Hoffenheimer Kehrtwende zum Guten

Als der schöne Fußball ging, der Erfolg ausblieb und der Abstieg drohte, regierte das Chaos beim Emporkömmling Hoffenheim. In letzter Sekunde gelang unter Trainer Gisdol die Kehrtwende.

21.08.2013 UPDATE: 21.08.2013 16:33 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden
Trainer Markus Gisdol bedankt sich nach dem 5:1-Sieg gegen den HSV bei den Hoffenheimer Fans. Foto: Sven Hoppe
Von Detlef Rehling

Zuzenhausen. Markige Sprüche und Selbstüberschätzung sind passé. Mit Fleiß, Akribie und Können krempelt Markus Gisdol die TSG 1899 Hoffenheim auf Erfolg um. Dem in der Relegation verhinderten Sturz aus der Fußball-Bundesliga lässt der Trainer mit seinen Kickern auch die Kehrtwende im Liga-Alltag folgen. "Wir werden keine Sprüche, keine großen Töne spucken. Wenn wir es schaffen können, eine sorgenfreie Saison zu spielen, wäre das klasse", sagte der 44-Jährige voller Bescheidenheit. Dabei wecken die ersten Spiele und vor allem das beeindruckende 5:1 beim Hamburger SV Hoffnungen auf höhere Ziele.

Der Hoffenheimer Fußball soll den Menschen gefallen, ist eines der Ziele des ehrgeizigen Trainers. Nach der desaströsen vergangenen Spielzeit sei es schließlich ein Glück, weiter im Kreis der Großen mitmischen zu dürfen. "Wir genießen jedes Spiel", betonte Gisdol. Ausruhen ist nicht sein Stil. "Es gibt noch viel zu verbessern. Für die nötigen Entwicklungsschritte brauchen wir noch Zeit. Aber was wir momentan abliefern, ist der Stand, den wir uns gewünscht haben."

Das Chaos regierte im beschaulichen Kraichgau, als Gisdol am 2. April das Traineramt übernahm. Die Außendarstellung war so schlecht wie der Tabellenplatz. Die Rettung mit einer Ansammlung überdurchschnittlicher Spieler, aber keiner funktionierenden Mannschaft glich schon einem Wunder. Zusammen mit dem Leiter Profifußball, Alexander Rosen, mistete Gisdol in der Sommerpause aus, denn der aufgeblähte Kader ließ Erstliga-Training nicht zu.

Die Verbannung ehemaliger Nationalspieler wie Tim Wiese, Tobias Weis, Matthieu Delpierre oder Eren Derdiyok in die sogenannte Trainingsgruppe zwei sorgte für Schlagzeilen. Arbeitsrechtlich läuft alles korrekt, der Verein bietet den Ausgemusterten qualifiziertes Training. Das Thema schwelt aber im Umfeld weiter. Jeder, der bis zum Ende der Transferperiode am 2. September vermittelt werden kann, beruhigt die Diskussion.

In Ruhe arbeiten kann Gisdol mit dem von ihm zusammengestellten Kader. Roberto Firmino profitierte wie kaum ein anderer davon. "Ich bin wie befreit. So wohl habe ich mich lange nicht gefühlt", bekannte der brasilianische Edel-Techniker, der seit 2011 im Kraichgau zu Hause ist. Unzufrieden schlich Firmino in der Vorsaison über den Platz. "Jetzt habe ich das Gefühl, richtig angekommen zu sein", sagte der 21-Jährige und lässt Tore und Taten sprechen. Clubs aus dem Ausland buhlen um ihn, der nur zu gern für seine Heimatland bei der WM 2014 spielen würde. "Wir lassen ihn nicht gehen. Das ist amtlich", schob Rosen einem Wechsel einen Riegel vor.

Gisdol treibt den Brasilianer zu Höchstleistungen in einem funktionierenden System. "Bei uns muss ein Rädchen ins andere greifen, dann kann der Individualist auch glänzen." Zu denen zählt auch Neuzugang Anthony Modeste, der drei der sieben Hoffenheimer Tore erzielte. "Er stellt sich unglaublich in den Dienst der Mannschaft", lobte der 1899-Coach. Blenden lassen vom momentanen Erfolg will sich Gisdol nicht. "Ich rechne nach wie vor mit einem steinigen Weg."

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