"Sehr sicher" am Abgrund

Zuzenhausen. Trotz des Relegationsplatzes glaubt Markus Babbel, dass er auch nach dem Spiel gegen Bremen Trainer von 1899 Hoffenheim bleibt

01.12.2012 UPDATE: 01.12.2012 07:15 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Lagebesprechung: 1899-Manager Andreas Müller, Trainer Markus Babbel und 'Co' Rainer Widmayer (von links). Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Noch ein Grund, Trainer von 1899 Hoffenheim zu bleiben und nicht zur Familie nach München zurückzukehren: der Friseurbesuch in Heidelberg. "Sensationell: In fünf Minuten für elf Euro geschnitten", sagte der kurz Geschorene und schmunzelte in die Runde. "Ich bin hellauf begeistert." Markus Babbel präsentierte sich am Freitag auf der Pressekonferenz in lockerer Verfassung, ungeachtet der prekären Tabellensituation und schlimmen Talfahrt mit nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen (1:1 in Düsseldorf, 1:3 gegen Wolfsburg, 1:2 gegen Leverkusen, 2:4 in Nürnberg). "Es ist eigentlich ein Traum, hier zu arbeiten", erzählte er. "Der mediale Druck ist nicht so hoch und auf der Straße wird man nicht blöd angeredet."

Babbel, der angeblich keine Zeitungen liest, ignoriert offenbar auch Fan-Foren im Internet. Sonst wäre er nicht so sorglos am Rande des Abgrunds. Die wenigsten 1899-Sympathisanten trauen dem Trainer noch die Wende zum Besseren zu, kaum einer versteht, warum sein Vorgänger Holger Stanislawski im Februar dieses Jahres auf dem achten Tabellenplatz aus dem Dorf gejagt wurde, Babbel jedoch auf Relegationsrang 16 fröhlich bleiben darf. In einer Umfrage von 1899aktuell.de wurde schon mal über mögliche Retter abgestimmt: Der "alte" Aufstiegstrainer Ralf Rangnick (jetzt Sportdirektor bei Red Bull Salzburg) führt klar vor Heiko Vogel (zuletzt FC Basel) und Felix Magath (VfL Wolfsburg) das Ranking an. Babbel ist das alles egal. "Sehr sicher" sei er, auch nach der Partie am Sonntag (Anpfiff 15.30 Uhr) gegen Werder Bremen Trainer von Hoffenheim zu sein. "Zum einen hab' ich Vertrag bis 2014", floskelte der 40-Jährige, "und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das Spiel gewinnen werden."

Wenn nicht - dann hängt Babbels Verbleib im Kraichgau vom Wohl und Wehe des Mäzens ab. Dietmar Hopp weilt im Florida-Urlaub und wird sich den Kick in der Sinsheimer Arena gewiss im TV anschauen. Noch hat sich Hopp öffentlich nicht zur Trainerdebatte geäußert. Doch Telefongespräche mit dem "Chef" wirkten beruhigend auf Babbel: "Dietmar Hopp unterstützt uns zu hundert Prozent."

Nachdem der gefährdete Trainer am Mittwoch in Nürnberg seine Spieler angesichts des abermaligen Defensivversagens scharf kritisiert hatte, gab er sich gestern Milde und ging auf Kuschelkurs. "Die Mannschaft macht sich einen Kopf, allein das zeigt, dass sie einen guten Charakter hat."

Am Tag nach dem 2:4 beim "Club" hatten sich die Verlierer ohne das Trainerteam zu einer Aussprache getroffen. Das gefiel Babbel. "Das sind sehr gute Jungs, ich lasse auf die Mannschaft nichts kommen." Bange vor Bremen ist ihm also nicht. "Die sind ähnlich wie wir", erklärte Babbel. "Eine Mannschaft mit hoher Qualität nach vorne, die aber manchmal das Verteidigen vergisst."

Zusätzliche Abwehrschwierigkeiten müssen die Hoffenheimer am Sonntagnachmittag bewältigen: Innenverteidiger Matthieu Delpierre fällt wegen einer Oberschenkelverhärtung aus, für ihn dürfte wieder der junge Pelle Jensen in die Start-Elf rücken. Zudem ist Mittelfeldakteur Sebastian Rudy aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Weiterhin verletzt sind Torhüter Tim Wiese, Jannick Vestergaard, Stefan Thesker, Chris sowie der in die U23 verbannte Tobias Weis.

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