Phantom-Schütze Kießling sperrte seine Facebook-Seite
Stefan Kießling hat genug. Im Briefkasten lagen Drohungen erboster Fans, ein Politiker wünschte ihm "sich beide Beine zu brechen" und auch Kießlings Aufruf zu Mäßigung lief ins Leere. Nun hat der 29-Jährige nach seine Facebook-Seite vom Netz genommen.
In einem Interview mit dem Kölner Express deutete Kießling Bedrohungen durch Fans an. "Es war schon nicht sehr einfach. Ich habe sogar Briefe nach Hause bekommen" sagte der 29-Jährige. Auf Nachfrage, ob es sich dabei um Morddrohungen gehandelt habe, antwortete Kießling ausweichend: "Sagen wir es einmal so: Es war grenzwertig." In jedem Fall sei er "heilfroh, dass es zu Ende ist. Ich hoffe, dass sich jetzt die Situation beruhigt". Das DFB-Sportgericht hatte am Montag entschieden, dass das Leverkusener Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim (2:1) nicht wiederholt wird.
Auf seiner Facebook-Seite war Kießling direkt nach dem Phantomtor übel attackiert worden. Zunächst hatte er sich noch an die Kritiker gewandt und sie um Contenance gebeten. "Ich bin immer für einen fairen Austausch. Daher gibt es hier eine Pinnwand und die Möglichkeit für jeden, einen Kommentar zu hinterlassen. Ob mit realen Namen, oder Pseudonym", hatte er Mitte vergangener Woche geschrieben und zunächst an die Vernunft appelliert."
Doch sogar öffentliche Personen verloren jedes Maß und Benehmen. "Ich war immer dafür, dass er eine Chance in der Nationalelf bekommt. Aber jetzt soll sich der charakterlose Typ beide Beine brechen", schrieb der rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Andreas Biebricher (CDU). Kurz darauf löschte der bekennende Fan von Borussia Mönchengladbach den Kommentar bei Facebook, dem Express gestand er: "Ich stehe dazu, dass ich das so verfasst habe. Es tut mir leid, das Posting war ein großer Fehler."
Unterstützung hatte er vom ersten Moment an aus dem Verein erfahren. Sportchef Rudi Völler sagte: "All die Schlaumeier, die auf Kießling rumhacken, sollten in den Spiegel schauen und mal auf dem eigenen Hof kehren. Stefan hat noch nie eine Schwalbe gemacht. Ich kenne keinen anständigeren Spieler als ihn." Bayer-Kapitän Simon Rolfes zeigte sich gestern erschüttert über den "Shitstorm" gegen seinen Mitspieler: "Man muss sich fragen, ob die Leute noch alle Tassen im Schrank haben."