Nach den Minischritten ein Riesenschritt?

Augsburg. Der heutige "Abstiegs-Gipfel" in Augsburg birgt für die TSG 1899 Hoffenheim Chancen und Risiken

23.02.2013 UPDATE: 23.02.2013 06:16 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Hoffenheims Andreas Beck im Duell mit dem Augsburger Tobias Werner. Tore fielen im Hinspiel keine. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Augsburg. Man nimmt Hoffenheims Trainer Marco Kurz (43) hundertprozentig ab, dass er alles an seinem neuen Arbeitsplatz gibt. Der gebürtige Schwabe spürte von Anfang Januar an, dass die diesjährige Rettung der TSG 1899 in der badischen Provinz einer Herkulesaufgabe gleicht. Bei seiner Amtseinführung vor Weihnachten hatte Kurz Hoffnung verbreitet.

"Unser Ziel ist es, noch eine Mannschaft vor uns zu schnappen", sagte er und schielte somit gen Rang 15. Die Wahrscheinlichkeit ist seit der seelenlosen Vorstellung gegen den VfB Stuttgart (0:1) sehr gering, dies noch zu erreichen. Dazu müsste der in der Winterpause nochmals umgekrempelten Elf schon eine Erfolgsserie und angesichts der verloren gegangenen Schlagdistanz auf Wolfsburg, Nürnberg und Düsseldorf ein Parforceritt gelingen.

Insofern geht es derzeit um die Verteidigung des Relegationsplatzes. Eine interessantere und spannendere Konstellation als diejenige vor dem heutigen Auswärtsmatch (15.30 Uhr, SGL Arena) beim FC Augsburg ist kaum denkbar. Die Hausherren brauchen drei Punkte, "Hoffe" zumindest einen Zähler. Der "Abstiegs-Gipfel" im Süden von Augsburg birgt Chancen und Risiken. Gewinnt Hoffenheim, dann wäre das nach all den bisherigen Minischritten in der Rückrunde ein Riesenschritt - in Sachen Relegation.

Eine Art von Befreiungsschlag, zumal gegen einen direkten Konkurrenten. Die Hinrundenpartie (0:0) in Sinsheim stand bekanntlich unter dem Schock des schweren Verkehrsunfalls von Boris Vukcevic - damals war Fußball eher Nebensache.

Am Donnerstag appellierte Marco Kurz eindringlich an sein unberechenbares, ja zuweilen rätselhaftes Kollektiv. "Als Profi habe ich alles dafür abzurufen, um in diesem Spiel der bessere Spieler zu sein. Diese Einstellung und Körpersprache erwarte ich", so der Cheftrainer unmissverständlich.

Gegen den VfB wurden Grundtugenden wie "Glaube, Wille, Bereitschaft" weitgehend vermisst. Die Abstimmung der Lauf- und Passwege ist nach wie vor mangelhaft, Führungspersönlichkeiten sind auf dem Rasen kaum auszumachen. Die Mentalitätsproblematik ist in Hoffenheim nun wirklich keine sensationelle Neuigkeit in einem zusammengewürfelten Kader.

Kurz hat erneut viele Einzelgespräche im Laufe der Woche geführt, jeden Akteur an seine jeweilige konkrete Aufgabe erinnert. Der gradlinige Trainer-Arbeitertyp überlässt nichts dem Zufall. Doch er meinte wahrheitsgetreu auch: "Wir können unter der Woche viel reden und die Jungs vorbereiten, aber entscheidend ist, was um halb vier und spätestens um 17.15 Uhr sein wird."

Wenn die 1899-Cracks annähernd so intensiv ihren Beruf leben würden wie ihr akribischer Sportchef, dann müsste man sich weniger Sorgen um den Klub machen, der es immer wieder schafft, in die Negativschlagzeilen zu geraten. Siehe unlängst die "Rosenmontagsballer" Tim Wiese und Tobias Weis, deren Auftritt Manager Andreas Müller zu Recht als "absolut unprofessionell" geißelte.

Sei's drum: In Augsburg gilt's heute mehr denn je. Angst verspürt der sich im Aufwärtstrend befindende FCA nicht. Und die Augsburger Allgemeine frotzelte bereits am Freitag: "Hoffenheim-Fans lassen Mannschaft im Stich". Doch diejenigen (rund 600 TSG-Anhänger sollen es sein), die vor Ort sind, werden von der ersten bis zur letzten Sekunde zittern - 1899-prozentig! Das wiederum verbindet sie mit allen Hoffenheimer Verantwortungsträgern, bis hin zum "obersten Fan" Dietmar Hopp.

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