Viel zu viele Geschenke (für Mainz)

Die Spektakel-Fußballer müssten eigentlich viel mehr Punkte auf dem Konto haben

07.10.2013 UPDATE: 07.10.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Langte sich nur noch an den Kopf: Markus Gisdol war in Mainz stinksauer. Foto: APF


Von Achim Wittich

Mainz. Der Frust musste raus nach dem Unfassbaren. "Leck mich am A..., das kann doch nicht wahr sein", stöhnte Sven Schipplock beim Gang in die Kabine nur noch. Vergeblich hatte Hoffenheims erster Einwechspieler überragend das 2:0 von Firmino vorbereitet und eine starke Vorstellung geboten, nur um nachher wie der gesamte 1899-Tross entsetzt zwei verlorenen Zählern nachzutrauern - schon wieder.

Bereits beim 2:2 zum Saisonauftakt gegen Nürnberg und beim 3:3 gegen die Freiburger hatte man in der Rhein-Neckar-Arena unnötig Geschenke verteilt. Und selbst beim jüngsten 3:3 gegen Schalke wäre am Ende - trotz eines zwischenzeitlichen 1:3-Rückstandes - sogar ein Sieg drin gewesen. Schipplocks Blackout bei seiner Riesenchance Sekunden vor Schluss ist dem Fanliebling selbst noch in schlechter Erinnerung.

Diesmal wäre auch auswärts mehr zu holen gewesen. Unbedingt. "Wir haben gefühlt mindestens vier bis fünf Punkte zu wenig", meinte Alexander Rosen mit ein paar Minuten Abstand zum Herzschlagfinale und fand, dass er dabei noch vorsichtig hochrechnete. Der Leiter Profifußball stellte sich freundlich und professionell den Fragen der Medien.

Den Spielern allerdings hatte man - sicher ist sicher - mehrheitlich einen Maulkorb umgelegt. "Wir dürfen nicht", schüttelte Torhüter Koen Casteels ehrlich bedauernd den Kopf, als wir das Gespräch suchten. Eugen Polanski machte sich mit einem: "Heute lieber nicht, sonst ..." davon. Und Kevin Volland winkte nur ab. Für d e n Aufsteiger blieb erst die erhoffe Berufung vom Bundes-Jogi für die Qualifikationsspiele gegen Irland am Freitag (11. Oktober) und in Schweden (15. Oktober) aus - und dann reichte es trotz seines Torbeitrages nicht zum Dreier: Die Mainzer fröhlich in der Bütt auf der einen Seite - und Hoffenheimer Aschermittwochstimmung auf der anderen Seite herrschte am Samstag um kurz nach fünf in der Fastnachtshochburg. Dabei geht's doch erst in fünf Wochen am 11.11. wieder richtig los!

Auch Vollands Kollegen wählten den Weg hinter der großen Werbetafel heraus aus dem Bauch der Coface Arena. Nahmen lieber einen kleinen Umweg, als direkt am Pulk der unbequemen Fragesteller vorbeizugehen.

Stellung nehmen sollten nur die ausgewählten Schipplock und Sebastian Rudy ("Wir haben in der zweiten Halbzeit vergessen, Fußball zu spielen und die Bälle nur noch lang nach vorne geschlagen"). Beiden gelang es, auf dem schmalen Grat zwischen tiefer Enttäuschung und unbedachten Worten nicht abzustürzen. Sie übten sachlich Selbstkritik, ohne Unbedachtes zu äußern. Schossen, noch vollgepumpt mit Adrenalin, kein Eigentor. Wären Sie doch nur ein paar Meter weiter draußen auf dem durchweichten Rasen auch so fehlerfrei geblieben ...

Zum Krisengerede gibt's aber derzeit zum Glück keinen Grund. Der abermalige kleine Rückschlag ist kein sportliches Drama. Doch Vorsicht: Jetzt kommen nach der Länderspielpause erst der Dritte Leverkusen (18. Oktober) und am 2. November die Dominanz-Bayern nach Sinsheim, dazwischen geht's zum Fünften nach Hannover (26. Oktober). Schwere Aufgaben, bei denen 1899 aber auch überhaupt nichts zu verschenken hat.

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