Hoffenheimer im Löw-Kader

Mit Wagner und Demirbay zum Confed-Cup

Bundestrainer Löw nominiert Hoffenheimer für den Confed-Cup

17.05.2017 UPDATE: 18.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Jetzt auch Seit’ an Seit’ in der Nationalmannschaft: Hoffenheims Mittelstürmer Sandro Wagner (l.) und Mittelfeldspieler Kerem Demirbay. Foto: imago

Von Frank Hellmann

Frankfurt. Es war ein verräterisches Frage-Antwort-Spielchen, das Joachim Löw in einem Eingangsstatement in der DFB-Zentrale selbst über die Lippen rutschte. "Macht es Sinn? Macht es keinen Sinn? Fakt ist: Er findet statt!" Gemeint war der Confed-Cup, jenes im Vorlauf einer WM implantierte Turnier unter Fifa-Hoheit, das zwar 2005 noch geeignet war, in Deutschland eine Begeisterung zu schüren, die zwölf Jahre später beim Bundestrainer einer allenfalls pragmatischen Sichtweise gewichen ist. "Ziel ist es Weltmeister zu werden. Das ist für die Ewigkeit. Der Confed-Cup ist irgendwie Zwischenstation. Ein gutes Warmup."

Und zum Aufwärmen braucht es nicht die Besten. Löw gönnt nun (fast) all seinen Stars in diesem Sommer eine Pause; von seinen Auslandsstützen Toni Kroos, Sami Khedira und Mesut Özil, über die Bayern-Stars Thomas Müller, Mats Hummel und Jerome Boateng bis hin zum verletzungsanfälligen Dortmunder Marco Reus und zum im Abstiegskampf steckenden Wolfsburger Mario Gomez muss niemand sich beim Confed-Cup (17. Juni - 2. Juli) beweisen. Schonung sei wichtiger. Denn: "Drei Turniere in drei Jahren sind grenzwertig."

Mindestens fünf Länderspiele - zunächst das Freundschaftsspiel in Dänemark (6. Juni), dann die WM-Qualifikation gegen San Marino (10. Juni) und schließlich die Confed-Cup-Gruppenspiele gegen Australien (19. Juni), Chile (22. Juni) und Kamerun (25. Juni) - wird ein 23-köpfiges Aufgebot angehen, das in dieser Zusammensetzung für die Löw-Ära ein Alleinstellungsmerkmal besitzt - und gerade einmal in der Summe 156 Länderspiele vorzuweisen hat.

Gleich sechs Neulinge reisen in Putins Riesenreich. Löw pries ausführlich die Vorzüge der (Überraschungs-)Kandidaten, vom Berliner Linksverteidiger Marvin Plattenhardt ("gute Saison bei Hertha"), über die Hoffenheimer Kerem Demirbay ("starker finaler Pass") und Sandro Wagner ("bringt andere Note") und den Leipziger Diego Demme ("kleiner Gattuso"), den Mönchengladbacher Lars Stindl ("logische Belohnung") bis hin zum Amsterdamer Amin Younes ("sehr gut im Eins-gegen-Eins").

Sie alle sollen Abläufe kennenlernen, Spielphilosophie verinnerlichen und nebenbei auch noch Land und Leute kennenlernen - denn auch unter diesem Zweck steht die merkwürdige Sommer-Misssion. Den in der Rückrunde so stark auftrumpfenden Bremer Max Kruse habe er deshalb nicht genommen, "weil ich da schon weiß, was er kann." Aber dass die Tür für den im Vorjahr suspendierten 29-Jährigen nicht einmal mehr jetzt aufgeht, wo auch noch auf die Belange der fast zeitgleich stattfindenden U21-EM in Polen Rücksicht genommen werden musste, sprach Bände.

Genussmensch Löw hat es gut. Ihm geht es allein darum, "nur zwei, drei Spieler so weit zu entwickeln, dass sie in der kommenden Saison Druck machen; dass ich sie vielleicht in einem entscheidenden WM-Spiel bringen kann - dann wäre ich glücklich über alles." Womöglich nutzt ja der Hoffenheimer "Aufsteiger" Kerem Demirbay die unerwartete Chance. Als der Anruf vom Bundestrainer kam, musste der Edeltechniker, der letztes Jahr noch in der Zweiten Liga für Fortuna Düsseldorf kickte, plötzlich selbst ein paar Telefonate führen. Vor seiner ersten Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft hatte der 23-Jährige nämlich offensichtlich erklärt, für die Türkei, das Heimatland seiner Eltern, spielen zu wollen - das zumindest verbreitete der türkische Verband TFF am Mittwoch. "Meine Familie kommt aus der Türkei, und ich fühle mich türkisch", steht in dem Schreiben, das Demirbays Unterschrift trägt: "Deshalb will ich statt für die deutsche künftig für die türkische Nationalmannschaft spielen." Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim schien davon auszugehen, dass Demirbay im WM-Qualifikationsspiel im Kosovo (11. Juni) auflaufen werde. "Er hätte auch für die Türkei spielen können", sagte Löw gestern. Demirbay selbst äußerte sich zunächst nicht zu der Verwirrung, wohl aber zur Nominierung für den Confed-Cup. "Für mich ist klar, dass ich der Einladung folge und für mich ein Traum in Erfüllung geht", teilte Demirbay im Internet mit: "Ich habe mich entschieden, für Deutschland zu spielen, da ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin und mich auch mit der deutschen Nationalmannschaft identifiziere."

Tor: Leno (Bayer Leverkusen), ter Stegen (FC Barcelona), Trapp (Paris St. Germain); Abwehr: Ginter (Borussia Dortmund), Hector (1. FC Köln), Henrichs (Leverkusen), Kimmich (Bayern München), Mustafi (FC Arsenal), Plattenhardt (Hertha BSC), Rüdiger (AS Rom), Süle (1899 Hoffenheim); Mittelfeld/Angriff: Brandt (Leverkusen), Can (FC Liverpool), Demirbay (Hoffenheim), Demme (RB Leipzig), Draxler (Paris St. Germain), Goretzka (Schalke 04), Rudy ( Hoffenheim), Sané (Manchester City), Stindl (Borussia Mönchengladbach), Wagner (Hoffenheim), Werner (Leipzig), Younes (Ajax Amsterdam).

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