Kurz: "Mein Ansprechpartner ist Andreas Müller"

Zuzenhausen. Im RNZ-Interview: Marco Kurz geht die Rettungsaktion der TSG 1899 Hoffenheim strukturiert und positiv an

21.12.2012 UPDATE: 21.12.2012 06:23 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
'Ich kann von den Spielern nichts verlangen, was ich selbst nicht vorlebe': 1899-Trainer Marco Kurz beim Gespräch. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Marco Kurz (43) wurde ab 1. Januar 2013 als neuer Trainer des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim verpflichtet. Im RNZ-Interview spricht der gebürtige Stuttgarter darüber, wie er den Kraichgauklub zurück in die Erfolgsspur bringen möchte, für welchen Arbeitsstil er steht und wie das Team wieder Selbstsicherheit bekommen könnte.

Herr Kurz, Sie sind seit zweieinhalb Tagen hier. Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Trainingszentrum Zuzenhausen?

Die Struktur ist ja kein Geheimnis. Das ist ein tolles Trainingsgelände mit einer hohen Qualität der handelnden Personen. Es geht mir darum, alles zu filtern, bevor ich Anfang Januar zur Mannschaft stoße.

Machen Sie denn keinen Weihnachtsurlaub?

Doch, doch. Weihnachten ist immer Familie. Aber wir müssen ja die gesamte Trainingsarbeit strukturieren und haben wenig Zeit. Ich hab jetzt so viel Urlaub gehabt (Anm. der Red.: Kurz war bis 20. März 2012 beim 1. FC Kaiserslautern beschäftigt). An den Wochenenden hatte ich mir teilweise bis zu vier Spiele in der ersten und zweiten Liga angeschaut.

Wie wichtig ist der Fitnessaspekt für die Mannschaft?

Alle Mannschaften, die ich bisher hatte, waren fit. Das ist die Grundvoraussetzung. Wir sind in einer Position, wo wir unheimlich viel aufwenden müssen. Es wird eine Menge Input für die Spieler geben, wenn ein neues Trainerteam kommt. Der Kampf um den Klassenerhalt kann bis zum letzten Spieltag gehen, wir müssen die Mannschaft für diese Herausforderung bestmöglich vorbereiten.

Kann man, rein psychologisch gesehen, einfach auf die Reset-Taste drücken?

Einen freien Kopf zu haben, wird enorm wichtig sein. Die Spieler gehen mit einem gewissen Rucksack in die Rückserie, da muss man ihnen den Spiegel vor die Augen halten und genau sagen, was jeder selbst tun kann.

Es war bisher im Team selbst viel von Qualität oder Potenzial die Rede ...

Es wäre ein großer Fehler, sich in die Tasche zu lügen. Zwölf Punkte sind zu wenig, wenn du das hochrechnest, musst du absteigen. Ich muss der Situation begegnen und als Person sehr kritisch damit umgehen. Du erreichst nichts mit Worten, sondern allein in der täglichen Arbeit. Und über den Wettkampf musst du dir Erfolgserlebnisse holen.

Haben Sie, was das Thema Verantwortung oder Verantwortlichkeiten anbetrifft, spezielle Spieler im Auge?



Die Verantwortung liegt in der gesamten Gruppe und in der Gruppe um die Mannschaft. Ich kann mich selbst leider nicht mehr mit reinstürzen ins Getümmel. Wir müssen den Schritt nach vorne wagen. Jeder ist gefordert, das Maximale herauszuholen.

Ihre Grundsätze sind welche?

Wir brauchen wieder Kompaktheit auf dem Feld. Jeder muss genau wissen, was er tut. Das geht nur über eine Systematik. Es gilt, Gegentore zu verhindern und große Konzentration bei ruhenden Bällen zu haben. Das Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft war bislang schlecht.

Welche Punktzahl braucht Hoffenheim, um nicht abzusteigen?

Diese Rechnung mache ich nicht auf. Am ersten Rückrunden-Spieltag gegen Gladbach gibt es drei Punkte - und die möchte ich. Das Ziel ist es, am Ende über dem Strich zu stehen. Wir müssen unsere Aufgabe erfüllen - uns wird keiner helfen.

Wie wichtig ist der Start gegen Gladbach und Frankfurt?

Das sind zwei Mannschaften, mit denen wir uns messen können. Wir müssen in der Vorbereitung soweit kommen, um sie zu schlagen. Die Mannschaft hat gegen Hannover, Stuttgart und Schalke gezeigt, wozu sie fähig ist. Wir müssen Konstanz reinbringen und sie ein halbes Jahr lang hochhalten.

Packt 1899 den Klassenerhalt?

Ich bin sehr positiv und überzeugt davon, dass wir diese große Aufgabe meistern können. Wir brauchen allerdings auch etwas Spielglück und dürfen keine Verletzten haben.

Hoffenheim verpflichtet also etwa zwei Abwehrkräfte in der Winterpause ...

(Lacht) Ich stehe im ständigen Austausch mit Andreas Müller. Im Moment ist alles spekulativ. Auf die Schwierigkeit der Wintertransfers haben wir ja schon bei der Pressekonferenz am Mittwoch hingewiesen.

Mit wem werden Sie mögliche Transfers abstimmen?

Mein Ansprechpartner ist einzig und allein der Manager dieses Vereins, Andreas Müller. Wer sonst?

Sie gelten als fleißiger Trainertyp. Salopp formuliert: Öffnen Sie morgens das Trainingszentrum und machen abends das Licht aus?

Es gibt keinen Spitzensport ohne Verlässlichkeit und Disziplin. Ich kann von den Spielern nichts verlangen, was ich selbst nicht vorlebe. Man muss den Trainerberuf richtig leben.

Wird Tim Wiese Kapitän bleiben?

Das ist jetzt nicht die Thematik. In Kaiserslautern habe ich einen Mannschaftsrat wählen lassen und der Trainer hat dann den Kapitän bestimmt. Das werde ich hier genauso machen.

Sie selbst wirken topfit ...

(Lacht) Wie immer. Ich habe mir zuletzt den Luxus des Skifahrens erlaubt. Und ich jogge regelmäßig. Aber es ist nicht relavant, ob ich laufe. Wichtig ist, dass die Spieler laufen.



Werden Sie bei Spielen von "Hoffe" den Anzug oder wie gehabt Trainingsklamotten bevorzugen?

Ich habe in der Vergangenheit immer den Nadelstreifenanzug getragen. Nein, im Ernst: Ich ziehe den Trainingsanzug an, schon allein aus Bequemlichkeitsgründen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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