Leverkusens Phantomtorschütze kehrt nach Sinsheim zurück

Hoffenheims Tobias Strobl zeigt Verständnis für Stefan Kießling - Und Gisdol hält eine Wutrede gegen die vierten Offiziellen

16.12.2014 UPDATE: 16.12.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Jubel und Trubel: Tobias Strobl (o.) herzt Roberto Firmino. Stefan Kießlings Phantomtor (u.) vom 18. Oktober 2013 gegen 'Hoffe' ging in die Bundesliga-Geschichte ein. Fotos: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Erstmals seit jenem denkwürdigen 18. Oktober 2013 wird Stefan Kießling, 30, wieder in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena auflaufen. An jenem Tag hatte der Stürmer von Bayer Leverkusen per Kopf ein Phantomtor zum zwischenzeitlichen 2:0 erzielt, das Schiedsrichter Felix Brych gegeben hatte, was der Werkself bei der TSG 1899 Hoffenheim einen 2:1-Auswärtssieg bescherte. Nach RNZ-Informationen fährt der gebürtige Franke und ewige Bayer-Akteur (seit 2006, Vertragsverlängerung bis 2017) mit einem flauen Gefühl in der Magengegend Richtung Kraichgau. Bei der morgigen Partie (20 Uhr/Sky) befürchtet "Kies" Anfeindungen.

Kießling wurde seinerzeit zum Buhmann der Nation, weil man ihm unterstellte, er sei vor 14 Monaten unehrlich gewesen. Doch schon vor der Verhandlung des DFB-Sportgerichts zehn Tage später bekannte der Schlaks: "Ich habe den Ball Richtung Außennetz fliegen sehen, aber den Einschlag habe ich nicht gesehen." Und wenn er es erkannt hätte, "wäre ich der Letzte gewesen, der nicht gesagt hätte, dass der Ball durch so ein doofes Loch geflogen ist."

Verständnis für Kießlings Reaktion zeigte am gestrigen Montag Hoffenheims Allrounder Tobias Strobl: "Was soll er denn machen? Ich kann seinen Jubel schon verstehen und hätte es wahrscheinlich genauso gemacht, wenn der Ball drin ist." Für das TSG-Team sei das Thema Phantomtor längst "abgehakt". Eine ähnliche Position bezog bei der Pressekonferenz Trainer Markus Gisdol. "Ganz ehrlich, das ist mir relativ egal", will sich der Schwabe keine unnötigen Gedanken mehr über die Vergangenheit machen. Er sei vielmehr froh, dass die Torlinientechnik zur neuen Saison eingeführt werde. "Es hat schließlich lange genug gedauert", so Gisdol weiter.

Stattdessen lehnte sich der Hoffenheimer Cheftrainer bei einem anderen Reizthema aus dem Fenster. Es sind die vierten Offiziellen, die ihn seit längerem in Rage bringen. "Mich nervt das wirklich. Ich stehe noch nicht richtig da in meiner Coaching Zone, da habe ich schon Begleitschutz. Ich kann nicht gebrauchen, wenn jemand ständig wie ein Oberlehrer neben mir steht. Ich habe mich bislang ordentlich benommen. In erster Linie sollen sie mich in Ruhe lassen", so Gisdols Empfehlung an die Offiziellen am Spielfeldrand. Was sagen sie konkret zu ihm? "Lass deine Hände unten. Das geht nicht, das sind dumme Regeln, die nichts mit der Realität zu tun haben. Wie soll ich denn einem Spieler was zeigen, wenn man die Hände unten lässt?", hielt Gisdol eine Wutrede und erinnerte an das Verhalten eines Walerij Wassyljowytsch Lobanowskyj (1939 - 2002), der regungslos auf der Bank saß. "Bei ihm hätten sie das nicht machen müssen. Aber heute sind die Trainer viel mehr am Spiel beteiligt", konstatierte Gisdol.

Die Partie gegen den Rangdritten Leverkusen geriet beinahe in den Hintergrund, doch schließlich kehrte Gisdol zum rein Sportlichen zurück. Von der Spielanlage her seien sich beide Teams ähnlich: "Pressing und Gegenpressing werden betont und sie spielen es wie wir ganz extrem." Ein starkes Hin und Her zwischen den 16-Meter-Räumen dürfe erwartet werden.

Nach dem Saison-Aus von Niklas Süle, der heute beim Kniespezialisten Dr. Heinz Jürgen Eichhorn in Regensburg operiert wird, kehrt Tobias Strobl in die Stammformation der Blau-Weißen zurück. Strobl räumte ein, in ein kleines Tief wegen seiner Nichtberücksichtigung vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gefallen zu sein. "Ich hadere dann mit mir selbst, warum ich nicht spiele", sagte der 24-Jährige. Zwischen Gisdol und Strobl hat es eine kurze Aussprache gegeben. Gegen Leverkusen ist klar: Strobl wird gemeinsam mit Bicakcic das Innenverteidigerpaar bilden, zumal er beim dramatischen 3:2 gegen die Eintracht für Süle reinkam und seinen Job tadellos und unaufgeregt verrichtete.

Gisdol erinnerte nochmals an Süles tragischen Kreuzbandriss. "Er ist ein feiner Bursche und absoluter Stammspieler bei uns und es ist nicht so einfach, sich davon freizumachen. Aber wir müssen und werden das wie bei Jin-Su Kim auffangen. Dennoch ist die Verletzung ein Vollbrett", so der Trainer vor dem Vergleich mit Bayer, das möglicherweise auf den erkälteten Ex-Waldhöfer und Ex-KSCler Hakan Calhanoglu verzichten muss.

Für Mittwochabend sind bis dato 23.000 Tickets verkauft, darunter 350 an Leverkusener Fans. Der Begleitschutz für Kießling und Co. wird sich in Grenzen halten - und in Sinsheim wohl auch gar nicht nötig sein. Gisdol: "Unsere Fans sind immer korrekt aufgetreten."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.