"Sali" hier und "Sali" da

Wo ist 1899-Dauerbrenner Sejad Salihovic am wertvollsten? - Zweimal eiskalt und deutliche Worte

11.11.2013 UPDATE: 11.11.2013 05:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Den Torhüter verladen: Sejad Salihovic bringt seine Hoffenheimer auf 1:2 heran. Foto: APF
Von Achim Wittich

Sinsheim. Der "Meister des ruhenden Balles" hatte gerade mal wieder gezeigt, dass es in Deutschlands Eliteklasse kaum einen abgezockteren Typen gibt als ihn. Sejad Salihovic (29) schickte erst Herthas Torwart Thomas Kraft beim Elfer in die falsche Ecke, um anschließend das Runde beim dritten Freistoßversuch im Eckigen unterzubringen. "Sali" feierte den Ausgleich per Kniefall und hatte der "Alten Dame", die bis dahin erstaunlich flott unterwegs gewesen war, fast im Alleingang den Rollator entrissen. Doch das umgehende Schockerlebnis durch Ramos raubte auch dem gebürtigen Bosnier den Nerv. "Das kotzt mich langsam an. Wir haben eine gute Mannschaft und spielen eine gute Saison. Aber wir machen Fehler, die in der Bundesliga knallhart bestraft werden. Stellen wir die nicht ab, wird es wieder ganz schwer."

Der Mann, der im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie vor dem Bosnienkrieg in die Bundeshauptstadt geflüchtet war und dort auch für den Aufsteiger am Ball war, hat den stressigen Abstiegskampf der letzten Saison noch nicht vergessen. Klar, denn schließlich würde die TSG ohne die beiden Elfmetertore des eiskalten Standardschützen am letzten Spieltag in Dortmund längst in der Zweiten Liga gegen Union Berlin anstatt im Oberhaus gegen die Hertha kicken.

Einmal in Fahrt, nahm sich der 33-malige Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina beim ersten Gegentor gleich mit in die Fehlerkette auf - wenn auch mit ironischem Verweis auf die gerade in der Mixed-Zone laufenden Fernsehbilder: "Da, schaut hin. Ich nehm's auf meine Kappe." Salihovic, sonst gerne mal maulfaul, war auch außerhalb des Rasens in Fahrt.

Es ist kein Wunder, dass es beim Fanliebling, der seit 2006 den Hoffenheimern viel Spaß, aber auch manche Sorgen bereitet hat, brodelt. Denn ganz so wie im hügeligen Kraichgau geht es bei ihm in "Hoffe" ebenfalls stets ein bisschen auf und ab. Mittlerweile ist der feine Techniker von Markus Gisdol aus dem Mittelfeld auf die linke Seite in der Vierer-Abwehrkette verrückt worden. Ein Job, den er im Nationalteam seit fünf Jahren anstandslos erledigt. "Der Trainer stellt mich da auf, das klappt ganz gut", sagte Salihovic dazu am Samstagabend dazu schon etwas weniger gesprächig.

Ob ihm seine neue Rolle beim Arbeitgeber wirklich so gut gefällt? Auffällig, wie oft 1899 vor allem vor der Pause versuchte, über seine Seite zum Zug zu kommen. Gerade Jüngling Niklas Süle suchte fast verzweifelt die Nähe zum Routinier. Der linke der beiden Innenverteidiger bekam stets den Ball und musste die Hoffenheimer Spieleröffnung einleiten, weil Taktikfuchs Luhukay seinen Kollegen Gisdol ganz schön ausgeguckt hatte und das rechte Pärchen Abraham/Beck geschickt zustellen ließ. Hoffe war zu diesem Zeitpunkt durch Luhukays simple Maßnahme hoffnungslos überfordert.

In der Mitte fehlte ein Akteur, der das Kommando übernahm. Der sich den Ball schnappte und eine überraschende Idee parat hatte - und der den finalen Pass spielte. Ganz besonders, weil der Brasilianer Firmino im November-Deutschland weiter schwächelt. Heftig wurde deshalb in den Katakomben diskutiert, ob Salihovic auf der gerade eingenommenen Position eine Dauerlösung sein kann - oder ob er nicht als Kreativkraft im zentralen Schaltbereich viel wichtiger ist.

Die Frage indes könnte sich schon nach der Länderspielpause schnell erledigt haben. Unter den Augen von USA-Teamchef Jürgen Klinsmann, der braun gebrannt und mit einem Dauergrinsen auf der Haupttribüne die Partie verfolgte, wurde sein Nationalspieler Fabian Johnson eingewechselt. Der wiederum aber könnte schon in Augsburg wieder nach hinten rücken. "Sali" würde dann wohl allzu gerne zur Seite weichen - für ein Plätzchen im Mittelfeld.

Es bleibt spannend. Gisdol hat die Puzzlestücke bis jetzt noch nicht alle passend zusammensetzen können und Salihovic machte sich angefressen davon. Für ihn steht am 18. November das Länderspiel in Argentinien an. Dort auch wieder als linker Defensivmann.

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