Hoffenheim ist zum Heulen zumute

Brasilianer Naldo klaut 1899 beim 2:2 in Wolfsburg zwei Punkte - Augsburg siegt und zieht auf drei Zähler davon

15.04.2013 UPDATE: 15.04.2013 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Hoffenheims Tobi Weis hat abgezogen und will schon abheben, doch mit dem rechten Knie verhindert VfL-Torwart Benaglio Unheil für die 'Wölfe'. Foto: APF
Von Achim Wittich

Wolfsburg. Ronaldo Aparecido Rodrigues, im Fußball-Bundesliga-Business besser bekannt unter dem Künstlernamen Naldo, hatte in seiner bisherigen Karriere insgesamt viermal gegen die Hoffenheimer auf dem grünen Rasen gestanden - und dabei viermal gewonnen. Also machte sich der 30-jährige Innenverteidiger vier Minuten vor dem Ende des Spiels gegen seinen Lieblingsgegner auf den Weg nach vorne, um diesmal wenigstens noch einen Punkt zu retten. Und tatsächlich wurde "Wölfe"-Glücksbringer Naldo zur Pechmarie für die TSG. Der Brasilianer wuchtete nach einer Rodriguez-Ecke den Ball zum 2:2-Ausgleich ins Tor (86.).

Kein Wunder, dass den meisten Hoffenheimern nach dem Abpfiff des sicheren Schiedsrichters Daniel Siebert (Berlin) zum Heulen zumute war. Allen voran Kapitän Andres Beck, der den Vorletzten mit einem herrlichen Knaller aus 25 Metern mit 2:1 in Führung gebracht hatte. "Heute wären definitiv drei Punkte drin gewesen", haderte der Rechtsverteidiger, der auch mit links so fulminant abziehen kann. Die Freude der 1899-Profis darüber, dass man zumindest bis gestern Abend an den Augsburgern vorbei auf den Relegationsplatz vorgestoßen war, hielt sich in überschaubaren Grenzen. Sven Schipplock, seit Gisdols Rückkehr im 4-3-3-System gesetzt, fand's einfach nur ärgerlich: "Nach dem Elfmeter waren wir die klar dominierende Mannschaft, haben aber verpasst, den Sack zuzumachen. Wir haben zwei Punkte verloren", meinte der Blondschopf.

Ähnlich erging es Dietmar Hopp. Der Mäzen fieberte in der Autostadt mit und ging nachher in die Mannschaftskabine. "Super gekämpft", lobte er dort das Team, fand aber wie fast alle Hoffenheimer das Haar in der Suppe: "Es wäre mehr drin gewesen."

Nur einer trauerte den verlorenen zwei Punkten im Klassenkampf offensichtlich nicht allzu sehr hinterher. Markus Gisdol lächelte den Schmerz über Naldos späten Giftpfeil einfach weg. Ein fröhliches "Alles gut" rief der Schwabe im Bauch der Volkswagen Arena den Journalisten zu. Rechenspiele und Zwischenstände interessieren ihn herzlich wenig. "Die Tabelle können Sie mir nach dem letzten Spieltag vorlegen, vorher nicht", sagte der Rückkehrer auf seiner zweiten Pressekonferenz als Chefcoach. Außerdem rückte er erfreulicherweise den gesamten Spielverlauf objektiv ins rechte Licht. "Mit den langen Wolfsburger Kerls hatten wir ständig Probleme, das Ergebnis geht in Ordnung." Natürlich war Gisdol auch nicht verborgen geblieben, dass seine Jungs nach der Führung gute Kontermöglichkeiten ungenutzt ließen.

Weniger gut dürfte dem selbsternannten "Fußballentwickler" zudem die Anfangsphase vor 24 000 Tribünengästen gefallen haben. Genau wie die knapp 500 TSG-Getreuen musste er mit ansehen, wie die Wölfe nach Schipplocks nicht gegebenem Treffer (6.) - Firmino hatte in der Entstehung VfL-Verteidiger Rodriguez gefoult - am Wolfsburger Mittellandkanal immer mehr Oberwasser bekamen. Ausgerechnet Routinier Matthieu Delpierre (31) war gegen Wolfsburgs Youngster Maximilian Arnold (18) bei dessen toller Einzelaktion zu zögerlich - das 1:0 (13.). Olic hätte fast nachgelegt (15.).

Erst langsam kam 1899 auf Touren, setzte dann aber das von Gisdol immer wieder geforderte frühe Attackieren besser um. Weis (26.) scheiterte noch an Torwart Benaglio, bevor der bärtige Rodriguez sich ganz dumm anstellte. Der Schweizer brachte Schipplock völlig unnötig im eigenen Strafraum zu Fall. Dabei war "Schippo" doch gerade dabei, das gegnerische Hoheitsgebiet in Richtung Eckfahne zu verlassen... Dem "Meister des ruhenden Balles" war das völlig egal. Sejad Salihovic drosch den Elfmeter ins rechte Toreck (35.). Schade, dass Delpierre zwei Minuten vor der Pause am glänzenden Benaglio scheiterte (43.).

Es war auch nach dem Seitenwechsel kein Fußball-Leckerbissen, den die Stadionbesucher unweit der VW-Zentrale geboten bekamen. Überhaupt nur zweimal hat der VfL in dieser Saison zu Hause gewonnen. Der eingewechselte Madlung (47./56.) und Olic (57./59.) konnten die Weichen nicht auf einen dritten Erfolg stellen. Dafür nahm kurz darauf Beck Maß und Gisdol durfte lange auf seinen zweiten Sieg im zweiten Spiel hoffen.

Zumindest, bis sich der ehemalige Bremer Naldo an seine gute persönliche Bilanz gegen 1899 erinnerte. Gegen das Team, das er einst mit Werder in einer legendären Begegnung am 27. September 2009 mit 5:4 bezwang, wollte der Südamerikaner einfach nicht verlieren. Der lange Schlaks schritt energisch zur Tat...

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