Marvin Compper wehrt sich: "Bin nicht der böse Junge"

Zuzenhausen. Hoffenheims suspendierter Innenverteidiger wehrt sich gegen den Vorwurf, er könne sich nicht mehr motivieren

24.01.2013 UPDATE: 24.01.2013 05:51 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
''Ich muss zu den Vorwürfen Stellung nehmen'': Marvin Compper. Foto: dpa
Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Am Tag nach seiner Abschiebung in die Regionalligamannschaft der TSG 1899 Hoffenheim geht der Verteidiger in die Offensive und wehrt sich gegen den in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck, er sei ein Drückeberger, eine "beleidigte Diva" und ein Arbeitsverweigerer. "Es geht nicht darum, dass ich nicht den Konkurrenzkampf annehmen würde - ich bin keiner, der davor wegrennt", sagt Marvin Compper im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung. "Es ist völliger Blödsinn zu behaupten, ich hätte keinen Bock auf Abstiegskampf."

Am Dienstag hatte Hoffenheim in einer Aufsehen erregenden Pressemitteilung erklärt, Compper, 27, gehöre ab sofort nicht mehr zum Profikader und müsse in der U 23 trainieren. Die Begründung von Vereinsmanager Andreas Müller: "Marvin hat uns in mehreren Gesprächen mitgeteilt, dass er sich mit der schweren Aufgabe hier in Hoffenheim nicht identifizieren und für den Kampf um den Klassenerhalt nicht mehr motivieren kann. Uns blieb daraufhin keine andere Wahl als ihn aus dem Trainingsbetrieb der Profis zu nehmen."

Der Innenverteidiger, der seit dem Aufstieg 2008 für "Hoffe" 140 Bundesliga-Spiele bestritten hat, schwächt die Klubversion ab und berichtet der RNZ, was er der Sportlichen Leitung exakt gesagt habe. Wörtlich: "Wegen eines möglichen Wechsels im Winter und der Aussicht, unter diesem Trainer auch in den nächsten Monaten nicht zu spielen, fällt es mir schwer, mich nur auf die Aufgabe Abstiegskampf zu fokussieren."

Compper, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, steht kurz vor einem Wechsel, mutmaßlich zum AC Florenz. Derweil hat Hoffenheim als "Ersatz" den argentinischen Verteidiger David Abraham, 26, vom spanischen Erstligisten FC Getafe verpflichtet. Weitere Verstärkungen sollen bis Ende der Transferperiode am 31. Januar geholt werden.

Zum Rückrundenauftakt am vergangenen Samstag, als sich "Hoffe" mit einem 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach begnügen musste, setzte der neue Cheftrainer Marco Kurz Compper auf die Ersatzbank, nominierte Jannik Vestergaard und Matthieu Delpierre für die Jobs in der Abwehrzentrale. Kurz zuvor war Compper noch in den Mannschaftsrat gewählt worden, nachdem er im Wintertrainingslager in Portugal wegen Adduktorenproblemen nur selten am Kollektivtraining teilnehmen konnte. In der schrecklichen Vorrunde stand Compper in 16 von 17 Partien in der Hoffenheimer Anfangs-Elf und vertrat zeitweise den verletzten Torhüter Tim Wiese als Kapitän.

"Der neue Trainer hat mir vom ersten Tag an zu verstehen gegeben, und zwar nonverbal, dass ich auf jeden Fall nicht seine primäre Option für die Innenverteidigung bin. Ich sah mich nur noch als Back-up-Lösung", so Compper am Mittwoch. Offenkundig vermisste der Stammverteidiger zuletzt Wertschätzung und zukunftsführende Gespräche. Manager Müller konnte und wollte ihm aufgrund der prekären Tabellensituation und des drohenden Abstiegs in die Zweite Liga kein neues Vertragsangebot unterbreiten.

In Fan-Foren wird geteilte Kritik geäußert. "Wie Äxte im Wald" benähmen sich Manager Müller und Trainer Kurz, meinen die einen und behaupten, Compper sei "auf übelste Weise weggemobbt" worden. Andererseits steht der Spieler unter Beschuss: "Was für ein schwacher Charakter", heißt es. Und: "Er sollte sich überlegen, ob er den richtigen Beruf gewählt hat."

Marvin Compper verteidigt sich jetzt. "Ich war fair und geradeaus gegenüber dem Verein, ich habe meine Aussagen hinter verschlossenen Türen gemacht", sagt er im RNZ-Gespräch. "Ich lasse mich nicht in die Böse-Junge-Rolle drängen. Ich bin fünf Jahre hier in Hoffenheim, der Verein ist mir alles andere als egal." Weil aber der Kraichgauklub mittels einer Presseinformation vorgeprescht sei, müsse er reagieren. Compper wirkt am Telefon aufrichtig betroffen, sagt zum unschönen Abschied: "Am liebsten würde ich vor dem Frankfurtspiel zu alledem nichts sagen, die Mannschaft kann so was nicht gebrauchen im Abstiegskampf. Aber man lässt mir ja keine Wahl: Ich muss zu den Vorwürfen Stellung nehmen."

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