehen. Die Mannschaft tut sich schwer damit, solche Dinge abzuhaken", verriet Gisdol bei der gestrigen Pressekonferenz, "weil die Summer der Ereignisse ein richtiges Brett für uns sind." Damit meinte der 44-Jährige nicht allein die bittere Pille gegen Bayer, sondern auch die Chronologie an unbefriedigenden Ergebnissen. Gegen Nürnberg, Freiburg, Schalke und Mainz war für "Hoffe" mehr drin - gegen Leverkusen ebenfalls. Die TSG könnte durchaus auf Rang vier oder fünf im Tableau stehen.

Der Konjunktiv hilft bekanntlich nicht weiter. Und so bekommt die Partie am morgigen Samstag (15.30 Uhr) bei Hannover 96 eine zusätzliche Bedeutung. Wie hat Hoffenheim das aufsehenerregende Duell mit Bayer "verknust"? Es scheint die Kernfrage zu sein, weshalb Gisdol und sein Funktionsteam im Laufe dieser Woche vor allem als geschickte Psychologen gefordert waren. "Da war recht viel Gutes dabei", sagte Gisdol im Rückblick auf den neunten Spieltag, "die Balance zwischen Angriff und Abwehr und auch die Ballbesitzstafetten haben bei uns gestimmt." Die ominöse Szene mit Kießling hat Gisdol bei der Videoanalyse nicht mehr einblenden lassen. Verständlich - ein zu hohes Maß an negativer Energie ist für ein junges Team nicht unbedingt förderlich.

Außerdem hat sich die TSG-Personalsituation zugespitzt. Kevin Volland humpelte am Donnerstag vom Gelände in Zuzenhausen. Äußerst unwahrscheinlich, dass der bullige Vollblutstürmer in der Messestadt auflaufen wird. Volland hatte sich im Dienstagtraining eine schmerzhafte Adduktorenverletzung zugezogen. "Wir müssen da durch", empfahl Gisdol mit kämpferischer Miene, "alles Lamentieren nutzt ja nichts." Die zweite Baustelle ist die Position des linken Außenverteidigers. Der US-Nationalspieler Fabian Johnson ist seit dem turbulenten 3:3 gegen Schalke 04 am Sprunggelenk verletzt, dessen 19-jähriger Ersatzmann Jeremy Toljan laboriert an einer Oberschenkelverhärtung. Denkbar also, dass Sejad Salihovic hinten links verteidigen wird - diese Lösung deutete Gisdol an. Die genannten Ausfälle machen die Auswärtsaufgabe bei den heimstarken Hannoveranern gewiss nicht leichter. 96 verfüge über eine "insgesamt gute Mannschaft. Sie spielen offensiv, effektiv und mutig. Und mit dem Publikum im Rücken können sie richtig Druck entfachen", so Gisdols Einschätzung, der sich Aufsteiger Hertha BSC zum Vorbild nimmt. Die Berliner hatten unlängst ein 1:1 in der AWD-Arena ergattert und dabei Mirko Slomkas Elf Paroli geboten. "Ich glaube, es kann ein offenes Spiel werden", setzt der TSG-Trainer auf energische Gegenwehr seines Kollektivs.

Nach dem Spiel ist vor dem Gang zum DFB-Sportgericht: Am Montag (ab 10.30 Uhr) wird im Frankfurter Hermann-Neuberger-Haus der Einspruch der Hoffenheimer gegen die Wertung der Leverkusen-Partie verhandelt. Heute sollen die Kraichgauer über die organisatorischen Abläufe vom Deutschen Fußball-Bund eingeweiht werden. In drei Tagen repräsentieren "Hoffes" Anwalt Dr. Markus Schütz, Geschäftsführer Peter Rettig und Manager Alexander Rosen in der Otto-Fleck-Schneise 6 von "Mainhattan" den Verein aus der nordbadischen Provinz. Bayer Leverkusen verzichtet auf anwaltliche Vertretung - Sportdirektor Rudi Völler sowie Geschäftsführer Michael Schade reisen nach Frankfurt.

Als Zeugen des Phantomtors und der "Causa Netz" sind Torjäger Stefan Kießling und die beiden Hoffenheimer Platzwarte (neudeutsch Greenkeeper) Klaus-Peter Sauer und Ralf Filsinger geladen. Man darf auf die jeweiligen Ausführungen gespannt sein ...

Markus Gisdol wird dem zu erwartenden Medienspektakel bewusst fern bleiben. Gisdols Botschaft an die kickende Zunft: "Wir haben eine große Chance, ein ganz dickes Ausrufezeichen in Richtung Fairplay zu setzen." Der auf den Sport fokussierte TSG-Trainer meinte damit explizit die Bundesliga und ganz Fußball-Deutschland.

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