Volland ein Kandidat für Jogi Löw?

Heute benennt der Bundestrainer sein vorläufiges WM-Aufgebot, doch die Stürmer Klose und Gomez sind noch nicht fit.

08.05.2014 UPDATE: 08.05.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Bei der U.21 ist Hoffenheims Stürmer Kevin Volland Kapitän, kommt seine Zeit in der Nationalelf früher als gedacht? Foto: dpa
Von Andreas Morbach

Köln. Der äußere Eindruck und die helle Stimme lassen zwar anderes vermuten - doch Miroslav Klose ist ein harter Kerl. Wenn all die Nationalmannschaftsjünglinge um ihn herum nach Länderspielen ihre ausgiebigen Whirlpool-Gänge starten, wählt der bald 36-jährige Angreifer das Kontrastprogramm. "Ich gehe lieber ins Eiswasser, das ist gut für meine Regeneration", erzählte der gebürtige Pole der Süddeutschen Zeitung vor dem letzten Länderspiel Anfang März gegen Chile.

Mit diesem Hinweis ließ Klose beiläufig eines jenes Mosaiksteinchen fallen, die ihm mit höchster Wahrscheinlichkeit einen Platz bei seinem dann vierten WM-Turnier bescheren werden. Trotz seines für einen Stürmer fast biblischen Alters, trotz seiner wegen diverser Verletzungen recht stotterigen Saison in der Serie A.

Denn Joachim Löw braucht, das betont der Bundestrainer immer wieder, in Brasilien vor allem fitte Fußballer. Die sind in Deutschland aktuell so rar gesät wie hochklassige Stürmer. Also haben Kandidaten wie Klose, die zwar noch nicht bei vollen Kräften, aber bekannt dafür sind, ihre vollen Kräfte zügig und sehr gezielt erreichen zu können, ausgezeichnete Karten bei Löw.

Die jüngste Wiederauferstehungsbotschaft drang am Montag über die Alpen: Nach fünf Wochen Verletzungspause spielte Klose mal wieder für Lazio Rom - 19 Minuten lang, wobei er beim 3:3 gegen Verona kurz vor Schluss einen Elfmeter herausholte. Ein Lebenszeichen aus der "Ewigen Stadt", die dem Bundestrainer bei der fortschreitenden Versteppung der nationalen Stürmerlandschaft etwas Hoffnung einflößt.

"Mit Blick auf die WM dürfen und werden wir keine Kompromisse machen", erklärte Löw vor zwei Monaten strikt. Heute steht nun die Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders an - und mit ihr die Frage, wie kompromiss- und risikobereit der Chef bei seinen Angreifern ist. Auf Klose, der im Laufe seiner 131 Länderspiele - neben vorbildlicher Regenerationsfähigkeit - auch gelernt hat, sich allen Wandlungen in der globalen Sturm- und Drangphilosophie anzupassen und im Sommer zudem den Rekord des Brasilianers Ronaldo (15 WM-Treffer) knacken kann, wird der Bundestrainer kaum verzichten. Aber sonst?

Kloses Serie-A-Kollege Mario Gomez, 28, konnte nach seinem Wechsel vom FC Bayern zum AC Florenz im Sommer 2013 wegen Verletzungen am Knie in dieser Saison sechs Monate lang nicht spielen. Gerade erst fiel sein im italienischen Pokalfinale geplantes Comeback aus. Gomez gilt als Härtefall in Löws Überlegungen, sagt aber mit Zuversicht, wichtig sei, was im Juni und Juli passiere. Nicht im März oder April.

Anderseits ist Löw überzeugt, dass in Brasilien die beteiligten Teams vor psychischen und körperlichen Zerreißproben stehen werden. Weshalb gelte: "Wir brauchen bei der WM die aktuell besten verfügbaren Spieler - nicht die theoretisch besten." Praktisch einer der besten Kicker ist momentan Marco Reus. Der 25-jährige Dortmunder ist in der laufenden Bundesligasaison mit 16 Toren der treffsicherste Schütze mit deutschen Pass und könnte, sollte Löw auf ein System ohne echten Mittelstürmer setzen, einen verkappten Neuner geben.

Gleiches gilt für Mario Götze, darüber hinaus hat Franz Beckenbauer, der letzte deutsche Weltmeister-Coach, dessen Münchner Teamkollegen Thomas Müller zum Spitzenkandidat für einen Plan B auserkoren. "Er ist die Alternative, er kommt ja von der Mittelstürmerposition", raunt Beckenbauer Richtung Löw - der gedanklich zudem mit Offensivkräften wie Kruse, Lasogga oder Hahn jonglieren dürfte. Oder mit Kevin Volland.

Den Hoffenheimer Hoffnungsstürmer hatten schon viele Experten beim Chile-Spiel im März in Löws Aufgebot erwartet. Vollands Heimtrainer Markus Gisdol, so war zu hören, soll den Unberücksichtigten getröstet haben. Volland selbst umdribbelt jede Frage zur Nationalmannschaft, verweist mit spitzbübischem Grinsen, dass er als Kapitän der deutschen U 21 gerne Verantwortung trage. Der Stürmer aus dem Allgau weiß: Seine Zeit wird kommen.

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