Hoffenheim verliert gegen Bayer: Stille Nacht ins Sinsheim

Nach anfänglichen Pfiffen gegen Leverkusens Stürmer Stefan Kießling reagieren die Hoffenheim-Fans eisig auf die 0:1-Niederlage

19.12.2014 UPDATE: 19.12.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Kein Loch im Tornetz! Stefan Kießling bejubelt das Siegtor für Leverkusen. Fotos: APF/Imago
Von Frank Enzenauer

Sinsheim. Markus Gisdol lächelte und scherzte Seit' an Seit' mit seinem Leverkusener Trainerkollegen Roger Schmidt auf dem Weg zur Pressekonferenz. Niederlage - na und! Gisdol blieb so fair, die Überlegenheit des Gegners anzuerkennen. "Leverkusen war diesen kleinen Tick besser", sagte er am späten Mittwochabend über das 0:1 (0:0), die zweite Heimpleite der Vorrunde nach dem jecken 3:4 gegen den 1. FC Köln.

Stille Nacht war kurz vor Weihnachten dagegen in der Rhein-Neckar-Arena. Die Hoffenheim-Unterstützer unter den offiziell nur 24 731 Zuschauern reagierten mit eisigem Schweigen auf die Punkteverluste, und in Windeseile leerte sich die Sinsheimer Spielstätte. Enttäuschung war zu spüren, dass die TSG-Profis den Sprung auf einen Europapokal-Platz nicht schafften und weiterhin auf dem siebten Rang verharren. Gisdol aber hat auch eineinhalb Jahre nach dem Beinahe-Abstieg .für gehobenes Anspruchsdenken kein Verständnis, vielmehr sah er sich in seiner verbal defensiven Haltung bestätigt. "Wir sollten aufhören, uns mit solchen Mannschaften auf eine Stufe zu stellen", mahnte Hoffenheims Trainer: "Leverkusen ist eine Champions-League-Mannschaft und hat brutale Qualität."

Allein die Statistik belegt die Dominanz von Bayer in Sinsheim: Mehr Ballkontakte (55 Prozent), mehr Ecken (9:1), mehr Torschüsse (18:9), eine bessere Zweikampfquote (58 Prozent) und ein deutliches Chancenplus. Während die Hoffenheimer Abwehr um den starken Torhüter Oliver Baumann tatkräftig zu Werke ging und überzeugte, schwächelten diesmal die Kreativen und Offensiven sehr. Die Nationalspieler Sebastian Rudy und Kevin Volland wirkten vor den Augen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und DFB-Sportdirektor Hansi Flick wintermüde, der geniale Brasilianer Roberto Firmino betrieb ein Versteckspiel und vorne schien Adam Szalai zu behäbig und langsam für das eigentlich schnelle Hoffenheimer Spiel.

"Sehr fehlerhaft, sehr zerfahren, ein sehr, sehr zähes Ding", bekannte Kapitän Andreas Beck. "Wir haben Leverkusen zu viel Platz zum Kombinieren gelassen", bemängelte Innenverteidiger Ermin Bicakcic. So resultierte das Tor des Abends aus einem lehrbuchhaften Angriff: Julian Brandt flankte in die Strafraummitte, Stefan Kießling rutschte rein und schob das runde Spielzeug über die Torlinie (79. Minute).

Ausgerechnet Kießling. Wie ein Fiesling wurde der Bayer-Stürmer von den Hoffenheim-Fans behandelt, bei jedem Ballkontakt heftig ausgepfiffen. In Erinnerung an den 18. Oktober 2013, als Kießling an gleicher Stelle sein "Phantom-Tor" durch ein löchriges Netz bejubelt hatte und daraufhin landauf, landab wilde Diskussionen ausbrachen, die in Morddrohungen gegen den Leverkusener Schützenkönig gipfelten.

Am Mittwochabend stahl sich Kießling vom Tatort, ohne ein Interview zu geben. Dafür redeten andere. "Ich freue mich für Stefan, besonders weil er damals einen monatelangen Spießrutenlauf durchgemacht hat", sagte Bayer-Coach Roger Schmidt und schmunzelte über Kießlings Coup: "Das ist so eine Geschichte, die schreibt halt der Fußball."

Auch Kollege Gisdol verspürt keinen Phantomschmerz mehr. "Tatsächlich egal" sei es ihm, dass Kießling Hoffenheim schlug. Gisdol dachte in der stillen Nacht bereits an den vierten Advent: an das Jahresabschlussspiel bei Hertha BSC. Eine Dreier-Feier ist erwünscht.

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