Manager Andreas Müller haut auf den Tisch

Zuzenhausen. 1899-Manager Müller wütet im Abstiegskampf gegen Medien

24.01.2013 UPDATE: 24.01.2013 20:49 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
''Mich kotzt das an'': Hoffenheim-Manager Andreas Müller bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Foto: dpa
Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Die Nerven. Der Druck. Das Ventil: Noch hastig draußen in der Kälte 'ne Zigarette rauchen, dann drinnen im Presseraum Dampf ablassen. Andreas Müller, der Manager von 1899 Hoffenheim, haute auf den Tisch. Es krachte. Laut wurde der Mann. Hielt eine Wutrede. Griff Medien an. Tobte wegen angeblich falscher Recherche nach dem Rauswurf von Innenverteidiger Marvin Compper. Kritisierte vor laufenden Kameras namentlich Journalisten. Spielte den "Trap", den Labbadia. Lederte los: "Mich kotzt das an. Nicht mit mir. Ich bin vier Monate hier und habe jetzt schon alles gesehen, was hier läuft." Müller, 50, wühlte dann am Donnerstag selbst tief in der Vergangenheit, verwies ungefragt auf den umstrittenen Torwartwechsel von Tom Starke zu Tim Wiese vor Saisonbeginn, schimpfte dazu: "Einen Arsch in der Hose haben und hier mal kämpfen, das ist es, was ich sehen will."

Deshalb die Abschiebung von Compper, der nach seinem Stammplatzverlust zumindest Konzentrationsprobleme im Abstiegskampf sowie Umzugspläne öffentlich zugab. "Wir brauchen Spieler, die mit vollem Herzen dabei sind", erklärte Müller und sprach von "Leidenszeit" und vom "Überlebenskampf." Einer, der Widrigkeiten trotzt, stieß dann zur Runde: David Abraham, 26 Jahre, Argentinier, vom spanischen Erstligisten FC Getafe kommend, zuvor vier Jahre für den FC Basel verteidigend. Die neue Hoffnung. "Ein schneller Spieler, der auf beiden Positionen in der Innenverteidigung spielen kann", sagte Trainer Marco Kurz. Und: "Ein sehr aufgeschlossener junger Mann." Abraham lächelte. War nett. Erzählte: "Ich habe richtig Lust, in Deutschland zu spielen." Ob er bereits an diesem Samstag im Klassenkampf bei Eintracht Frankfurt seine Bundesliga-Premiere feiern darf, ist noch ungewiss. Kurz schmunzelte: "Er steht zu hundert Prozent im Kader." Abraham soll drei Millionen Euro Ablöse gekostet haben, sein bis Juni 2016 laufender Vertrag gilt auch für die Zweite Liga.

Abraham ist nicht der letzte Winterschlusseinkauf der Hoffenheimer. Aufgrund der schwerwiegenden Verletzungen der Mittelfeldakteure Sebastian Rudy und Sejad Salihovic sowie wegen des "Falles Compper" habe sich die "Personalsituation verschärft", sagte Manager Müller. "Wir stehen wahnsinnig unter Zugzwang." Also wurde gestern Abend der ghanaische Mittelfeldspieler Afriyie Acquah, 21, vom italienischen Erstligisten FC Parma verpflichtet. "Ein absoluter Athlet, ein sehr schneller Spieler", berichtete Müller. Acquah erhielt einen Vertrag bis 2017.

Weitere Verstärkungen sollen folgen. Hilfe ist zwingend. Nach dem 0:0 zum Rückrundenauftakt gegen Mönchengladbach ist Hoffenheims Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf einen mickrigen Punkt geschrumpft, und die morgige Aufgabe in Frankfurt stuft Trainer Kurz als "sauschweres Spiel" ein. "Die Eintracht ist fußballerisch enorm stark auf allen Positionen", erklärte er. "Dennoch haben wir Möglichkeiten, dort drei Punkte zu entführen." Marco Kurz blieb gewohnt sachlich und ruhig auf dieser erregten Pressekonferenz, wollte sich nicht länger als notwendig mit den Querelen um Compper beschäftigen. "Das Ding ist abgehakt", so Kurz, "ich kann keine Energie vergeuden in Spieler, die nicht bereit sind, unseren Weg zu gehen."

Als die Versammlung beendet war, hatte Manager Andreas Müller wieder Zeit und Ruhe für eine Raucherpause. Und der Tisch drinnen war unbeschadet geblieben. Auch einen Tisch beeindruckt das Draufhauen nicht.

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