Mit Ruhe und Sachlichkeit ist er die Nummer 1

Koen Casteels ist unumstritten der Mann im Hoffenheimer Tor

22.08.2013 UPDATE: 22.08.2013 16:18 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Hat das Vertrauen von Trainer Markus Gisdol: Torhüter Koen Casteels. Foto: APF
Von Tobias Schächter

Zuzenhausen. Die vergangene Woche verlief aufregend für Koen Casteels. Erstmals hatte der belgische Nationaltrainer Marc Wilmots den Torwart der TSG 1899 Hoffenheim zwischen dem erfolgreichen Bundesligastart in den A-Kader beim 0:0 gegen Frankreich berufen. Letzten Donnerstag sprang er nach fünf Stunden Fahrt von Brüssel aus dem Auto direkt auf den Trainingsplatz in Zuzenhausen und noch bevor er sich auf der Massagebank massieren ließ, redete er noch angenehm zurückhaltend und eloquent über seine Laufbahn.

Vor einer großen Karriere

In fast perfektem Deutsch, das er sich erst in den letzten zwei Jahren mit Hilfe eines Lehrers beigebracht hat, nennt er die WM im kommenden Jahr ein "Ziel" - "aber ich muss nicht zwingend im Kader stehen", sagt er, die Konkurrenz ist groß mit Thibaut Courtois, 21, von Athletico Madrid und Simon Mignolet, 25, vom FC Liverpool. Wilmots habe ihm mitgeteilt, er sei froh, dass er nun Stammspieler in der Bundesliga sei. Er konzentriere sich aber auf seine Leistungen in Hoffenheim, sagt Casteels. Er findet, dort habe er in zwei Jahren mehr erlebt als viele Torhüter in ihrer ganzen Karriere.

Der 21 Jahre junge Belgier ist seit dieser Saison die unumstrittene Nummer eins bei der TSG, nachdem er sich zum Ende der vergangenen Runde in der großen Krise des Klubs bewährt hatte. Tim Wiese war schon verbannt und als sich die Notlösung Heurelho Gomes im Spiel gegen Nürnberg verletzt und Casteels mit einer starken Leistung den Sieg gerettet hatte, war dies der Start für seinen Aufstieg zum Stammtorhüter. "Diese Partie war ein Schlüsselerlebnis für mich und die Mannschaft", sagt Casteels.

Vor zwei Jahren war er aus Genk gekommen und hatte einen Vierjahresvertrag in Baden unterschrieben. Bei zwei eher unglücklichen Einsätzen kurz vor der Winterpause in der vergangenen Runde überzeugte Casteels nicht.

Es war trotz allen Talents mutig von TSG-Trainer Markus Gisdol, dem jungen Keeper das Vertrauen zu schenken. Derzeit würde niemand behaupten, die TSG habe ein Problem auf der Torwartposition. Im Gegenteil: Nach den erfolgreichen Auftritten in den letzten Monaten sieht sich Gisdol in seiner Einschätzung bestätigt, "dass Koen ein großes Talent" sei, das nun mit "seinem wahren Können das Vertrauen" zurückgebe. Zsolt Petry, der TSG-Torwarttrainer, glaubt, Casteels stehe vor einer "großen Karriere".

Das Wort "modern" mag Petry nicht, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit dem Torwartspiel im Fußball. Er spricht lieber vom "zeitgemäßem Spiel des Torhüters". Für den früheren ungarischen Nationaltorwart verbirgt sich hinter dieser Beschreibung ein "agierender" Keeper statt eines "reagierenden".

Wie bei so vielen taktischen und spieltechnischen Entwicklungen waren die Deutschen auch hier Nachzügler. Während in Spanien und Holland schon lange mitspielende und mitdenkende Ballfänger reüssierten, sei hierzulande erst mit dem Wechsel von Oliver Kahn zu Jens Lehmann als Nummer eins der Nationalmannschaft die Zeitenwende vollzogen worden. Nun sei ein agierender Torwart die Regel und Koen Casteels sei so einer, sagt Petry.

Den "intelligenten Jungen" zeichne vor allem Ruhe und Sachlichkeit aus. "Koen würde nie eine Parade für die Galerie machen", sagt Petry. An seiner Ausstrahlung und körperlichen Präsenz auf dem Platz müsse der 1,96 m große Ballfänger aber noch arbeiten. Die früheren belgischen Weltklassetorhüter Michel Preud'homme und Jean-Marie Pfaff kennt Casteels nur aus Erzählungen, sein Vorbild sei der Holländer Edwin van der Sar, erzählt Casteels.

Dass es auch Rückschläge gab und noch geben wird, findet er eher hilfreich. Und Ausbilder Zsolt Petry sagt: "Einen Schritt nach dem anderen zu gehen, ist besser, als gleich wie eine Rakete an die Decke zu schießen." In Hoffenheim können sie davon ein trauriges Lied singen.

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