Hoffenheim plant weiter für die erste Liga

Hoffenheim will auch am Sonntag bei Hertha BSC risikoreich spielen und plant jetzt schon für die kommende Bundesliga-Saison. Seit einem Jahr ist Markus Gisdol als Trainer am Werk.

04.04.2014 UPDATE: 04.04.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
'Nicht an einem 1:0 ergötzen': Sejad Salihovic, Eugen Polanski und Hoffenheims Kapitän Andreas Beck (v.l.). Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Rückblende. 4. April 2013:



Im Westjordanland erschießen israelische Soldaten zwei 17-jährige Palästinenser, der Provinzflughafen Kassel-Calden wird eröffnet, nach einem Brand in der Justizvollzugsanstalt Mannheim werden 46 Häftlinge evakuiert, die FDP sitzt noch im Bundestag und Vizekanzler Philipp Rösler macht sich vor dem NSU-Prozessauftakt für die Anwesenheit türkischer Journalisten im Gerichtssaal stark, die TSG 1899 Hoffenheim ist Tabellenvorletzter, erschreckende neun Punkte vom Nichtabstiegsplatz entfernt, und Trainer Markus Gisdol bereitet sich auf sein erstes Bundesligaspiel vor - gegen Fortuna Düsseldorf, das "Hoffe" mit 3:0 gewinnt. Der Anfang der wundersamen Rettung.

Exakt ein Jahr später ist alles anders. Besser. Fröhlicher. Entspannter. Im Kraichgau genießt man den Klimawandel. "Die Stimmung ist wirklich gut", sagt der zentrale Mittelfeldspieler Eugen Polanski. "Wir haben alle Spaß - besonders, wenn man gewinnt." Und sie siegen oft in dieser Saison.

Auf den neunten Rang stürmten Gisdols Hoffenheimer, sammelten wegen Spektakelspielen in Serie bundesweit Sympathiepunkte und eroberten nach chaotischen Krisenzeiten die Herzen der Fans zurück. 63 geschossene Tore und 62 Gegentreffer sind Beleg aufregender Partien, wobei Trainer Gisdol vor dem Spiel an diesem Sonntag im Berliner Olympiastadion bei Hertha BSC (Anpfiff 17.30 Uhr) die Fortsetzung seiner Idee von Sturm-und-Drang bekräftigt: "Unser Spiel wird immer risikoreicher sein als das von anderen. Wir wollen uns nicht an einem 1:0 ergötzen."

Die TSG-Sympathisanten sind dankbar. Zu seinem "Einjährigen" erhielt Anfang der Woche Markus Gisdol von Fans Geschenke, von Mäzen Dietmar Hopp wurden er und seine engsten Mitarbeiter zum Abendessen eingeladen. "Der Trainer hat die Mannschaft sehr gut zusammengestellt", sagt Eugen Polanski. "Davor war das nicht so der Fall."

Aufgrund der gesicherten Tabellenposition dürfen Gisdol und Hoffenheims Profifußball-Direktor Alexander Rosen bereits die Personalplanungen für die kommende Bundesliga-Saison in Angriff nehmen. "Wir arbeiten mit Hochdruck", sagt Gisdol und verrät, dass zwei neue Verteidiger ganz oben auf seiner Prioritätenliste stehen. Ein Ersatz für den zu Borussia Mönchengladbach wechselnden US-Nationalspieler Fabian Johnson muss gefunden werden, zudem ist immer noch ungeklärt, ob Kapitän Andreas Beck seinen Vertrag verlängern wird. Seit Januar laufen die Tarifverhandlungen, gestern unterstrich Gisdol, wie begrüßenswert Becks Verbleib wäre - der Trainer bescheinigte seinem Links- und Rechtsverteidiger WM-Tauglichkeit.

Aber auch mit Altlasten müssen sich Hoffenheims Reformer in diesen sonnigen Tagen beschäftigen. Nach Saisonende könnten elf Leihspieler in den Kraichgau zurückkehren: Joselú, Derdiyok, Weis, Advincula, Acquah, Grifo, Ludwig, Malbasic, Musona, Gregoritsch und Wieser. Lediglich der spanische Stürmer Joselú, der bei Eintracht Frankfurt in Schwung gekommen ist, würde die TSG 1899 Hoffenheim verstärken.

Doch jetzt denken sie an Hertha. Bei Berlins schwächelnder "Alten Dame" (vier Niederlagen in Folge) muss Gisdol ohne die verletzten Abraham und Schipplock auskommen, sehr fraglich ist der Einsatz von Modeste. Und erst kurz vor der Sonntagspartie kann die Torwart-Frage beantwortet werden. Jens Grahl zog sich beim 3:3-Erfolg bei Frühstmeister FC Bayern eine Oberschenkelzerrung zu und konnte bis Donnerstag nicht trainieren. Kollege Koen Casteels ist wieder fit, nachdem er wegen eines Insektenstiches "kurz vor einer Blutvergiftung stand", wie Gisdol berichtete.

Grahl oder Casteels - vor einem Jahr war's Gomes, der das Hoffenheimer Tor hütete.

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