Hoffenheim wankt in Gladbach, fällt aber nicht

Beim 2:2 im Gladbacher Borussia Park wankt 1899 Hoffenheim, fällt aber nicht - Firmino und Strafstoßkönig Salihovic treffen

24.02.2014 UPDATE: 24.02.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
'Der Meister des ruhenden Balles': Sejad Salihovic knallt seinen zehnten Elfmeter in Folge für die TSG ins Gladbacher Tor, Marc-André ter Stegen fliegt vergeblich. Foto: APF
Von Achim Wittich

Mönchengladbach. Wie ein angeschlagener Boxer wankte 1899 Hoffenheim am Samstag bei den Gladbacher Borussen in die Halbzeitpause. Hermann (4. Minute) hatte die knapp 50.000 Fans der Fohlen früh in karnevalistische Hochstimmung versetzt. Der anschließend gute TSG-Torhüter Koen Casteels half dabei kräftig mit. Dann hielten die Männer von Hoffe-Trainer Markus Gisdol bei einer Standardsituation zum wiederholten Mal in dieser Saison einen Tiefschlaf. Also durfte Jantschke nach der Ecke von Raffael sein Köpfchen hinhalten (18.) - 2:0.

Elf Minuten später rettete Niklas Süle zum ersten Mal kurz vor der eigenen Torlinie. Es wäre wohl der vorzeitige K.o.-Schlag für 1899 gewesen. Dabei tänzelten die Kraichgauer - kurzfristig ohne David Abraham (Adduktorenverletzung) in den Ring gestiegen - gar nicht mal so schlecht durch den Borussia Park, präsentierten sich zum Teil leichtfüßig und behende und hätten ebenfalls schon vor der Pause einen Treffer landen können.

Dem wieder starken Kevin Volland (14.), dem diesmal schwachen Kai Herdling (37.) und in der 44. Minute dem vielleicht baldigen Gladbacher Fabian Johnson ("Es ist sich noch nicht geeinigt worden, der Stand ist wie vor ein paar Wochen") fehlte es zu diesem Zeitpunkt allerdings noch an Durchschlagskraft. "Wir hatten in der ersten Halbzeit nicht den letzten Punch in der Offensive", analysierte Alexander Rosen zutreffend. Genauso präzise schätzte der Direktor Profifußball den weiteren Schlagabtausch ein: "Aufgrund der zweiten Halbzeit ist das ein total verdienter Punkt."

Gisdol - "bis ich mich richtig gesetzt hatte, lagen wir 2:0 hinten" - hatte in der Kabine die richtigen Schlüsse aus den ersten 45 Minuten gezogen, brachte den Schweden Hamad für Herdling, stellte auf eine Mittelfeldraute um und agierte fortan mit zwei Stürmern.

Und obwohl der Rautenklub seine Gäste durch Korb (55.) noch einmal auf die Bretter hätte schicken können, setzten von nun an die Blauhemden die entscheidenden Körpertreffer. Volland bediente fein Firmino, der VfL-Torwart Marc-André ter Stegen ziemlich alt aussehen ließ (56.). Bereits der elfte Saisontreffer des umworbenen Brasilianers! Jetzt nahmen beide Kontrahenten die Deckung endgültig herunter, hin und her ging's auf dem Rasen. Zum Glück war es dagegen nun in der Hoffenheimer Fankurve wieder ruhig, die Krawallos hatten sich davongemacht (siehe Text unten).

Süle klärte noch einmal in höchster Not (61.), auf der anderen Seite scheiterten Volland (66.) und Salihovic (68.). Doch Hoffenheims Freistoß- und Elfmeterspezialist ließ sich knapp zehn Minuten vor dem Ende des unterhaltsamen Duells nicht lange bitten. Ausgerechnet Johnson hatte die völlig unnötige Aktion von Stranzl gegen sein Schienbein clever genutzt und war gestürzt. Der Pfiff von Schiedsrichter Stieler (Hamburg) schockte zwar die Rheinländer, war aber regelkonform. "Sali" zimmerte den Ball in Netz. Den zehnten Strafstoß in Serie konnte er verwandeln, 24 seiner 26 Elfer gingen rein - der feine Techniker aus Bosnien-Herzegowina ist ein abgezockter Bursche.

Verrückt: Wäre noch ein paar Minuten mehr gekämpft worden, hätte man Wetten auf einen Hoffenheimer Sieg abschließen können. Lucien Favres Borussen hatten wacklige Beine, taumelten jetzt. "Wir wussten, dass dieser Gegner sehr gefährlich ist", sagte der Schweizer nachher. Stimmt. Diese Hoffenheimer kämpfen mit dem Herzen eines Boxers - und können offensichtlich immer noch einmal zurückkommen.

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