"Schäm dich, schäm dich!"

Freiburgs Trainer Christian Streich regt sich über Hoffenheims Assistenzcoach Frank Kaspari auf.

26.08.2013 UPDATE: 26.08.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Verbannung: Trainer Christian Streich musste auf die Tribüne. Foto: APF
Von Oliver Trust

Sinsheim. Dass Christian Streich nicht in bester Laune war, bekam als erste die Tür zu "spüren", die aus dem Kabinengang in die Interviewzone der Rhein-Neckar-Arena führt. Schwungvoller als sonst flog sie auf. Offenbar wollte er noch etwas klären, bevor die übliche Analyse der Pressekonferenz stattfinden würde. Zuerst hörte man Stimmen. Eigentlich nur seine. "Schäm dich, schäm dich! Das ist unsportlich", rief er. Der Freiburger Trainer schnaubte. Die Augen weit geöffnet, seine Schritte ausladend und raumgreifend. Dann tauchten Gesichter auf. Seines, das von Markus Gisdol, dem Hoffenheimer Kollegen. Den aber meinte Streich mit seinen Vorwürfen gar nicht. Gleich hinter Gisdol kam Frank Kaspari daher, der Assistenztrainer der TSG-Profis. Kaspari war der Adressat von Streichs Wutausbruch.

Die bizarren Szenen hatten ihren Ursprung in der 42. Minute, als Francis Coquelin zum zweiten Mal in diesem Spiel die gelbe Karte sah, was seinen Ausschluss bedeutete. Schiedsrichter Tobias Stieler lag mit dieser Entscheidung daneben. Am Spielfeldrand stieg die Aufregung. Streich gestikulierte wild, zeigte zur Hoffenheimer Bank und nahm die Begrenzungslinien seiner Coaching Zone nicht mehr wahr. Drüben vor der Hoffenheimer Bank, das wird er später zu Protokoll geben, sei die gelbe Karte gefordert worden. "So was macht man nicht", meinte Streich.

So etwas Ähnliches muss dem immer unsicher werdenden Schiedsrichter auch eingefallen sein, als er Streich toben sah. Der marschierte kurz danach auf die Tribüne und strich sich ratlos durch seine Haare. Stieler hatte ihn auf die Tribüne verbannt. Fritz Keller, der Freiburger Präsident, war nicht der Einzige, der Stieler deshalb Vorwürfe machte. "Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?", polterte Streich. "Da kippt ein Spiel. Da bekommt ein Spieler für eine normale Aktion Gelb im Wissen, es ist seine zweite. Das ist zu viel des Guten." Es folgte das Geständnis, die Coaching Zone verlassen zu haben. "Wir hätten gerne zehn gegen elf zu Ende gespielt, das ist uns genommen worden."

Das allerdings lag nicht nur an Schiri Stieler. Wo der Platzverweis für Coquelin noch mehr als fragwürdig war, gab es bei Admir Mehmedi in der Schlussphase keine Zweifel. Finger an die Stirn getippt, das ist in Europa als den "Vogel zeigen" bekannt und folglich eine Beleidigung. Rot. Raus. Freiburg ist in dem Moment nur noch zu neunt. Und dazu stehend k.o. Manche der SC-Spieler haben Wadenkrämpfe. Sie kämpften und lieferten zusammen mit den Hoffenheimern ein grandios unterhaltsames Spiel. Und Freiburg gewann nach zwei Niederlagen (1:3 in Leverkusen, 1:2 daheim gegen Mainz) seinen ersten Punkt zu einem wichtigen Zeitpunkt.

"Wichtig für die Moral war das, sie haben gezeigt, dass sie es schaffen können, das hilft sicher für den Dienstag", sagte Klubchef Keller. Am Dienstag spielen die Freiburger wieder. Gegen Bayern München. Da die Bayern am Wochenende den "Uefa-Supercup" in Prag gegen den FC Chelsea spielen müssen, wurde die Partie vorgezogen. "Da wissen alle, wie die Rollen verteilt sind", so Keller. "Aber vielleicht reicht es ja sogar für einen Punkt". Seit dem 3:3 in Hoffenheim ist der Glaube daran in Freiburg größer geworden. Morgen könnte Freiburgs verletzter Stürmerstar Mike Hanke dabei sein, Christian Streich auf der Bank sitzen - wenn er sich bis dahin beruhigt hat.









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