Noch zu retten?

Leverkusen. Hoffenheim erleidet ausgerechnet im Abstiegskampf mit dem 0:5 bei Bayer Leverkusen die höchste Saisonniederlage.

22.04.2013 UPDATE: 22.04.2013 01:09 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Der Anfang vom schlimmen Ende: Stefan Kießling (3.v.r.) eröffnete den Tag des offenen Tores, Hoffenheims Keeper Koen Casteels war chancenlos. Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Leverkusen. Nach dem fünften Gegentreffer wurden die Hoffenheimer aktiv: Sie ergrätschten den ersten (und einzigen) Eckball, und unmittelbar vor dem Erlösungsschlusspfiff wagte Andreas Ludwig sogar einen Torschuss. Die Fans in der Kurve klatschten und jubelten. Einige grinsten. Sarkasmus? Galgenhumor? Oder Schicksalsergebenheit?

Das alles bekam Dietmar Hopp nicht mehr mit. Zwanzig Minuten vor dem Spielende verließ der Mäzen die Arena neben dem Bayer-Werk. Er hatte genug gesehen, Schreckliches erlitten. Seine TSG 1899 kassierte die höchste Saisonniederlage, war hoffnungslos überfordert, wirkte blutarm und verzagt, kickte wie ein Absteiger. "Wir haben ein desolates Bild abgegeben", bekannte Kapitän Andreas Beck.

Sind sie noch zu retten? Die Zweifel sind wieder gestiegen, nachdem es zuvor unter dem neuen Trainer Markus Gisdol Zeichen des Aufschwungs gegeben hatte, ein 3:0 gegen Düsseldorf, ein 2:2 in Wolfsburg. Gisdol wurde daraufhin auf dem Boulevard in aller Schnelle zum "Zauberer" hochgejazzt - Zauderer waren am Samstag auf dem Feld zu beobachten. Die Hoffenheimer gestatteten den Feintechnikern von Bayer die große Freiheit, ziemlich ungestört zu werkeln. Reichlich Zeit und Raum genossen die Leverkusener; Stefan Kießling (16. und 65. Minute) und André Schürrle (31., 69.) bedankten sich mit jeweils zwei Toren, das finale 5:0 erzielte Stefan Reinartz (79.). "Hoffe" bleibt also tief im Keller gefangen, drei Punkte entfernt vom Relegationsplatz 16. Obendrein besitzt Abstiegskonkurrent FC Augsburg das eindeutig bessere Torverhältnis.

Nur noch vier Spieltage hat Hoffenheim die Gelegenheit, zumindest über den Relegationsumweg auf Bundesligakurs zu bleiben. Doch Gisdol beteiligte sich auch in Leverkusen nicht an Rechnereien und Punktekalkulationen, er blieb bei seiner Haltung, zuvörderst die eigene Spielidee entwickeln zu wollen. Verdammt viel gibt es zu tun. "Wir können aktuell nicht mit Leverkusen mithalten. Wir haben auch in dieser Höhe verdient verloren", sagte Gisdol.

Sogar Grausameres als das Nullfünf war möglich. So scheiterte Simon Rolfes mit einem Strafstoß an Keeper Koen Casteels (24.), und Foulverursacher Eugen Polanski erhielt aufgrund absurder Doppelbestrafungsregelung die Rote Karte. Über eine Stunde musste Hoffenheim in Unterzahl spielen, Gisdol versuchte es mit Schadensbegrenzung, indem er seinen Mittelstürmer Sven Schipplock durch Verteidiger Patrick Ochs ersetzte. Freilich war dies ein untaugliches Mittel, um den Leverkusener Angriffsschwung zu bremsen. Chancen am Fließband erstürmten sich Schürrle, Kießling und Co.

Ein Rückschlag im Klassenkampf? Gisdol wich der Frage aus. Seine Antwort: "Das gehört nicht jeden Tag zu meinen Überlegungen." Doch Hoffenheims bedrohliche Lage konnte und wollte der Trainer denn doch nicht ignorieren. Als sein Kollege Sascha Lewandowski auf der Pressekonferenz über die guten Aussichten zur Direktqualifikation für die Champions League referierte, blickte Gisdol nach unten auf den Tisch, wo das druckfrische Tabellenbild lag. Lange schaute er drauf. Und runzelte die Stirn.

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