Hoffenheim will keine dicke Lippe riskieren

Soll weiter Hoffnung auf den Klassenverbleib bestehen, darf Hoffenheim heute gegen die Düsseldorfer nicht verprügelt werden

04.04.2013 UPDATE: 04.04.2013 20:52 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
1899-Trainer Markus Gisdol will mit seiner Mannschaft ''etwas bescheidener'' auftreten. Foto: dpa
Von Achim Wittich

Zuzenhausen. Nach dem regelrechten Presseansturm am Dienstag ging es gestern am Hoffenheimer Trainingszentrum in Zuzenhausen wieder beschaulich zu. Nur der neue Hoffnungsträger Markus Gisdol stellte sich auf der obligatorischen Pressekonferenz vorm heutigen Spiel gegen Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr/live auf Sky und Liga total) den Medien.

"Es tut uns sicherlich gut, mal wieder etwas bescheidener in Hoffenheim aufzutreten", meinte der ehemalige U23-Trainer der TSG und hielt vor seinem Debüt als Profi-Coach den Ball flach: "Ich möchte einfach keine dicke Lippe riskieren." Vorm "Sechs-Punkte-Spiel", wie sein Düsseldorfer Kollege Norbert Meier das Kellerduell der Badener (Vorletzter) gegen die Rheinländer (Viertletzter) bezeichnet, hat Gisdol gerade einmal drei Übungseinheiten absolvieren können. Dennoch ist bei ihm aus der "groben Idee" (Gisdol am Dienstag) mittlerweile eine "klare Vorstellung" gereift, wie 1899 den vielleicht letzten Strohhalm im Klassenkampf ergreifen kann. Das "vorhandene Offensivpotenzial" - zuletzt nicht mehr zu erkennen gewesen - will der 43-Jährige wecken, ohne dabei "Harakiri" zu spielen. Ein Balanceakt.

Mit welchem Spielsystem bzw. verändertem Personal Gisdol den lebenswichtigen "Dreier" gegen die Fortunen ergattern will, verriet der vierte Hoffenheimer Trainer in dieser Saison verständlicherweise nicht. Nur ein schelmisches Lächeln hatte Gisdol für die wenigen Journalisten parat.

Das entwich aus seinem Gesicht, als die unvermeidliche Frage zur Personalie Tim Wiese gestellt wurde. Am Mittwoch hatte sich Düsseldorfs Manager Wolf Werner in der Sport Bild zu Wort gemeldet: "Der Umgang mit ihm ist abscheulich", so der 70-Jährige. Gisdol kann es schon nach wenigen Tagen in der alten Heimat nicht mehr hören. "Ich habe ein Nichtverständnis über Kommentare von Leuten, die Einzelheiten nicht kennen." Gestern Nachmittag stand für ihn ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Sorgenspieler auf der Agenda. "Ich gehe mit Tim völlig korrekt um und will das Ganze neu bewerten", erklärte Gisdol. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Wiese am Abend im Kader steht. Dem bisher fast fehlerfreien Heurelho Gomes, der nur beim 0:1 in Hannover entscheidend patzte, wird der sechste TSG-Coach seit dem Abschied von Ralf Rangnick im Januar 2011 auch gegen den Aufsteiger vertrauen und zudem den Belgier Koen Casteels (20) als Ersatz für den Brasilianer benennen.

Gisdol betonte nochmals, dass er nicht die Entlassung von Manager Andreas Müller zur Bedingung seiner Rückkehr gemacht hatte. "Klar ärgert mich so etwas. Es entspricht nicht der Wahrheit." Der Babbel-Kurz-Kramer-Nachfolger in der Saison 2012/13 will den glücklosen Müller noch persönlich kontaktieren.

SMS-Kontakt gab es in den aufregenden Tagen zu seinen alten Chefs. Sowohl Huub Stevens als auch Rangnick, denen er auf Schalke assistierte, sendeten eine Glückwunsch-Nachricht. Mit Dietmar Hopp, der derzeit in Südfrankreich weilt, gab es ein Telefongespräch. Immer deutlicher wird, dass der Mäzen natürlich ebenfalls noch auf das "Wunder Hoffenheim" hofft, aber vor allem endlich Talente integriert sehen möchte - unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

Das allerdings ist Zukunftsmusik und die kann durchaus "teuer werden", wie es Alexander Waldi, einer der drei Geschäftsführer der TSG, einräumt. Das große Ausmisten steht erst noch bevor.

Gegen die Düsseldorfer, derzeit neun Punkte vor 1899, wird Wühler Sven Schipplock wohl eine Chance im Angriff erhalten. Eren Derdiyok ist nicht einsatzfähig und enttäuschte zudem bisher maßlos. Auch Joselu tut eine Pause tut. Sejad Salihovic bleibt vermutlich erneut die Jokerrolle - und Wiese drückt auf der Tribüne die Daumen ...

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