Tim Wiese: "Ich bin selbst mein größter Kritiker"

Portimao. Torhüter Tim Wiese erzählt im RNZ-Interview, was er mit der TSG 1899 Hoffenheim noch alles vor hat und warum er so ist, wie er ist

14.01.2013 UPDATE: 14.01.2013 06:25 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Tim Wiese gibt sich kämpferisch: 'Wir werden es packen'. Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Portimao. Tim Wiese, 31, bemühte sich im Hoffenheimer Trainingslager an der Algarve, Haltung zu wahren und sich seinen Stammplatz im Tor zurückzuerkämpfen. Hoffenheims berühmtester Profi erlebte in der Hinrunde dieser Bundesliga-Saison die kritischste Phase seiner Karriere. Mit hohen Erwartungen und Europapokalträumen war er im vergangenen Sommer von Werder Bremen zur TSG 1899 gewechselt, wurde vom damaligen Trainer Markus Babbel prompt zum Kapitän ernannt und zur Führungsfigur erklärt, geriet aber schnell in eine Krisensituation: Wiese erlitt 27 Gegentreffer in neun Pflichtspielen und musste aus Verletzungsgründen seinen Job an Koen Casteels, 20, abgeben.

Der Rheinländer Tim Wiese, der bislang 267 Bundesliga-Spiele bestritten hat und sechs Mal im Tor der deutschen Nationalmannschaft stand, hat einen Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim bis Juni 2016.

Herr Wiese, viele Menschen nutzen den Jahreswechsel zur Besinnung. Was haben Sie sich für 2013 vorgenommen?

Wenige Gegentore kassieren, viele Punkte holen und mit Hoffenheim den Klassenerhalt feiern. Das habe ich mir vorgenommen.

Sie mussten eine fürchterliche Hinrunde erleben. Was hat Sie am meisten geärgert?

Was heißt fürchterlich? Es gibt eben Phasen, da läuft es nicht. Damit muss ein Profi klar kommen. Natürlich habe ich mich geärgert, auch über mich selbst, aber längst nicht so oft wie das überall und vor allem in den Medien dargestellt wurde. Wenn's danach geht, habe ich hier ja alles zu verantworten. Aber das ist mir jetzt egal, ich kann's ja nicht ändern. Ich schaue nach vorne. Das Trainingslager war super, die Truppe funktioniert, wir werden das schaffen.

Hoffenheim-Manager Andreas Müller hat Ihnen empfohlen, sich mehr zu öffnen. Wie werden Sie das tun?

Ich bin so wie ich bin. Und ich glaube nicht, dass ich mich in der Beziehung groß ändern muss. Ich bin immer vorangegangen und habe mit den anderen Spielern im Team viel gesprochen. Das mache ich auch hier. Wir verstehen uns gut. Vielleicht meinte Andy meinen Umgang mit der Öffentlichkeit. Aber da bin ich nun mal vorsichtig, weil man mich eh am liebsten kritisiert. Warum soll ich da auf jemanden zugehen?

Dürfen die 1899-Fans von Ihnen eine Trotzreaktion erwarten, nachdem Sie im Fachmagazin kicker zum "Absteiger des Jahres" gewählt wurden?

War klar, dass die Frage kommen muss. Wissen Sie, ich bin selbst mein größter Kritiker und nur das interessiert mich. Was andere sagen, ist mir egal. Wenn wir mit Hoffenheim den Klassenerhalt geschafft haben, dann werde ich und dann werden wir von den selben Kritikern gefeiert werden. Deshalb macht es keinen Sinn für mich, mir darüber einen Kopf zu machen.

Wollen Sie Kapitän bleiben?



Das ist nicht wichtig. Wir brauchen jetzt sowieso mehr Spieler hier als nur einen, die Verantwortung übernehmen. Ich sag auch so meine Meinung und habe meinen Einfluss auf eine Mannschaft. Wenn man mich braucht, bin ich da.

Warum gelingt Ihrem Klub der Klassenerhalt?



Weil wir mit Marco Kurz einen Trainer haben, der jede Menge Ahnung hat, eine klare Linie vorgibt und auch schon Erfahrung im Kampf um den Klassenerhalt hat. Wir sind dabei, uns über sein Training wieder Sicherheit und das nötige Selbstvertrauen zu holen und deshalb bin ich auch sicher, dass wir es packen werden. Die beiden Testspiele im Trainingslager haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.

Welche Ziele haben Sie noch mit Hoffenheim?



Im Moment geht es nur um den Klassenerhalt, darauf sollten wir uns alle konzentrieren - auch ich. Das wird schwierig genug, aber es ist auch eine enorme Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen und wollen.

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: In einem Jahr ist Tim Wiese ...

32 Jahre alt, stolzes Familienoberhaupt, mit der TSG in der Vorbereitung auf die Rückrunde der Bundesliga und ich werde sagen können: War eine beschissene Zeit am Anfang hier, aber mittlerweile gefällt es mir in Hoffenheim richtig gut.

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