Hopps Treuebekenntnis

Zuzenhausen. Vor dem Keller-Duell beim FC Augsburg hat Hoffenheims Mäzen bekräftigt, auch im Falle des Abstiegs weiter zu machen

22.02.2013 UPDATE: 22.02.2013 07:48 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Szene aus dem Hinspiel (0:0): Joselu gegen Sebastian Langkamp. Tore und Punkte brauchen beide Abstiegskontrahenten. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Die mit Abstand wichtigsten Sätze, die in letzter Zeit in Zusammenhang mit der TSG 1899 Hoffenheim gefallen sind, waren bei der turnusmäßigen Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag gar kein Thema. Das wiederum irritierte ein wenig. Denn Gesellschafter und Beiratsvorsitzender Dietmar Hopp hatte gestern über den Boulevard sein wochenlanges Schweigen gebrochen. Die wilden Spekulationen, Hopp würde sich bei einem etwaigen Bundesliga-Abstieg der Hoffenheimer zurückziehen, mussten schließlich zurechtgerückt werden. Also sagte der 72-jährige Mäzen aus Walldorf: "Diese Spekulationen entbehren jeder Grundlage. Wer weiß, was in Hoffenheim entstanden ist, kann gar nicht auf solch abstruse Ideen kommen. Selbst wenn Hoffenheim absteigt, was ich nicht glaube, wird es mit großem Elan und Begeisterung weitergehen - auch andere sind schon ab- und wieder aufgestiegen."

Warum dieses Treuebekenntnis nicht früher von Hopp abgegeben wurde, wissen wir nicht. Nach seiner Rückkehr aus Florida hatte der Milliardär beschlossen, seine Zurückhaltung gegenüber der Medienlandschaft beizubehalten. Die sportliche Entwicklung seines Heimat- und Lieblingsvereins und das ganze Drumherum hatten dem Letztentscheider der TSG offenbar zugesetzt, was nunmehr auch Manager Andreas Müller (50) in der jüngsten Sportbild-Ausgabe vom 20. Februar zum Ausdruck brachte: "Die Situation tut ihm sehr weh."

Müller und sein Freund Marco Kurz (43) verbreiteten jedenfalls gestern im Presseraum ganz gute Laune. Sachlich analysierten sie die prekäre Lage, in der sich der Dorfverein vor einem der zwölf oder vierzehn (bei Erreichen der Relegation) "Abstiegs-Endspiele" befindet. Vor dem höchst brisanten Keller-Duell am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg gab es nochmals präzise Ansagen ans eigene Ensemble. "Es ist ein Spiel in der Konstellation um den Relegationsplatz. Da ist es klar, dass wir diese Position verteidigen oder ausbauen wollen. Es ist kein Endspiel, aber eines, in dem es darum geht, eine Tendenz zu unterbrechen. Sowohl von uns als auch von den Augsburgern", so Kurz über die Auseinandersetzung zwischen dem Vorletzten und Drittletzten des Tableaus. Kerniger, ja sogar martialischer beschrieb Müller den Klassenkampf in der Fuggerstadt. "Es ist doch klar, was uns in Augsburg erwartet", hob der TSG-Manager hervor, "da musst du schon beim Warmlaufen Schienbeinschützer tragen. Es ist eine Forderung von mir, dass die Jungs am Samstag eine gute Leistung abliefern. Das wird kein schönes Spiel, das wird eine Schlacht."

Mit dieser Grundeinstellung müsse der Weinzierl-Elf begegnet werden. Es sagt Einiges über das Innenleben der Hoffenheimer Schicksalsgemeinschaft aus, dass Profis öffentlich an ihr Jobprofil erinnert werden müssen. Die Intention von Müller und Kurz: Schönspielerei, "Hurrafußball" (Kurz), Ausreden - all diese leidigen Teilaspekte dürfen keine Rolle mehr spielen. Vielleicht sollten sie bei der TSG 1899 demnächst doch noch ein Phrasenschweinchen aufstellen. Wenn's zum Nichtabstieg beiträgt - warum nicht?

Die Augsburger SGL Arena, im Juli 2009 eröffnet, gilt dank der enthusiastischen FCA-Anhänger als Tollhaus, vor allem seit die Rot-Grün-Weißen nach der Saison 2010/2011 erstmals in die Bundesliga hochrückten. Selbstbewusst meinte FCA-Trainer Markus Weinzierl im kicker: "Wir kennen uns im Abstiegskampf aus, wissen, worauf es ankommt." Unterschwellig schwingt hier mit: Im Gegensatz zu Hoffenheim!

Sowohl Müller als auch Kurz wiesen unisono darauf hin, dass Angst der denkbar schlechteste Ratgeber sei. Marco Kurz dazu: "Bei mir geht keine Angst um. Ich habe Angst, wenn meine Kinder krank werden, aber nicht vor einem wichtigen Spiel. Angst hat im Fußball nichts zu suchen." Letztlich liegt es freilich allein an der 1899-Mannschaft, den Nachweis zu erbringen, dass man auch 2013/2014 zu den Top 18 Deutschlands zählt.

Hoffenheim steht seit dem Aufstieg 2008 vor seiner größten Bewährungs- und Zerreißprobe. Die Schmerzen würden bei einer Niederlage in Augsburg größer werden, nicht nur bei den 600 mitreisenden TSG-Fans. "Mein Engagement wird ungebrochen bleiben", hat Dietmar Hopp unabhängig von Fall A oder B gesagt. Seine Millioneninvestitionen seit 1989 sollten sich am Samstag lohnen. Womöglich sind es die wichtigsten drei Punkte, die in der jungen Hoffenheimer Bundesliga-Historie in Augsburg zu vergeben sind ...

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