Tim Wiese: Mit dem Lasso unterwegs

Feldkirchen. Tim Wiese will mit 1899 Hoffenheim in der kommenden Saison zu den besten sechs Mannschaften in der Fußball-Bundesliga gehören

24.07.2012 UPDATE: 24.07.2012 21:07 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Tim Wiese im Trainingslager der 1899 Hoffenheim im österreichischen Mühldorf. Foto: dpa
Von Achim Wittich

Feldkirchen. Sieben Jahre Werder Bremen - für Tim Wiese ging am Montagabend endgültig eine Ära zu Ende. Erstmals schlüpfte Deutschlands derzeitige Nummer zwei im Tor in die Trainingsklamotten von 1899 Hoffenheim. Am Tag danach gab sich der 30-jährige EM-Fahrer beim Pressetermin im Feldkirchener Schlosshotel Mühldorf aufgeräumt. "Die Landschaft ist ein bisschen hügeliger, das gab's in Bremen nicht." Ab sofort geht es also mehr hoch und runter für den gebürtigen Bergisch-Gladbacher. Doch keine Angst. Wiese flog zu Beginn seiner Karriere in Kaiserslautern durch den Kasten - die Pfälzer Berge sind ihm wohl bekannt.

Ganz weit nach oben strebt der beidarmig tätowierte Fangkünstler mit seinem neuen Arbeitgeber, bei dem er für vier Jahre unterschrieben hat - und macht daraus überhaupt keinen Hehl: "Ziel ist es, irgendwann die Champions League zu erreichen. Auch wenn das nicht schon dieses Jahr sein muss", erklärt er und legt die Messlatte erst mal ein klein bisschen tiefer. "Wir wollen unter die ersten Sechs, international spielen." Ansonsten sei man fehl am Platz.

Die Erwartungen an den Nachfolger von Tom Starke (31), der - pardon - jetzt seinen Vorruhestand als Neuer-Ersatz beim FC Bayern eingeläutet hat, sind immens. Gleichzeitig muss Wiese "Hoffes" Anhänger erst noch auf seine Seite ziehen. Der neue Bürger Rauenbergs bleibt dennoch cool: "Bei einem Torwart-Wechsel herrscht in Deutschland immer Unruhe. Das war auch nicht anders, als ich von Kaiserslautern nach Bremen gegangen bin und damals Andreas Reinke bei Werder im Tor stand." Wiese konnte sich an der Weser durchbeißen, erlitt keinen Schiffbruch. Auch wenn dort die beiden letzten Jahre unter Trainer Thomas Schaaf weniger erfolgreich verliefen.

"Wir sind ein bisschen abgestürzt, warum auch immer", blickt Wiese kurz zurück. Seine damaligen Kollegen bei den Grün-Weißen rannten ihm zuletzt ein bisschen zu oft und ein bisschen zu sorglos nach vorne. Hinten hieß dann meist das Motto: "Wiese allein zu Hause". Das gab Stunk auf dem Rasen, schließlich ist der stets braungebrannte EM-Fahrer auf dem Feld ein echter Temperamentsbolzen. "Ich bin halt so im Spiel aufbrausend und das kann mir auch keiner nehmen", kündigt die spektakuläre Verpflichtung von 1899 keine veränderten Verhaltensweisen an. Doch Wiese vertraut ganz auf Trainer-Manager Markus Babbel: "Hier ist es ja schon defensiver ausgerichtet. Wenn nicht, hole ich das Lasso raus und hole sie zurück." Das kann lustig werden.

Ernsthafter wird es dann wieder beim Thema Nationalmannschaft. Es sei seltsam in Deutschland. Erst werde man hochgelobt und dann bekäme man auf die Fresse geschlagen. Der sechsmalige Nationalspieler findet es "verwunderlich", dass nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien "so eine Kritik an Bundestrainer Jogi Löw aufgekommen" sei. Sein Verhältnis zum Nationalcoach ist nicht getrübt. Obwohl Manuel Neuer unantastbar erscheint. "Steht denn der beste deutsche Torhüter auch im Tor der Nationalmannschaft?", fragt der Kollege von der Heilbronner Stimme. Wiese lächelt. "Das müssen andere sehen und beurteilen..."

Klare Sicht jedenfalls hatte er bei seiner Entscheidung für den Kraichgau-Klub. "In Deutschland weiß ich, was ich habe", betont Wiese, der nach eigenen Angaben auch mit Jose Mourinho, seines Zeichens Trainer vom Weltklub aus Madrid, persönlich gesprochen habe. Doch bei den "Königlichen" wacht eben die lebende Legende Iker Casillas über den eigenen Strafraum. Dann lieber nach Hoffenheim. Spannend, ob es beim Dorfklub für Wiese mehr rauf oder mehr runter geht.

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